„Zupacken und Zuhören“ ist wichtig
Katzveyer Bürger fragte in den Orten Fliesteden und Büsdorf an der Erft an, ob Hilfe benötigt wird – Die drehten den Spieß um – Welle der Hilfsbereitschaft für Katzvey und Satzvey – 60 Helfer im Einsatz – Mit Benefizkonzert und Spendenkonto bisher rund 30.000 Euro mobilisiert – Dankestorte durch Mechernicher Delegation überreicht – Aus spontaner Hilfsbereitschaft soll dauerhafte Freundschaft werden
Mechernich/Katzvey/Satzvey – „Wo Katzvey genau liegt wussten wir ehrlich gesagt in dem Moment noch gar nicht.“ Elisabeth Hülsewig, Ortsbürgermeisterin von Fliesteden, betont: „Das war uns aber auch nicht wichtig. Hier war Hilfe nötig, das war das Entscheidende für uns.“
Letztlich war es nur ein Zufall, durch den man auf den Ort im Mechernicher Stadtgebiet aufmerksam geworden ist. Ein Fliesteder Golfplatz-Geschäftsführer wohnt in der Eifel und berichtete der Ortsbürgermeisterin von den Schäden und den Menschen. „Zuerst hatte er allerdings nachgefragt, ob er uns helfen kann“, so Hülsewig. Da „ihre“ Region zwar auch, aber im Verhältnis längst nicht so schwer betroffen ist, weil die Erft größtenteils dort im Flußbett geblieben war, drehte man den Gedanken und damit den Spieß einfach um.
„Auch ein kleines Dorf“
„Wir sind auch ein kleines Dorf mit 2.000 Einwohner im Kreis Bergheim“, sagt Hülsewig, daher habe die Größe perfekt gepasst. Auch der Nachbarort Büsdorf klinkte sich mit Ortsbürgermeister Georg Linzbach ein und machte mit. Es folgten erste Kontakte zu Helfern, Aufrufe auf Facebook, Telefonate mit Nathalie Konias der Ortsbürgermeisterin von Kommern-Süd und Katzvey. Ihre Satzveyer Ortsbürgermeister-Kollegin Heike Waßenhoven wurde mit ins Boot geholt. Die Hilfswelle rollte an – für beide Mechernicher Dörfer.
Mit dem achtsitzigen „Bürgerbus“, der eigentlich Lücken im öffentlichen Bergheimer Nahverkehr schließen soll, aber dennoch bereitgestellt wurde für die gute Tat, kamen die Helfer in Katzvey und Satzvey an, dazu private PKWs mit Anhängern. „Insgesamt 60 Menschen sind zum Einsatz gefahren“, so Hülsewig, der dann auch klar war: „1 Stunde und 15 Minuten liegen wir auseinander.“
Täglich wurde geholfen. Neben handwerklichem Geschick sei in den betroffenen Häusern und bei den betroffenen Menschen vor allem „Zupacken und Zuhören“ gefragt gewesen und „Wiederkommen!“ Als Zeichen der Solidarität wurde zu den Türen der betroffenen Haushalte eine Sonnenblume gebracht – inklusive Hinweis „Lehn Dich an mich!“ Aber auch Wasch- und Spülmaschinen sowie Gefriergeräte wurden als Erste-Hilfe-Paket zur Verfügung gestellt.
„Kraft- und hilflos“
Ihre Bürger in der Heimat hielt Elisabeth Hülsewig mit einem Newsletter auf dem Laufenden über die Schäden und Sorgen der Mechernicher Bevölkerung. „Vor den Türen am Straßenrand stehen wertvolle Möbel, Teppiche, Waschmaschinen, Küchen, Dinge, die den Bewohnern ans Herz gewachsen sind“ und „Was für die Helfer schwer in Erinnerung bleibt, sind die Menschen, die kraft- und hilflos allein auf den Stufen vor der Türe sitzen“, beschreibt sie die ersten Eindrücke wenige Tage nach der Katastrophe.
Inzwischen wurde sogar ein Benefizkonzert an der Erft für die Mechernicher Partnerorte auf die Beine gestellt, das am Wochenende stattfand. „Büsdorf und Fliesteden helfen“ und „zugunsten der Flutopfer unserer Partnerstädte Katzvey und Satzvey“, lautete das Motto der Veranstaltung. 9.000 Euro Spenden konnten mit dem Musikevent generiert werden. Auf einem eigens eingerichteten Spendenkonto sind damit bis dato fast 30.000 Euro zugunsten der Satzveyer und Katzveyer eingegangen.
Dank & dauerhafte Freundschaft
Auch, weil sie sich von Herzen für die ersten, so wertvollen Taten und Hilfen in den ersten Tagen nach der Hochwasserkatastrophe bedanken wollte, reiste eine Delegation aus dem Mechernicher Stadtgebiet zum Benefizkonzert nach Bergheim – mit Bianca und Ralf Sofka, Frank Chelmowski und Heike Waßenhoven. Sie hatten eine kunstvoll verzierte Dankestorte im Gepäck. Metzgerei Schmitz aus Mechernich spendierte zudem Grillwürste, Melanie Klose, die Dankestorten-Designerin, brachte zusätzlich auch noch belegte Brötchen und Brote zum Fest.
Aus der spontanen Hilfsbereitschaft soll eine dauerhafte Freundschaft werden, betonen die Beteiligten. Ortsbürgermeisterin Elisabeth Hülsewig spricht von einer besonderen und tiefen Verbundenheit nach dieser Zeit: „Das wird noch lange anhalten“, ist sie sicher. Friedel Meuser, alteingesessener und engagierter Bürger in Katzvey, freut das. Er erzählt: „Auch zu unseren Sommerfesten werden die Helfer eingeladen, um die freundschaftlichen Kontakte aufrechtzuerhalten.“
pp/Agentur ProfiPress