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Die “Hundezählung” war ein voller Erfolg

Die “Hundezählung” war ein voller Erfolg
“Hundefahnder” ermittelten 370 schwarz gehaltene Vierbeiner – Aktion beschert der Stadt zusätzliche Steuereinnahmen von mehr als 27.400 Euro
Mechernich – Ein sattes Plus von mehr als 27.400 Euro bei den Steuereinnahmen – das ist das erfreuliche Ergebnis der im vergangenen Oktober begonnenen “Hundezählung” im Stadtgebiet Mechernich und darüber hinaus ein weiterer Schritt Richtung Steuergerechtigkeit. Denn neben der überwiegenden Zahl an Hundehaltern, die ihre Vierbeiner brav angemeldet haben, ermittelten die von der Stadt beauftragten “Hundefahnder” einer Dürener Firma immerhin 370 Hunde, die bis dato “schwarz” gehalten wurden und übertrafen damit noch die Erwartungen von zuvor geschätzten 300 Steuersündern.
“Damit hat sich die Aktion, die sich wegen des langen Winters über einen längeren Zeitraum als erwartet hinzog, bereits im ersten Jahr amortisiert”, freute sich Helmut Schmitz, Betriebsleiter der Stadtwerke Mechernich. Den Mehreinnahmen von über 27.000 Euro stehen Kosten in Höhe von 18.000 Euro für diese Befragung gegenüber. Monatelang waren die Hundefahnder im gesamten Stadtgebiet von Haustür zu Haustür gegangen, knapp 11.000 an der Zahl. “Befragt wurden dabei nur volljährige Personen”, erläuterte Schmitz die Vorgehensweise. Weder seien Kinder “ausgehorcht” noch die Nachbarn befragt worden, wenn niemand die Tür geöffnet habe. Stattdessen warfen die Fahnder in diesem Fall einen Fragebogen in den Briefkasten – vor allem, wenn es hinter einer Tür vernehmlich bellte und knurrte.
Gefragt wurde, seit wann und wie viele Hunde sich im Haushalt befinden und welchen Rassen diese angehören. “Seit gestern” war dann eine häufige Antwort. “Aber es gab auch ganz Ehrliche, die zugaben, seit zwei Jahren die Hundesteuer säumig zu sein”, so Schmitz. In diesen und allen anderen Fällen habe man auf ein Bußgeld verzichtet und stattdessen lediglich rückwirkend die Steuer berechnet, betonte Dieter Karls, Teamleiter Steuern und Gebühren bei der Stadt Mechernich. Der Abgleich der Befragungsergebnisse mit den vorhandenen Daten ergab zusätzliche 329 “Ersthunde”, die mit 69 Euro im Jahr zu Buche schlagen sowie 41 “Zweithunde”. Mehrhundehaltung ist grundsätzlich teurer: Bei zweien kostet jeder Vierbeiner 115 Euro pro Jahr, im Falle eines Rudels von drei und mehr Hunden sind pro Schnauze sogar 138 Euro zu entrichten.
Insgesamt leben bei einer Einwohnerzahl von rund 27.000 Bürgern 2.550 Hunde im Stadtgebiet. Damit sind 9,4 Prozent der Mechernicher Hundebesitzer, die insgesamt 193.500 Euro pro Jahr an Hundesteuer zahlen. “Das sind Einnahmen, auf die in Zeiten knapper Kassen keine Kommune verzichten kann”, sagt Kollege Lothar Hilgers. Er ist sich im Übrigen sicher, dass die Mechernicher Hundezählung Nachahmer finden wird. “Schon während der Bestandsaufnahme gab es wiederholt Anrufe von Kollegen aus anderen Kommunen im Kreis Euskirchen, die sich nach dem Verlauf erkundigten.” Schmitz hat sich einmal die Mühe gemacht, die in Mechernich ermittelten Zahlen auf die gesamte Republik umzurechnen. “Das wären 56 Millionen Euro nicht gezahlte Hundesteuern – ein enormer Steuerausfall”, errechnete der Fachbereichsleiter.
Überwiegend hätten sich die “ertappten” Steuersünder einsichtig gezeigt – und das bereits, bevor die eigentliche Befragung gestartet wurde. “Nach dem ersten Bekanntwerden der geplanten Aktion gaben sich die Leute hier die Klinke in die Hand, um ihre Hunde anzumelden”, schmunzelte Helmut Schmitz.
Vereinzelt seien jedoch auch Rufe nach einer Katzensteuer laut geworden, in einem Fall sogar schriftlich mit dem Hinweis auf eine weitere Möglichkeit der Haushaltskonsolidierung eingefordert worden. Doch Katzenfreunde, die jetzt aufschrecken, seien beruhigt: Eine solche Steuer wird es auch künftig nicht in Mechernich geben. “Es ist praktisch unmöglich, eine Katze zweifelsfrei ihrem Besitzer zuzuordnen”, begründet Dieter Karls.
Eine Mechernicher Erfindung ist die Hundesteuer übrigens nicht: Zum ersten Mal wurde diese Abgabe mit Verordnung vom 19. Mai 1809 zur Verringerung der Hundezahl und damit der Tollwutgefahr in Sachsen-Coburg eingeführt. Friedrich Wilhelm III. erließ am 28. Oktober 1810 das “Edikt über die Consumptions- und Luxussteuern”, nach dem nicht nur für Diener und Pferde, sondern eben auch für Hunde eine Luxussteuer zu entrichten war von denjenigen, die es sich leisten konnten, Hunde zu halten, die keine Nutztiere waren. Unglücksfälle durch tollwütige Hunde bei Mensch und Tier bewogen das Großherzogtum Baden mit Erlass vom 13. Februar 1811 eine jährliche Hundesteuer einzuführen, um die übermäßige Anzahl der Hunde und damit die Gefahr zu minimieren.
Nun gibt es heute geeignetere Möglichkeiten, der Tollwut Herr zu werden, und niemand wird den durchschnittlichen Familienhund als “Luxusobjekt” betrachten, dennoch: Überflüssig ist die Hundesteuer deshalb nicht. “Sie wird von den Städten und Gemeinden als zusätzliche Einnahmemöglichkeit beim Ausgleich der kommunalen Haushalte gesehen und muss nicht – wie oftmals angenommen wird – für das Einsammeln des Hundekots verwendet werden”, betont Helmut Schmitz.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

28.04.2011