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Letzter Arbeitseinsatz für die Hauptschüler

Patenschaft über den jüdischen Friedhof in Mechernich geht an die Gesamtschule über

Mechernich – Es ist ein stiller Ort von schlichter Schönheit: Der unter alten Bäumen gelegene und von außen kaum einsehbare jüdische Friedhof in Mechernich hat eine ganz besondere Atmosphäre. Dass auch die Mechernicher Hauptschüler immer etwas andächtig gestimmt sind, wenn sie dort im Pflegeeinsatz sind, liegt an dem Hintergrundwissen über die Geschichte der Juden in Mechernich, das ihnen ihre ehemalige Lehrerin Gisela Freier vermittelt hat. Jetzt trafen sie sich dort ein letztes Mal, um Efeu zurückzuschneiden, Laub zu harken und die Grabsteine zu pflegen.

Den letzten Arbeitseinsatz der Mechernicher Hauptschüler auf dem jüdischen Friedhof in Mechernich begleiteten Ortsvorsteher Günther Schulz (r.) und die pensionierte Lehrerin Gisela Freier (3.v.l.) Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Denn bei den jetzigen Zehntklässlern handelt es sich um den Jahrgang, mit dem die Hauptschule in Mechernich ausläuft. Nicht aber die Tradition der Friedhofspflege durch die Schüler. „Das übernimmt ab nächstem Jahr die Gesamtschule“, sagte der Mechernicher Ortsvorsteher Günther Schulz, der die Hauptschüler bei ihrem letzten Arbeitseinsatz begleitete, ebenso wie die pensionierte Gisela Freier und deren Ehemann Wolfgang Freier.

Die Schüler kehrten Laub zusammen, schnitten Efeu und Gras zurück. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Martina Baum, Lehrerin an der Gesamtschule, führt die von Gisela Freier ins Leben gerufene Schülerarbeitsgemeinschaft „Forschen-Erinnern-Handeln“ fort, seitdem Freier vor vier Jahren pensioniert worden ist. Viele Jahre lang hatte Freier mit ihren Schülern die Geschichte der Juden im Stadtgebiet Mechernich erforscht und ins Bewusstsein der Bevölkerung gerufen. Die engagierten Schüler haben in ihrer Freizeit das Andenken an die ermordeten jüdischen Mitbürger hochgehalten, Stolperstein-Verlegungen vorbereitet, Gedenkstunden gestaltet und eben die Patenschaft über den jüdischen Friedhof in Mechernich übernommen. Für ihren Einsatz gegen das Vergessen ist Gisela Freier 2015 in Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt worden.

Von Gisela Freier (r.) lernten die Schüler auch diesmal etwas über die Geschichte der Mechernicher Juden und ihre Begräbniskultur. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Der Jüdische Friedhof Mechernich liegt an der Straße „Im Steinrausch“ hinter dem Kinderspielplatz. Blumenschmuck ist in der jüdischen Tradition nicht üblich, daher sind die Gräber man mit Efeu und Gras überwachsen, werden aber regelmäßig gepflegt.

Auf dem jüdischen Friedhof stehen 42 Grabsteine, die aus den Jahren 1873 bis 1936 stammen. Der Begräbnisplatz gehört dem Landesverband Nordrhein-Westfalen der jüdischen Gemeinden.

pp/Agentur ProfiPress