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Ein Kreuz für Wilhelm Nießen

Erinnerungen an ein tragisches Unglück leben weiter

Mechernich-Kallmuth – Es war ein sonniger Julitag im Jahr 1951, als sich auf einem Feld in der Nähe von Kallmuth ein tragisches Unglück ereignete. Der 42-jährige Wilhelm Nießen, Arbeiter im Bleibergwerk ob Spandau und fleißiger Helfer auf dem Bauernhof Vossemer, wurde bei Feldarbeiten von seinem scheuenden Pferd schwer verletzt und starb wenig später. Heute, über 70 Jahre später, erinnert ein frisch restauriertes Wegekreuz an sein Schicksal – und an das Versprechen einer Familie, die Erinnerung lebendig zu halten.

Franziska Vossemer, die Tochter des Landwirtsehepaares Elisabeth und Wilhelm Vossemer, und Anton Nießen, der Ururenkel des tödlich verunglückten Wilhelm Nießen. Foto: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress
Franziska Vossemer, die Tochter des Landwirtsehepaares Elisabeth und Wilhelm Vossemer, und Anton Nießen, der Ururenkel des tödlich verunglückten Wilhelm Nießen. Foto: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress

Wilhelm Nießen war ein einfacher, aber engagierter Mann. Neben seiner Arbeit unter Tage half er regelmäßig dem Landwirt Wilhelm Vossemer bei der Feldbestellung. Am 6. Juli 1951 führte er mit einem Ackerpferd eine Ackerwalze, als das Tier plötzlich scheute. Niemand weiß genau, was geschah – doch Wilhelm wurde schwer verletzt und blieb allein auf dem Ackerweg zurück.

Ururenkel Anton versprach, sich später einmal um die Pflege zu kümmern – und griff bereits am Aufstellungstag 17. Juni zum Freischneider, um seinen guten Willen zu bekunden. Foto: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress
Ururenkel Anton versprach, sich später einmal um die Pflege zu kümmern – und griff bereits am Aufstellungstag 17. Juni zum Freischneider, um seinen guten Willen zu bekunden. Foto: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress

Als das Pferd ohne ihn auf den Hof zurückkehrte, ahnte die Familie Vossemer sofort, dass etwas nicht stimmte. Wilhelm Vossemer machte sich auf die Suche und fand seinen Freund und Helfer sterbend am Boden. Er blieb bei ihm – bis zum letzten Atemzug – und trug schließlich seinen Leichnam auf den Hof zurück. Ein Zeichen tiefster Trauer und Verbundenheit.

Zur Mahnung und zum Gedenken

Die Familie errichtete später an der Unglücksstelle ein schlichtes Holzkreuz – als stille Mahnung, als Erinnerung, als Dank für einen treuen Menschen. Dieses Kreuz überdauerte die Jahrzehnte – Wind, Regen und Zeit nagten an ihm, doch es blieb stehen. Und mit ihm das Versprechen des Enkels: Heinz Nießen, heute bekannt als Pfleger der Wanderbänke und Kreuze rund um Kallmuth, versprach seinem Vater, sich stets um dieses besondere Kreuz zu kümmern.

Kam im Juli 1951 bei einem Ackerunfall in der Nähe von Kallmuth ums Leben: Wilhelm Nießen, an den seither am Unglücksort ein Kreuz erinnert. Repro: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress
Kam im Juli 1951 bei einem Ackerunfall in der Nähe von Kallmuth ums Leben: Wilhelm Nießen, an den seither am Unglücksort ein Kreuz erinnert. Repro: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress

Im Mai dieses Jahres war es soweit: Das in die Jahre gekommene Mahnmal wurde von Heinz Nießen abgebaut, abgeschliffen und mit viel Liebe zum Detail restauriert – gemeinsam mit seinem Freund und früheren Nachbarn Josef Müller. Am 17. Juni schließlich wurde das Wegekreuz an alter Stelle wieder aufgerichtet – schöner als je zuvor.

Ururenkel Anton macht weiter

Bei der kleinen, würdevollen Zeremonie waren auch Franziska Vossemer, Tochter des Landwirts Wilhelm Vossemer, und Anton Nießen, der Ururenkel des Verunglückten, anwesend. Mit sichtbarem Stolz und bewegten Herzen begleiteten sie die Wiederaufrichtung. Nachbar Bruno Pützer half mit dem Traktor beim Aufstellen, und Ortsbürgermeister Robert Ohlerth hielt den Moment mit seiner Kamera fest und informierte den Mechanischen „Bürgerbrief“.

Hochzeitsbild der Eltern von Franziska Vossemer, Wilhelm und Elisabeth. Oben, an der linken Seite des Triumphbogens, ist Wilhelm Nießen zu erkennen. Repro: Robert Ohlerth/pp/Agentur ProfiPress

Was bleibt, ist nicht nur ein Kreuz aus Holz – es ist ein Symbol für Zusammenhalt, für Erinnerung, für Menschlichkeit. Und für ein Versprechen, das über Generationen hinweg gehalten wurde. Ururenkel Anton versprach, sich später um die Pflege zu kümmern – und griff bereits am Aufstellungstag zum Freischneider, um seinen guten Willen zu bekunden.

pp/Agentur ProfiPress