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Reparatur von Geräten und mehr

Im Repaircafé der Wirkstatt versuchen Ewald Bauer und Wolfgang Nowag defekte Elektro-Geräte wieder flott zu bekommen – Manchmal helfen auch schon Gespräche

Kall – Menschen hängen an profanen Dingen – und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Der 40 Jahre alte Toaster etwa, ein echtes Qualitätsprodukt aus Edelstahl und ohne Plastik, das man heute so kaum noch findet. Oder die 35 Jahre alte Einbau-Mikrowelle, die Maße hat, die man heute kaum noch findet. Oder eben der Stabmixer, der jahrelang seinen Dienst verrichtet hat. Und dann gehen sie von einem auf den anderen Tag kaputt. Toasten nicht mehr. Mixen nicht mehr. Oder springen gar nicht mehr an.

Doch zum Glück gibt es Menschen wie Ewald Bauer aus Pesch und Wolfgang Nowag aus Zülpich. Die beiden reparieren für den gemeinnützigen Verein Wirkstatt in Kall defekte Geräte – eben auch den Toaster oder die Mikrowelle – sofern es ihnen möglich ist. Der Toaster beispielsweise hatte eine mechanische Uhr, ähnlich einer Eieruhr. Doch die war kaputt. Ein Ersatzteil wurde in England beschafft – zu einem Preis, zu dem man auch einen neuen, modernen Toaster bekommen würde. „Das entscheiden wir natürlich nicht selbst, sondern der jeweilige Kunde“, erklärt Wolfgang Nowag.

Ewald Bauer (r.) hält die mechanische Uhr in Händen, die Wolfgang Nowag am 40 Jahre alten Toaster kurze Zeit später austauschen wird. Für den Preis des aus England zugesandten Ersatzteils hätte man auch einen neuen Toaster bekommen – aber die Kundin hängt an ihrem Schätzchen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Als die Dame mit der defekten Mikrowelle den Raum betritt (die so schwer ist, dass Ewald Bauer sie aus dem Auto holt) und ihr Problem schildert, zieht Nowag eine Augenbraue hoch. Eine Mikrowelle ist heikel weiß der Elektrotechniker im Ruhestand. Denn auch das ist wichtig für die beiden „Geräte-Doktoren“: Es wird nichts Riskantes gemacht, das am Ende für den Kunden gefährlich werden könnte. Doch die Frau hat Glück. Es ist tatsächlich nur eine Sicherung defekt, die Wolfgang Nowag austauschen kann. Die Mikrowelle funktioniert wie ein kurzer Test mit Nowags Kaffeetasse zeigt. „Eben war er noch kalt, jetzt ist er ein bisschen wärmer“, scherzt er.

Denn auch darum geht es: Um das Reparieren von Geräten, aber auch um das Reparieren der Seele bei einer Tasse Kaffee. Einmal im Monat findet das Repaircafé der Wirkstatt im Haus der Begegnung statt, das nächste Mal am Freitag, 28. Juni, 13 bis 15 Uhr. Bis zur Eröffnung des Hauses hinter der Gemeindeverwaltung wurde im Gemeinnützigen Kaufhaus an der Aachener Straße repariert. „Wir hatten auch schon Menschen, die einfach nur jemanden zum Reden brauchten“, erklärt Bauer.

Zauberhände oder ausgeleierte Steckdose?

Und auch der Stabmixer surrt wieder und kann mixen – zumindest im Haus der Begegnung. Das liegt aber nicht an Ewald Bauers Zauberhänden. Er vermutet, dass die Steckdose, in der der Mixer angeschlossen ist, ausgeleiert ist. „Das kann vorkommen, es gibt dann einfach keinen Kontakt mehr“, erklärt er.

Nicht jeder Kunde an diesem Freitag Mitte Mai hat Glück. Der defekte Rasentrimmer ist irreparabel. „Achtung, es qualmt“, ruft Ewald Bauer seinem Freund Wolfgang Nowag zu, der den Schalter betätigt hatte. Der Gestank verschmorter Elektrik tritt aus. Das Gerät ist nur noch ein Fall für das Abfallwirtschaftszentrum. Trotzdem wirft der Kunde ein bisschen Geld in das Sparschwein – natürlich nicht für die beiden Helfer, sondern für den Verein Wirkstatt, der mit den Spenden unterstützt wird.

Wolfgang Nowag ist bei defekten Mikrowellen skeptisch. Doch hier ist nur die Sicherung defekt. Das kann passieren. Nach dem Austausch läuft die Mikrowelle wieder einwandfrei. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Ewald Bauer und Wolfgang Nowag kennen sich schon seit Jahrzehnten. Die beiden lernten sich bei der Bundeswehr in Mechernich kennen. Bauer blieb Soldat, Nowag ging in die freie Wirtschaft. „Irgendwann stand er nach Jahren, die wir uns nicht gesehen haben, vor meiner Tür“, berichtet Bauer. Seit zwei Jahren ist er ehrenamtlich im Repaircafé tätig, Nowag seit einem Jahr.

Die beiden helfen gerne, es geht darum, etwas zurückzugeben. „Meiner Frau und mir geht es gut, deshalb bin ich gerne im sozialen Bereich tätig“, sagt der Pensionär. Ein Problem haben die Gerätedoktoren aber auch: Besonders moderne Elektro-Geräte sind kaum noch zu öffnen. „Jedes Unternehmen hat ein eigenes System, für das man spezielle Schlüssel benötigt“, erklärt Bauer. Und die klare Regel gilt: Alles, was mit normalem Werkzeug repariert werden kann, wird zumindest versucht zu reparieren. Bauer: „Wir tun, was wir können.“ Und oft führt das auch zum Erfolg.

pp/Agentur ProfiPress