„Christ, Humanist, bescheidener Mensch“
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Dezernent Ralf Claßen zum Tode des früheren GAT-Direktors und Kreiskrankenhausförderers Wolfram Königsfeld
Mechernich/Kall – Wolfram Königsfeld (87), der langjährige Leiter des städtischen Gymnasiums Am Turmhof (GAT) in Mechernich, ist am Samstag im Kreis seiner großen Familie gestorben. Um ihn trauern Ehefrau Anita, seine Kinder Uta, Oliver, Irene und Elena, Schwiegerkinder und sieben Enkel, aber auch die Offiziellen von Gymnasium und Verwaltung der Stadt Mechernich.
Allen voran brachte Dezernent Ralf Claßen, Nachfolger Wolfram Königsfelds als Vorsitzender des Fördervereins am Kreiskrankenhaus Mechernich, seine Betroffenheit zum Ausdruck. Er habe auf sozialen und gesellschaftlichen Gebieten vieles geleistet, ohne es an die große Glocke zu hängen. Mit ihm verlören Stadt und Förderverein „einen großartigen Menschen“.
Der Mitbegründer des damaligen neusprachlichen Progymnasiums und langjährige Stellvertreter und Nachfolger des GAT-Gründungsdirektors Johannes Kaernbach wurde am 3. Juni 1936 in Stolberg geboren. Er wuchs unter anderem in Blankenheimerdorf, Krekel und Kall auf, wo sein Vater Andreas als Lehrer tätig war.
Ein Jahr in Baltimore
Wolfram Königsfeld ging auf das Städtische Gymnasium in Schleiden, verbrachte aber auch einen einjährigen Gastaufenthalt in Baltimore (USA). Zu der Gastfamilie besteht bis heute Kontakt. Nach dem Abitur 1956 in Schleiden studierte der Kaller Englisch und Katholische Theologie für Höhere Schulen in Bonn. Dort lernte er auch seine Frau Anita kennen und lieben.
Sie unterrichtete an einer Oberhausener Realschule, er war Referendar an einem Duisburger Gymnasium, beide lebten in Mülheim/Ruhr, als Vater Andreas Königsfeld 1964 starb, wenig später Wolframs Mutter. In den Sommerferien 1965 tapezierten Anita und Wolfram Königsfeld das elterliche Haus auf dem Kaller Knoppen neu. Königsfeld sprach bei seinem früheren Schleidener Lehrer Johannes Kaernbach vor, der inzwischen das Neusprachliche Progymnasium in Mechernich leitete.
Ein halbes Jahr später wechselte der nunmehr ehemalige Referendar an das neue Mechernicher Gymnasium und wurde Kaernbachs Stellvertreter als Schulleiter. Die Kinder Uta, Oliver, Irene und Elena wurden geboren, später vergrößerten die Enkel Antonin, Annabell, Daniel, Katharina, Jaron, Johann und Simon die Familie. Neun seiner Nachkommen und Ehefrau Anita waren bei ihm, als Wolfram Königsfeld am Samstag, 30. September, im Simmerather Krankenhaus starb.
Herbert Kaefer und Hajo Hellwig
Er engagierte sich zeitlebens kirchlich und gesellschaftlich. Vor allem in seinen letzten Lebensjahren widmete sich Königsfeld intensiv dem Studium theologischer und philosophischer Literatur. Er wusste bis zuletzt einen Zirkel anderer Theologen um sich, mit denen er sich austauschte, darunter seinen Freund, den Gemünder Priester Dr. Herbert Kaefer. Domkapitular Hajo Hellwig, ein weiterer Vertrauter, war am Vorabend seines Todes mit dem Sakrament der Krankensalbung bei ihm. Der fortschrittliche Wolfram Königsfeld litt sehr an der derzeitigen „Selbstzerstörung“ der Kirche, wie er die Dauerkrise nannte.
Wolfram und Anita Königsfeld, die langjährige Vorsitzende des TV Kall, sangen zusammen im VHS-Chor und bis zuletzt im Kaller Kirchenchor. Sie hielten zusammen Eheseminare für die Regionalstelle Schleiden. Wolfram Königsfeld setzte sich bei den Gedenkgängen zu den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, bei der Verlegung von Stolpersteinen und den Gedenkstein an die Synagoge seines Heimatortes Kall ein.
Er bildete für die Regionalstelle Schleiden der Aachener Bistumsregion Eifel auch Lektoren aus und setzte sich im Verbund mit seinem Freund, dem Eifeldichter Fritz Koenn, und Manni Lang für den Erhalt der ripuarischen Mundart ein.
Im April 1986 ernannte ihn Kulturminister Hans Schwier zum neuen Oberstudiendirektor des Gymnasiums Am Turmhof. Das blieb der Kaller bis 1999, dem Jahr des Amtsantritts von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, eines ehemaligen GAT-Schülers. Bislang gab es erst vier Schulleiter am GAT: Johannes Kaernbach, Wolfram Königsfeld, Josef van de Gey und Micha Kreitz.
Nachfolger Rosens, Vorgänger Claßens
Wolfram Königsfeld war auch Nachfolger von Stadtdirektor Helmut Rosen und Vorgänger von Kämmerer und Dezernent Ralf Claßen als Vorsitzender des 1988 zu Krisenzeiten des Kreiskrankenhauses Mechernich von den Ehefrauen der Chefärzte und der Pflegedienstleitung aus der Taufe gehobenen Fördervereins.
„Der Verein hat bis heute nicht weniger als 400.000 Euro für das Kreiskrankenhaus Mechernich aufgewendet“, sagte Ehrenvorsitzender und Ex-Chefarzt Dr. Josef Neuhaus 2019 bei der Verabschiedung Wolfram Königsfelds aus dem 13-köpfigen Vereinsvorstand. Der Förderverein dient in erster Linie der Imagepflege des Krankenhauses und der Bekundung der Solidarität der Bevölkerung in Mechernich und Umgebung mit „ihrem“ Krankenhaus.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der selbst am Gymnasium am Turmhof Abitur gemacht hat, würdigte den früheren Studien- und Oberstudiendirektor als vorzüglichen Pädagogen, christlichen Humanisten und bescheidenen Menschen. Ralf Claßen, sein Nachfolger als Fördervereinsvorsitzender am Kreiskrankenhaus, sagte, Königsfeld habe im Stillen, ohne großes Aufheben gewirkt. Fast 20 Jahre habe er die Geschicke des Kreiskrankenhaus-Fördervereins maßgeblich geprägt.
Der gebürtige Stolberger wurde am 26. Februar 2002 als Nachfolger von Stadtdirektor Helmut Rosen zum Vorsitzenden gewählt. In seine Amtszeit fiel die Einführung der Benefiz-Frühjahrkonzerte, die Ausstattung der Chemotherapie-Zimmer und der Gynäkologie. Die sterblichen Überreste Wolfram Königsfelds werden am Freitag, 20. Oktober, auf dem Gemünder Friedhof beigesetzt. Die feierlichen Exequien in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Kall beginnen um 14.30 Uhr.
pp/Agentur ProfiPress