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„Bis hierhin und nicht weiter…“

Ausstellungseröffnung „Die Wut ist weiblich“ in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist mit Plädoyers für Frauenrechte, virtuoser Musik und koreanischer Kampftechnik

Mechernich – „Kihap“, der Kampfschrei beim Taekwondo, hallte Sonntag nach dem Hochamt durch die Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Ein Dutzend Kämpferinnen demonstrierten unterm Kreuz im Hochchor, wie sich Frauen erfolgreich gegen Angriffe zur Wehr setzen können „Ki!“ („Atem“) ist praktisch die letzte Warnung: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Sonst folgt das „Hap!“ („Konzentration, Vereinigung“).

Bis 4. Mai ist in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist die Fotoausstellung „Die Wut ist weiblich“ der Aachener Fotografin Rosa Engel( m.) zu sehen, vorbereitet, arrangiert und begleitet von der katholischen Frauenseelsorgerin Ida Prinz-Hochgürtel (r.) und Astrid Günther, der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Euskirchen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Bis 4. Mai ist in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist die Fotoausstellung „Die Wut ist weiblich“ der Aachener Fotografin Rosa Engel( m.) zu sehen, vorbereitet, arrangiert und begleitet von der katholischen Frauenseelsorgerin Ida Prinz-Hochgürtel (r.) und Astrid Günther, der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Euskirchen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Was aber hat koreanische Kampfkunst in einer katholischen Kirche zu bedeuten? Es handelte sich um eine effektvolle Begleitung der Fotoausstellung „Die Wut ist weiblich“ der Aachener Fotografin Rosa Engel, vorbereitet, arrangiert und begleitet von der katholischen Frauenseelsorgerin Ida Prinz-Hochgürtel (Bistumsregion Eifel) und Astrid Günther, der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Euskirchen, und deren Stellvertreterinnen Andrea Detampel und Leonie Stadler.

„Wut“, erläuterte Ida Prinz-Hochgürtel nach der Begrüßung durch den Mechernicher Pfarrer und GdG-Leiter Erik Pühringer („Die Rolle der Frau wird noch immer mit Füßen getreten…“), sei schon rein grammatikalisch weiblich, eben „die“ Wut. Gleichwohl wehrten sich Frauen auch heute längst nicht immer gegen Zurücksetzung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit.

Die Portraits und Studien, die die Aachenerin aufgenommen und auf großformatige Abzüge gebracht hat, sind sehr ausdrucksstark. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die Portraits und Studien, die die Aachenerin aufgenommen und auf großformatige Abzüge gebracht hat, sind sehr ausdrucksstark. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Gemeindereferentin und Frauenseelsorgerin der Aachener Bistumsregion Eifel nahm sich selbst nicht aus: „Viele Frauen sind nicht zornig und empört, auch ich lächle mitunter über Ungleichbehandlung hinweg nach der Devise »Ist ja nicht so schlimm«…“ Wehren sich Frauen, würden sie im Umfeld leicht als „hysterisch, hormongesteuert, zickig, Kampfweib“ wahrgenommen, so Ida Prinz-Hochgürtel.

Frauen sind wertvoll

Dabei wollten Frauen als wertvoll wahrgenommen werden mit eigenem Blick auf die Welt und einer eigenen Meinung, so die Seelsorgerin. Dass die Bilder wütender Frauen ausgerechnet in der Kirche gezeigt würden – und parallel in der Kreisverwaltung Euskirchen –habe seinen Grund darin, dass Frauen auch heute noch in der säkularen wie in der sakralen Welt ungleich behandelt würden.

„Kihap“, der Kampfschrei beim Taekwondo, hallte Sonntag nach dem Hochamt durch die Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Ein Dutzend Kämpferinnen demonstrierten unterm Kreuz im Hochchor, wie sich Frauen erfolgreich gegen Angriffe zur Wehr setzen können „Ki!“ („Atem“) ist praktisch die letzte Warnung: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Sonst folgt das „Hap!“ („Konzentration, Vereinigung“) Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Kihap“, der Kampfschrei beim Taekwondo, hallte Sonntag nach dem Hochamt durch die Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Ein Dutzend Kämpferinnen demonstrierten unterm Kreuz im Hochchor, wie sich Frauen erfolgreich gegen Angriffe zur Wehr setzen können „Ki!“ („Atem“) ist praktisch die letzte Warnung: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Sonst folgt das „Hap!“ („Konzentration, Vereinigung“) Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die katholische Kirche benachteilige Frauen und erkenne den Männern durchgängig mehr Rechte zu. In Wahrheit seien aber oft die Frauen die wahren Säulen des Glaubenslebens in den Familien und in der Kirche, weshalb man Rosa Engels „Wut“-Bilder auch in der Nähe der Kirchenpfeiler im Mechernicher Sakralbau arrangiert habe, so Ida Prinz-Hochgürtel.

Bereits im Sonntagsgottesdienst hatte Pfarrer Erik Pühringer in einer österlichen Predigt den Umstand kommentiert, dass es Frauen auf dem Weg zum Grab waren, denen sich der Auferstandene nach der Schrift als erstes gezeigt hatte: „Aber die Männer glaubten ihnen nicht, und daran hat sich bis heute nicht so viel verändert…“

Bereits im Sonntagsgottesdienst vor der Ausstellungseröffnung hatte Pfarrer Erik Pühringer in einer österlichen Predigt den Umstand kommentiert, dass es Frauen auf dem Weg zum Grab waren, denen sich der Auferstandene nach der Schrift als erstes gezeigt hatte: „Aber die Männer glaubten ihnen nicht und daran hat sich bis heute nicht so viel verändert…“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Bereits im Sonntagsgottesdienst vor der Ausstellungseröffnung hatte Pfarrer Erik Pühringer in einer österlichen Predigt den Umstand kommentiert, dass es Frauen auf dem Weg zum Grab waren, denen sich der Auferstandene nach der Schrift als erstes gezeigt hatte: „Aber die Männer glaubten ihnen nicht und daran hat sich bis heute nicht so viel verändert…“ Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die virtuose Musik zur Ausstellungseröffnung spielte die erste 14jährige Pianistin Renata Vovk aus der Ukraine ein, die vor ihrer Kriegsflucht nach Deutschland bereits an der Musikhochschule Lwiw (Lemberg) studiert hatte. Die mitwirkenden Frauen und Jugendlichen des Teakwondo-Clubs Schleiden waren Giorgia und Giulia Corrado, Annalena Mayer, Christa und Hanna Talbot, Susanne Blens, Alena Johanson, Monika Sommer und Jessica Rau.

Die Fotografin Rosa Engel hatte in einem Interview von ihrer eigenen unterdrückten Wut gesprochen: „Die tradierte Erwartung an Frauen ist, Gefühle von Wut unter Kontrolle zu halten. Auch ich habe irgendwann festgestellt, dass ich meine Wut nicht ausdrücken kann!“ Laut und angriffslustig sein, aufstampfen, brüllen: „Das alles wurde so lange geächtet, bis ich der Meinung war, dass ich so gar nicht sein kann. Dass ich sowas auch nicht fühle.“

Ausstellungseröffnung „Die Wut ist weiblich“ in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist: Astrid Günther (r.) und Ida Prinz-Hochgürtel erklären, dass „Wut“ schon rein grammatikalisch weiblich sei, eben „die“ Wut. Gleichwohl wehrten sich Frauen auch heute längst nicht immer gegen Zurücksetzung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ausstellungseröffnung „Die Wut ist weiblich“ in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist: Astrid Günther (r.) und Ida Prinz-Hochgürtel erklären, dass „Wut“ schon rein grammatikalisch weiblich sei, eben „die“ Wut. Gleichwohl wehrten sich Frauen auch heute längst nicht immer gegen Zurücksetzung, Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Trauer unterdrückte Wut“

Als sich Rosa Engel umhörte, merkte sie: Sie ist nicht die einzige Frau, deren Wut abhandengekommen zu sein scheint oder nie da war. Über Social Media rief die Fotokünstlerin andere Frauen dazu auf, sich gemeinsam mit ihr und ihrer Kamera auf die Suche zu machen, schreibt die Redakteurin Heike Nickel. Einfach sei das nicht gewesen, Wut sei Frauen oft fremd. „Manche stellten fest, dass hinter der Trauer, die sie spüren, eigentlich unterdrückte Wut steckt…“

Die Portraits und Studien, die die Aachenerin aufgenommen und auf großformatige Abzüge gebracht hat, sind sehr ausdrucksstark. Und doch von großer Würde und Ästhetik. „Diese Ausstellung will zeigen, welche Kraft und Energie in weiblicher Wut steckt. Sie lädt dazu ein, aufzubegehren, laut zu werden, die Wut zu zeigen, zu nutzen, sie nicht zu verstecken“, sagte Kreis-Gleichstellungsbeauftragte Astrid Günther zu Heike Nickel.

„Viele Frauen sind nicht zornig und empört, auch ich lächle mitunter über Ungleichbehandlung hinweg nach der Devise »Ist ja nicht so schlimm«… Wehren sich Frauen, werden sie im Umfeld leicht als hysterisch, hormongesteuert, zickig, Kampfweib“ wahrgenommen, so Ida Prinz-Hochgürtel. Foto: Rosa Engel/Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Viele Frauen sind nicht zornig und empört, auch ich lächle mitunter über Ungleichbehandlung hinweg nach der Devise »Ist ja nicht so schlimm«… Wehren sich Frauen, werden sie im Umfeld leicht als hysterisch, hormongesteuert, zickig, Kampfweib“ wahrgenommen, so Ida Prinz-Hochgürtel. Foto: Rosa Engel/Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Frauenseelsorgerin Ida Prinz-Hochgürtel hatte sich im Vorfeld der Ausstellung viele Gedanken zum Thema „Wut“ gemacht: „Jede hat Wut im Bauch, jede hat Erinnerungen an Situationen, wo sie verletzt, verärgert und angegriffen wurde, weil sie Frau ist.“ Jede kenne die Erfahrung von Grenzverletzungen und verbalen oder körperlichen Übergriffen.

Den „gordischen Knoten aus Regeln und Ängsten zerschlagen“ und sie befreien, die Wut, ist das Anliegen der 48-jährigen Aachener Fotografin und der Ausstellungskuratorinnen. „Die Wut ist weiblich“ ist noch bis zum 4. Mai zu sehen: im Foyer des Kreishauses Euskirchen, Jülicher Ring 32, (Mo. bis Do. von 8.30-15.30 Uhr/Fr. 8.30-12.30 Uhr) und in der Mechernicher Kirche St. Johann Baptist täglich von 9-17 Uhr, außer während der Gottesdienste).

www.wutistweiblich.rosaengel.de

pp/Agentur ProfiPress