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Jürgen Gräper ist tot

Der Mann, der die Eifelredaktion der „Kölnischen Rundschau“ 1963 bis 2001 prägte und bei dem viele bekannte Journalisten ihr „Handwerk“ lernten, starb im Alter von 79 Jahren – Abseits ausgelatschter Pfade voller Ideen und Umsetzungskraft

Euskirchen/Gemünd – Jürgen Gräper ist tot. Der langjährige Redaktionsleiter der „Kölnischen Rundschau“ in Gemünd starb am 21. Februar in Euskirchen im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Grippe und einer Lungenentzündung.

Jürgen Gräper war mit der Redakteurin und Autorin Bruni Mahlberg-Gräper verheiratet. Er hinterlässt unter anderem Sohn Sascha und Enkel Teo. Seine sterblichen Überreste werden am Freitag, 9. März, um 14 Uhr auf dem Euskirchener Friedhof beigesetzt.

Jürgen Gräper trieb abseits eingetretener Wege neue Pfade ins journalistische Dickicht der Eifel. Der umtriebige und vor Ideen sprühende Hans-Dampf-in-allen-Gassen starb mit 79 Jahren in Euskirchen. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Der am 3. Oktober 1938 in Duisburg geborene und unter anderem in Meiderich, Fürth, an der Ostsee, in Friesland und in Hagen aufgewachsene spätere Tageszeitungsredakteur gehörte seit den 60er Jahren zu den profiliertesten und unkonventionellsten Journalisten in der Eifel. Der Standardspruch vieler Redaktionsleiter „Das machen wir immer so“ war ihm gänzlich fremd. Gräper war aufgeschlossen, neugierig, stark und schnell in der publizistischen Umsetzung.

Jürgen Graper sprühte auch im Alter vor Energie und mit stets neuen Ideen. Selbst im Ruhestand blieb er journalistisch und schriftstellerisch tätig, schrieb bis zuletzt, unter anderem Reiseführer gemeinsam mit seiner Frau und Kollegin Bruni Mahlberg-Gräper. Die Beschwerden des Alters trug der nach einem Reitunfall 2000 und mehreren Rückenoperationen 2013/14 gesundheitlich angeschlagene Hans-Dampf-in allen-Gassen mit Würde.

Leidenschaft für Hörfunk

Neben dem geschriebenen Wort galt Gräpers Leidenschaft dem journalistischen Film und vor allem dem Hörfunk. 1965 drehte er seinen ersten Filmbeitrag über einen Autofriedhof fürs WDR-Fernsehen. Für den Kölner Sender und auch den Südwestfunk Mainz arbeitete er zwischenzeitlich immer wieder, unter anderem auch mit Liveschaltungen aus der Eifel und dem Dreiländereck bei Aachen. Regelmäßig war Jürgen Gräper im deutschsprachigen Programm des Belgischen Rundfunks (BRF) in Eupen auf Sendung.

Viele bekannt gewordene Journalisten lernten bei Jürgen Gräper ihr „Handwerk“, unter anderem die Publizistin Dr. Ursula Weidenfeld, der Wirtschaftsjournalist Hermann-Josef Knipper, der Diakon und Agenturbetreiber Manfred Lang und der heutige Redaktionsleiter Christoph Heup.

Ein Reitunfall und mehreren Operationen schränkten den auch sportlich hyperaktiven Vollblut-Redakteur zwar ein, aber er vertauschte Rallyecockpit, Sattel und Tenniscourt kurzerhand mit Wanderschuhen und Teleskopstöcken wie hier bei einem seiner letzten Urlaube in Nizza. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Lebensprägend war Jürgen Gräpers Freundschaft mit seinem Kollegen Peter Felten (+ 2015), mit dem gemeinsam er 1963 von Verleger Dr. Reinhold Heinen von Köln nach Gemünd entsendet wurde, um die Eifel journalistisch aufzumischen. Die beiden waren ein zugkräftiges Gespann mit vielen neuen Impulsen, das der Eifelausgabe der „Kölnischen Rundschau“ eine nie dagewesene Auflagenhöhe bescherte.

Jürgen Gräper war ein großartiger Mensch und stets quicklebendiger Ideengeber und Realisator auch ungewöhnlicher Storys und Berichte. Er konnte Kollegen führen und motivieren und sehr viele, die heute die Tageszeitungslandschaft zwischen Rhein und Hohem Venn dominieren, haben unter seiner Aufsicht und Anleitung ihre redaktionellen Kinderschuhe ausgetreten.

Liberal und tolerant

Gräper galt als liberal und tolerant, wegen seiner ausgleichenden Art war er auch als Moderator gefragt und geschätzt, egal ob es um den A-1-Weiterbau, Abtreibung, Friedenspolitik oder Stadtplanung ging. Ehrenamtlich war der Wahl-Gemünder und spätere Euskirchener ebenfalls sehr umtriebig, unter anderem gründete er den Rallyeclub Nordeifel und den Reiterverein Gemünd.

Das Autorengespann und Ehepaar Bruni Mahlberg/Jürgen Gräper anlässlich der Herausgabe seines jüngsten Reiseführers „Vulkaneifel“. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Neben vielem anderen war Jürgen Gräper ein Ästhet mit künstlerischen Ambitionen, die er unter anderem mit dem Maler Peter Hundeck umsetzte. Er war häuslich, liebte selbst angebautes und eingemachtes Obst und Gemüse, konnte einen Pfirsich mit fast liturgischer Hingebung zerlegen und verzehren und so herzhaft lachen, dass seinem Gegenüber gar nichts anderes übrigblieb, als einzustimmen.

Vor seiner journalistischen Ausbildung in der Sauerlandredaktion der Westfalenpost hatte Jürgen Gräper bereits eine abgeschlossene Ausbildung als Bankkaufmann hinter sich und eine Lehre als Theaterfotograf. Der Sohn des Diplom-Kaufmanns Dr. Georg Gräper und der bereits 1950 jung verstorbenen Mutter Johanna geb. Fix war auch sportlich ambitioniert, unter anderem Schulbester im 50-Meter-Freistil und Basketballer beim SSV Hagen in der Oberliga.

pp/Agentur ProfiPress