Berührende Geschichten über Europa
Das Gymnasium Kreuzau und die Lit.Eifel stellten ein 282 Seiten starkes Buch mit vier Geschichten vor, die Schüler während einer dreitägigen Schreibwerkstatt entwickelt hatten
Kreuzau – Ein Abiturzeugnis, vielleicht noch eine Abizeitung, an der man selbst mitgewirkt hat – viel mehr halten Schüler als Erinnerung nach Ende der Schulzeit nicht in der Hand. In Kreuzau ist das nun bei 21 Schülern anders. Sie finden ihren Namen in einem 282 Seiten starken Buch wieder: 17 von ihnen als Autoren, vier weitere als Illustratoren.
„The Road Trip Project – Europa entdecken“ heißt es. Darin enthalten sind vier Geschichten über eine Reise von Kreuzau über Berlin nach Rovaniemi in Finnland. Entstanden ist das Buch in einer dreitägigen Schreibwerkstatt der Lit.Eifel. Es wurde nun in der Schule präsentiert.
„Es ist die totale Freude, so ein besonderes Buch vorzustellen zu dürfen. Das macht man auch als Schulleiter nicht alle Tage“, eröffnete Schulleiter Wolfgang Arnoldt die kleine Feierstunde, an der neben einem Großteil der Autoren und Illustratoren auch Schuldezernent Guido Steg, Walfried Heinen vom Sponsor Innogy SE, Fördervereinsvorsitzende Selman Aktan-Güster sowie Jochen Starke von der Gemeinde Nettersheim, der mit Dozentin Claudia Hoffmann die Schreibwerkstätten an den Schulen aus der Taufe gehoben hat, anwesend waren.
Als „Kombination aus Kompetenz und Begeisterung für das Projekt“ bezeichnete Claudia Hoffmann ihre Erfahrungen mit der Schreibwerkstatt in Kreuzau, die sie mit dem Künstler Jan Hillen leitete. „So eine Qualität – schriftlich und die Bilder – hatten wir nicht erwartet. Ich finde, das hätte einen Preis verdient“, sagte Hoffmann. Gleichzeitig ist sie der Meinung, dass die Geschichten ein Zeugnis dafür seien, dass Europa eine Herzensangelegenheit für junge Leute sei.
Claudia Hoffmann, die selbst seit drei Jahren im europäischen Parlament tätig ist, beschrieb die Vorgaben für die 15 Autorinnen und zwei Autoren. Sie alle waren Preisträger des „Road Trip Projects“ der EU-Kommission. Von Kreuzau aus mussten sich in der Geschichte alle alleine auf den Weg nach Berlin machen. Schon dabei waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. „Wir hatten welche, die mit dem Fallschirm angereist sind“, erzählte die Dozentin lachend.
Recherche und Glaubwürdigkeit
Das dürfte auch an der Grenze dessen gewesen sein, was sie noch forderte: Glaubwürdigkeit. Jede einzelne Geschichte musste stets logisch und nachvollziehbar sein. Das erreichten die Teilnehmer durch Recherche.
Von Berlin aus ging es dann zu zweit weiter nach Rovaniemi. Einzige Bedingung: Es musste eine Weltkulturerbestätte auf dem Weg nach Finnland besucht werden. Auch der Arbeitsprozess änderte sich: Die zwei Geschichten liefen zu einer zusammen, zwei Autoren schrieben nun im Team. Dabei galt es auch, Kompromisse einzugehen.
An der Weltkulturerbestätte traf das Team auf ein weiteres Team. Zu viert (manchmal auch zu dritt, weil ein Schüler krank geworden war, oder zu fünft, damit das mit 17 Autoren aufging) ging es zum Ziel. Unterwegs sollten die Schüler noch ein Vorurteil widerlegen. „Am Ende waren die Teams wie auf einer richtigen Reise um viele Erfahrungen reicher und um Vorurteile ärmer“, formulierte es Claudia Hoffmann treffend.
Es seien berührende Geschichten entstanden, bei denen ihr und Jan Hillen das Herz aufgegangen war, so Hoffmann weiter. Wolfgang Arnoldt war von der Arbeit während der drei Tage im Juni begeistert: „Wenn man den Raum betrat, merkte man sofort: Hier wird nur gearbeitet und gedacht.“ Die Aufteilung im Klassenzimmer fand er großartig. In der Mitte der Tisch mit den vier Illustratoren, die die Aufträge der vier Autoren-Teams annahmen und umsetzten. „Das war wie in einem kleinen Verlag“, fand dann auch Künstler Jan Hillen.
„Es ist berauschend, das eigene Buch in der Hand zu halten“, bedankten sich Mara Wienand und Jennifer Baranek im Namen der Schüler bei den beiden Lit.Eifel-Dozenten für das Projekt. „Unsere kleine Schreibwerkstatt hat uns zusammengeführt. Wenn wir Claudia Hoffmann und Jan Hillen sehen, strahlen wir. Es zerreißt uns das Herz, dass für uns eine weitere Schreibwerkstatt nicht mehr möglich ist“, sagten die beiden, die dieses Schuljahr ihr Abitur ablegen, und ergänzten: „Es war eine Persönlichkeitsentwicklung für jeden von uns.“
Für Claudia Hoffmann bedeutete die Entstehung des Buches echtes „Family Business“. Denn ihre Tochter Julia, Studentin der Kommunikationswissenschaften und Publizistik an der Universität Zürich, war für Lektorat und Layout zuständig. „Für Julia war es die Lektoratspremiere“, war Claudia Hoffmann stolz.
Eine Überraschung hatte die Dozentin für die Teilnehmer der Schreibwerkstatt in Kreuzau noch: Die für die Region zuständige Europa-Abgeordnete Sabine Verheyen hat die 21 Schülerinnen und Schüler aus Kreuzau nach Brüssel zum Besuch des EU-Parlaments eingeladen.
Das Buch kostet zehn Euro. Wer Interesse hat, das Buch zu erwerben, kann dies im Schulsekretariat des Gymnasiums der Gemeinde Kreuzau (02422/94160) tun. Auch beim Elternsprechtag am Montag, 19. November, können Eltern das Buch kaufen. Angeboten wird es auch bei der Eifeler Buchmesse der Lit.Eifel am Wochenende 17. (14 bis 18 Uhr) und 18. November (11 bis 18 Uhr) im Naturzentrum in Nettersheim.
pp/Agentur ProfiPress