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Afrika ist ihre wahre Heimat

Afrika ist ihre wahre Heimat
Schwester Jutta, geborene Maria Nöthen, die in Firmenich aufwuchs, feiert im Februar ihr Goldenes Ordensjubiläum – Die 74-Jährige ist nach wie vor in einer Missionsschule in Namibia tätig und erklärt Afrika als ihre wahre Heimat – Sternsinger aus Firmenich/Obergartzem ermöglichen den Schulbesuch afrikanischer Kinder
Mechernich – “In diesem Jahr folgte hier wirklich ein Schlag auf den anderen. Im Juli habe ich bereits von dem großen Blitzschaden berichtet. Wenig später fiel für drei Tage der Strom aus… wir standen mit 500 Kindern ohne Wasser da, weil wir nicht pumpen konnten… letzten Sonntag hat ein starker Sturm an unserem Schwesternhaus mehr als zwei Dutzend Zinkplatten losgerissen…unser Telefon ist zum Teil ganz außer Betrieb…” Die Frau, die diesen Brief Mitte Dezember an ihre Schwester nach Mechernich schreibt, wird im April 75 Jahre alt, steht aber noch mitten im Leben und in der Arbeit. Missionsschwester Jutta, geborene Maria Nöthen, feiert in diesem Jahr ihr Goldenes Ordensjubiläum. Jeden Freitag telefoniert sie mit ihrer Schwester Gudula Schmitz in Mechernich und gibt einen kurzen Bericht ihrer segensreichen Arbeit. “Zunächst sprechen wir über die wichtigen Dinge, dann kommt der Dorfklatsch”, erzählt Gudula Schmitz, die 16 Jahre alt war, als ihre Schwester Deutschland verließ. Stets bestehe die Gefahr, dass die Verbindung bereits nach wenigen Minuten abreiße, daher müsse alles Wichtige immer zuerst erzählt werden.
“Für meine Schwester ist Afrika längst zur Heimat geworden”, so Gudula Schmitz. “Ihr größtes Problem wird es sein, wenn sie mal nicht mehr richtig arbeiten kann”, weiß sie. Es sei schon irgendwie lustig, denn als Kind habe sich ihre Schwester nie etwas aus Gartenarbeit gemacht und stattdessen lieber Schuhe geputzt. Heute aber sei die Landwirtschaft in Afrika für sie das A und O.
Schwester Jutta wurde 1935 als ältestes von fünf Kindern in Wisskirchen geboren. Als sie ein Jahr alt wurde, zog sie mit ihren Eltern nach Firmenich. Dort besuchte sie die Volksschule. Ein erstes Vorbild für ihre religiöse Orientierung war ihre fromme Großmutter, die sie sehr verehrte.
Bereits im Alter von zehn bis zwölf Jahren habe sie den Wunsch verspürt, Gott in einem jungfräulichen Leben zu dienen. “Diesen Beschluss habe ich allerdings später für ein paar Jahre ziemlich vergessen”, berichtet sie in ihrer Kurzbiographie anlässlich des 100. Geburtstags der Obergartzemer Pfarrkirche St. Hubertus. Nach einer hauswirtschaftlichen Lehre und fünf Jahren Arbeit in der Euenheimer Tuchfabrik wandte sie sich mit ihrem Wunsch, Gott zu dienen, an Pater Christian im Franziskanerkloster in Euskirchen. Der verwies sie schließlich an die “Missionsschwestern von der Unbefleckten Empfängnis der Mutter Gottes” in Münster-Wilkinghege, wo Schwester Jutta im März 1958 eintraf. Nach dem Noviziat erlernte sie in Köln-Hohenlind die Krankenpflege und hatte nur einen Wunsch: In Afrika zu arbeiten.
“Unsere Mutter war über den geplanten Ordenseintritt meiner Schwester überhaupt nicht begeistert”, berichtet Gudula Schmitz. “Sie hat sich sehr dagegen gewehrt.” Grund sei vor allem die Tatsache gewesen, dass ein Ordenseintritt damals noch bedeutete, die eigene Tochter so gut wie nie mehr wiederzusehen. Am 10. Januar 1960, also vor genau 50 Jahren, legte sie ihr erstes Gelübde ab. Im April 1962 gehörte Schwester Jutta zu den ersten sechs Schwestern ihrer Ordensgemeinschaft, die nach dreiwöchiger Schifffahrt in Swakopmund anlegten, damals noch Südwest-Afrika, heute Namibia. Bereits am nächsten Tag erreichte sie ihren Bestimmungsort: Gobabis, wo die Schwestern ein kleines Krankenhaus für Weiße und eine Schule für schwarze Kinder übernahmen. Ihre eigentliche Bestimmung war jedoch das Eingeborenen-Reservat Aminuis. 1965 legte sie das Ewige Gelübde ihres Ordens ab. 1967 ließ sie sich als Hebamme ausbilden. In Aminuis arbeitete sie 27 Jahre lang in der staatlichen Klinik als Krankenpflegerin und Hebamme.
“Mehr als zehn Jahre war ich ganz allein, d.h. sieben Tage in der Woche 24 Stunden Bereitschaftsdienst. Einmal in der Woche, später jede zweite Woche kam ein Arzt für ein bis zwei Stunden aus dem 200 Kilometer entfernten Gobabis”, erinnert sich Schwester Jutta in ihrer Kurzbiographie. Zu Hause wartete darüber hinaus jeden Tag der Garten und der Geflügelhof auf die Schwester. In der Mission bauten die Schwestern seit 1962 eine Internatsschule auf. Die Schülerzahl ist mittlerweile auf mehr als 550 Kinder angestiegen, die aus dem Umkreis von 150 Kilometern angereist kommen. Zudem betreut die Station 20 Außenposten, die bis zu 140 Kilometer entfernt liegen. Die Schule wurde über Jahrzehnte ständig ausgebaut. Heute gibt es 20 Klassenräume und 20 Schlafsäle. 1975 wurde ein Brunnen gebohrt, 1995 erfolgte der Anschluss an das Stromnetz. Seit 1995 ist Schwester Jutta zwar offiziell Rentnerin, aber zu Hause in der Mission hat sie noch immer ein volles Tagesprogramm in Küche, Waschküche, Garten und Hühnerhof.
Da die Eltern oft die 30 Euro pro Jahr an Schulgeld nicht aufbringen können, ist die Mission auf Spendengelder angewiesen. Als treuer Partner erweisen sich dabei seit 1990 die Sternsinger aus Firmenich/Obergartzem, die jährlich zwischen 2000 und 2500 Euro für Schwester Jutta sammeln und damit zahlreichen Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Betreut werden die Sternsinger von Stephanie Jansen, Dr. Gabriele Keus, Gertrud und Konrad Hamacher. Hamacher ist auch als Küster an St. Hubertus tätig und kennt die Familie von Schwester Jutta bereits seit seiner Kindheit .
“Aufgrund des Goldenen Ordensjubiläums von Schwester Jutta feiern wir am 20. Februar in St. Hubertus um 19 Uhr einen Dankgottesdienst”, so Hamacher. Ausdrücklich, so betont er, seien hierzu alle Freunde, Verwandte und interessierte Bürger aus der ganzen Region eingeladen.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

15.01.2010