Ein Abend voller schöner Stimmen
Johannes Kalpers sang mithilfe des Publikums „Die schönsten und bekanntesten Lieder der Deutschen“ – Benefizkonzert für das Hospiz „Stella Maris“ der Communio in Christo
Euskirchen – Nicht nur Teenager lassen sich gerne mit Prominenten ablichten. Diese Erfahrung machte Tenor Johannes Kalpers jüngst nach seinem fabelhaften Konzert im Euskirchener Stadttheater. Da bat ihn so manche Dame um ein gemeinsames Erinnerungsfoto. Nur das Equipment von Jung und Alt unterscheidet sich: Statt eines Selfie-Sticks haben die Nicht-Teenager einfach jemanden dabei, der das Foto schießt. Auch die Aufforderung zum Bild war dem Alter angemessen: „Lass‘ dich mal drücken“, forderte eine Zuschauerin beim Signieren den Sänger auf, eine andere bedankte sich mit den Worten „Da geht einem richtig das Herz auf.“ Das hört man aus Teenager-Mündern wohl eher selten.
Die Reaktionen der Besucher war aber auch die Bestätigung dafür, dass Johannes Kalpers mit dem Konzert buchstäblich wieder einmal den richtigen Ton getroffen hat. „Kein schöner Land – Die schönsten und bekanntesten Lieder der Deutschen“ lautete das Programm, mit dem er nach Euskirchen kam, um zum 15. Mal das Hospiz „Stella Maris“ der Communio in Christo zu unterstützen.
Mitgebracht hatte er einige der bekanntesten Volkslieder. Und weil diese doch am besten nach guter alter Tradition im Chor gesungen werden, hatte sich der Tenor etwas ganz Besonderes ausgedacht. Beim Einlass wurde den Besuchern ein Liedheft mit den Texten zu sechs Stücken in die Hand gedrückt. „Das wird den Menschen Freude bereiten“, hatte Kalpers dem Förderverein des Hospizes „Stella Maris“ mitgeteilt, wie der Vereinsvorsitzende Jürger Sauer verriet.
Wie recht der Tenor hatte! Wenn es soweit war, ging das Licht im Theater an und Kalpers sowie dessen Mitstreiter Martina Häger (Sopran) und Michael Seeboth (Moderator) stimmten gemeinsam mit den mehr als 600 Zuschauern Volkslieder wie „Muss i denn“, „Alle Vögel sind schon da“ oder das Titellied des Programms, „Kein schöner Land“, an.
Kalpers selbst war ob der Stimmgewalt des Euskirchener Publikums überrascht und attestierte am Ende „Ihr seid ein toller Chor“. Einen wuchtigen Tenor, den der Profi sogar auf der Bühne wahrnahm, sprach er – offenbar unter Tenorenkollegen üblich – auf Italienisch an. Damit hatte der stets Herzlichkeit und Freundlichkeit ausstrahlende Sänger die Lacher und Sympathien auf seiner Seite.
Inklusive der 15-minütigen Pause dauerte das Benefizkonzert, das vom Förderverein des Hospizes „Stella Maris“ veranstaltet wurde, gut und gerne drei Stunden. Während Kalpers und Häger, die von Pianist Dmitrij Koscheew begleitet wurden, in der ersten Hälfte auf bekannte Volkslieder setzten, war die zweite Hälfte etwas freier gestaltet. „Lieder, die so bedeutend sind, dass sie zum populären Kanon der deutschen Musik zählen“, beschrieb es Moderator Seeboth.
Wundervolle Duette zwischen Kalpers und Häger
In diesem zweiten Teil wurde auch die Chemie zwischen Johannes Kalpers und Martina Häger deutlich. Seit vielen Jahren musizieren die beiden zusammen. Kennengelernt hatten sie sich und Moderator Michael Seeboth an der Staatsoperette in Dresden. Beim Lied „Lippen schweigen“ aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ umgarnte der Tenor die Sopranistin, fiel vor ihr auf die Knie, und gemeinsam wagten die beiden auch ein Tänzchen. Das war erstklassig. Überhaupt gehörten die Duette an diesem Abend zweifellos zu den Höhepunkten – ob es sich um Johannes Brahms‘ „Schwesterlein“, um „Es waren zwei Königskinder“, um „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ oder um Beethovens „9. Sinfonie“ handelte.
Grundsätzlich wechselten sich Kalpers und Häger aber ab, immer wieder unterbrochen von Michael Seeboth, der so manches Bonmot zum Besten gab – von Witzen über lustige kleine Geschichten bis hin zu überlieferten Anekdoten über Kapellmeister und Komponisten.
Doch warum hatte Johannes Kalpers sich eigentlich Volkslieder als Thema ausgesucht? Die Antwort gab Seeboth zu Beginn des Programms: „Singen ist heute doch nur noch in Casting-Shows angesagt. Aber von denen weiß doch keiner, wie »Das Wandern ist des Müllers Lust« geht. Volkslieder verschwinden vom Lehrplan, zu Hause wird höchstens noch an Weihnachten gesungen.“ Stattdessen rät er, bei alten Volksliedern genau hinzuhören, sie seien eine Fundgrube für schöne Melodien.
Dem schloss sich Johannes Kalpers an. Nicht nur seine Tochter Johanna habe es immer sehr genossen, gemeinsam mit dem Papa Volkslieder zu singen. Dem Publikum empfahl er deshalb: „Singt mit euren Kindern und Enkelchen, singt die Volkslieder einfach mal beim Grillen, anstatt Radio zu hören.“ Er selbst, das verriet er im Gespräch mit der Agentur ProfiPress nach dem Konzert, sei ebenfalls im Elternhaus zum ersten Mal in Kontakt zu dem alten und bekannten Liedgut gekommen. „Ich bin eben noch in einer Generation groß geworden, in der zu Hause gesungen wurde.“ Einer seiner Favoriten sei „Im schönsten Wiesengrunde“. Um Kinder an Volkslieder heranzuführen, empfiehlt er aber klassische Kinderlieder wie „Hänschen Klein“ oder „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“.
pp/Agentur ProfiPress