Bunte Reise um die Welt
Unter dem Motto „Mir sin wie mer sin“ setzten die Mechernicher Hauptschüler beim Schulfest ein deutliches Zeichen gegen Rechts – In vielgestaltigen Aktionen plädierten sie für Toleranz, Wertschätzung und Respekt aller Religionen und Kulturen – Schulleiter Heinz Wolfgarten, Eltern und Lehrer waren von dem Engagement und dem Ergebnis der drei vorangegangenen Projekttage hellauf begeistert

Mechernich – Wer kürzlich das Foyer der städtischen Mechernicher Hauptschule betrat, erkannte auf den ersten Blick: Hier findet mehr als ein gewöhnliches Schulfest fest statt. Es wurde ein deutliches Zeichen gegen Rechts gesetzt. Der Aktionstag mit dem Titel „Mir sin wie mer sin“ stieß auf großen Zuspruch. In beinahe allen Gängen, in vielen Klassenzimmern und vor allem in der dicht gefüllten Aula präsentierten die Schüler die Ergebnisse der drei vorangegangenen Projekttage, bei denen sie sich in jeweils unterschiedlichen Aktivitäten mit den Themen Toleranz, Wertschätzung, Respekt, Rassismus, Grundgesetz, Menschenrechten, Religionen und Kulturen auseinandergesetzt hatten. Ob kreativ, kulinarisch oder künstlerisch, die Angebote waren abwechslungsreich und vor allem international.

„Ich habe in meinem Leben mehr Zeit in Spanien als in der Türkei verbracht – bin ich dann ein deutsch-türkischer Spanier oder ein spanischer Deutsch-Türke? Warum denken wir immer so in Grenzen? Ich will als Fußballer gemessen werden – und Fußball ist international, das hat nichts mit den Wurzeln der Familie zu tun.“ Dieses Zitat des deutschen Nationalspielers Mesut Ösil hatten die Schüler in großen Lettern an die Stellwand geheftet.
Schräg gegenüber prangten – in Anlehnung an die Kampagne des Deutschen Fußballbundes – „No to Racisism“ -Plakate mit den Gesichtern von Mechernicher Lehrern und Schülern, die für Zivilcourage plädieren. Gleich daneben sah man bunt gemalte Stammbäume, in denen sich die Kinder auf die Suche nach den Wurzeln ihrer eigenen Familie begeben hatten.

Auf der großen Bühne in der Aula führten die Schüler unter der Regie von Kunstlehrerin Christine Fischer zu den stimmungsvollen Klängen von „We are the world“ selbst genähte, jeweils landestypische Trachten unter dem Motto „Eine Reise um den Globus“ auf. Von Ungarn, Ägypten, Indien ging es nach China, Hawaii, Nordamerika und zu den Inuits. Ebenso waren Bayern und der Schwarzwald Ziele der Reise. „Denn so vielseitig und verrückt wie die Kinder der Welt, sind auch die Kinder an unserer Schule“, erklärte Christine Fischer. Gökan und Mervan hatten unterdessen an der Buttonmaschine vor der großen Plakatwand Platz genommen, die sich mit Sprichwörtern und Redensarten zum Thema „Hände“ auseinandersetzte. Till, René, Lea, Lena, John-Pierre und Adrian aus der Klasse 6 a hatten dieses Stichwort mit einer originellen Skulptur aus Bauklötzen aufgegriffen, die unter dem Titel „Brücken bauen – Für ein faires Miteinander“ stand.
Die Idee zu diesem besonderen Schulfest sei in der Lehrerkonferenz aufgekommen, erläuterte Konrektorin Adelgunde Uelpenich. Anknüpfend an die positiven Erfahrungen der erfolgreichen Projektwoche „Haiti“ vor zwei Jahren, hatte die Erfahrung gezeigt, dass die „Potentiale und Kräfte, die bei einer solchen Unternehmung freigesetzt werden, noch lange nachwirken“. Um den beunruhigenden antidemokratischen Tendenzen in Schule und Gesellschaft entgegenzusteuern, war es das erklärte Ziel, dem „dumpfen rechtspopulistischen ´Gegen´ ein positives, konkretes und nachvollziehbares ´Für´ entgegenzuhalten, das in unserem Miteinander deutlich erlebbar“ werde.

Bei Besuchen im EL-DE-Haus, der Synagoge in der Kölner Roonstraße und im jesuitischen Garten der Religionen hatten sich die Schüler der Klassen 10 A und 10 B intensiv mit den verschiedenen Ausprägungen des Glaubens und den Gräueltaten der Nazi-Zeit auseinandergesetzt. Begleitet von tosendem Applaus, rappten Melina und Kevin Songs von KC Rebell, die Gitarrengruppe von Martin Bohle spielte Stücke von Abdel bis zu den den Sportfreunden Stiller und in bester kölscher „Arsch huh, Zäng ussenander“-Tradition. Der Lehrer-Chor legte anschließend wunderbar nach.
„Kinder und Kollegen haben ganz fantastisch gearbeitet“, lobte Schulleiter Heinz Wolfgarten das enorme Pensum, das die Akteure innerhalb von nur drei Projekttagen gestemmt hatten. Ein echtes Highlight auch: Der Zebrastreifen aus Krepppapier mit dem Hinweis „Informiere Dich! Engagiere Dich! Geh wählen!“, der zur Informationswand über Grundgesetz und Demokratie führte, vorbei an der Tafel mit den Worten „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
pp/Agentur ProfiPress