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Alte Obstbaumsorten erhalten

Alte Obstbaumsorten erhalten
Projekt zur Rettung aussterbender Sorten initiiert – Streuobstwiesen bieten Artenvielfalt – Lückerather Steinkauz in die Freiheit entlassen
Mechernich-Lückerath/Kreis Euskirchen – “Viele Bäume der nur in der Eifel beheimaten Obstbaumsorten sind 50 bis 60 Jahre alt – wenn diese Bäume nicht mehr sind, sterben auch die Sorten aus”, sagte Michael Schulze von der Biologischen Station. Deshalb haben Vertreter des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), der Biologischen Station Nettersheim, des Eulenvereins und des Eifeler Obstwiesenvereins “Renette” eine Projekt ins Leben gerufen, um die lokalen alten Obstbaumsorten wie etwa die “Renette”, die “Wachendorfer” oder den “Eifeler Rambour” zu erhalten.
Auf der Streuobstwiese vom Lückerather Matthias Pünder haben sich die “Obstbaumschützer” am Mittwochmorgen getroffen, um sich auszutauschen und ihre Arbeit der Presse vorzustellen. Kreisweit gibt es zwischen 44 000 und 46 000 alte Obstbäume. 100 Obstbaumwiesen wurden besichtigt, der Zustand und das Alter der Bäume erfasst. Dabei kam heraus, dass nicht nur das Alter und mangelnde Pflege vielen Bäumen zu schaffen macht.
“Durch den Klimawandel stellen wir unter anderem auch vermehrt Sonnenbrand an den Früchten fest”, berichtete Ursula Gehrke vom Verein “Renette”. Heike Günther, Agrar-Ingenieurin an der Biologischen Station, schwärmt vor allem von dem Aroma der alten Eifeler Sorten. “Vielen Apfelsäften aus modernen Tafelobstsorten muss wegen der mangelnden Säure schon Ascorbinsäure zugesetzt werden”, sagte sie. Auch damit seien die alten Sorten besser ausgestattet.
Um die alten Obstbaumsorten zu retten, werden die Bestände nun mit Hilfe von Fördergeldern des Landschaftsverbandes durch Zurückschneiden gepflegt. “Dadurch gibt es im kommenden Jahr neue Triebe, die als Reiser gewonnen werden können”, erklärte Michael Schulze. Die können dann auf Jungbäume aufgepfropft und somit erhalten werden. Vorher überprüfte ein “Pomologe”, also ein Obstkundler, ob es sich auch wirklich um die gesuchten, vom Aussterben bedrohten Sorten handelte.
Zusätzlich werden für die Streuobstwiesenbesitzer Veredelungs- und Schnittkurse angeboten. Denn die Streuobstwiesen sind auch ökologisch besonders wertvoll: Dort gibt es eine große Artenvielfalt, neben dem breiten Nahrungsangebot bieten Streuobstwiesen viele Nist- und Versteckmöglichkeiten.
“Die alten Hochstämme sind nämlich hohlraumtolerant”, sagte Schulze. Die Bäume fallen also nicht gleich um, wenn sich in ihren Stämmen Höhlen bilden. Dort finden dann neben Singvögeln und Fledermäusen auch Steinkäuze ein neues Zuhause, zusätzlich können auch noch Niströhren in den Bäumen angebracht werden.
Auf der Pünderschen Obstwiese kam ein junger Steinkauz in dem trockenen Sommer allerdings zu kurz. “Der junge Kauz war fast am Verhungern”, erklärte Peter Josef Müller vom Eulenverein. Die drei Söhne von Elke und Matthias Pünder hätten den niedlichen Kauz am liebsten selber aufgepäppelt. “Aber dann hätte er sich zu sehr an die Menschen gewöhnt und nicht mehr ausgewildert werden können”, so Müller.
Beim Eulenverein zog ein Zuchtpärchen das Junges groß, berichtete der Eulenexperte und ging dann zu einem Transportkarton. Dort holte er das mittlerweile stattliche Jungtier heraus und übergab es Elke Pünder. Die schaute dem Kauz noch einmal in seine großen, gelben Augen und entließ ihn dann in die Freiheit.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

27.10.2008