„Wir sind überfordert, aber wir helfen“
Wie in der Stadt Mechernich aus einem Frühstückstreffen auf dem Dorf eine massive Privatinitiative von ansässigen Menschen für flüchtende Menschen wurde – Anneliese und Johannes Klinkhammer und zwei Dutzend Mitstreiter krebsen oft am Limit, aber sie helfen, wie und wo es geht: „Es gibt keine Alternative, als Christen müssen wir so handeln“ – Diese Reportage beleuchtet nur eine von vielen privaten und institutionalisierten Hilfskreisen für Flüchtlinge im Stadtgebiet Mechernich – Vor allem die freie evangelische Kirchengemeinde, Katholische und Evangelische Kirche, die Frauenunion, Caritas, Tafel, das Kommunale Bildungs- und Integrationszentrum, Rotes Kreuz und eine ganze Reihe von Einzelpersonen und Paaren engagieren sich – Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Sie alle setzen wichtige Zeichen der Mitmenschlichkeit und Solidarität. Danke!“
Mechernich – „Ich weiß, dass wir überfordert sind, aber es gibt keine Alternative: Als Christen müssen wir so handeln“, sagt Anneliese Klinkhammer aus Vussem, die mit Ehemann Johannes ein privates Mechernicher Hilfswerk für Flüchtlinge aufgebaut hat, in dem sich auch zwei Dutzend anderer Frauen und Männer engagieren.
Man trifft sich, gibt Deutschunterricht, organisiert Spiele und die Teilnahme an Veranstaltungen im Stadtgebiet , flickt Fahrräder, Kleiderständer und abgegebene Möbel, organisiert Fahrdienste und versorgt vor allem mit Kleidern, Wäsche, Haushaltsgegenständen, Möbeln und Spielzeug diejenigen, die ihre angestammte Heimat verlassen haben und mit leeren Händen am Bleiberg angekommen sind.
102 Familien, dazu 98 Singles stehen bisher auf den Versorgungslisten der Eheleute Klinkhammer und ihrer Mitstreiter. „Es gibt genug zu tun, wer mithelfen will, für den findet sich was“, sagt Anneliese Klinkhammer im Interview – und sie meint es so, wie sie es sagt. Wo man sich melden kann? Bei Klinkhammers zu Hause unter Tel. (0 24 84) 16 78 – oder direkt in der Kleiderkammer im früheren Werkraum der St.-Barbara-Schule Mechernich, Eingang Emil-Kreuser-Straße.
Winterkleidung mittwochs von 15 bis 17 Uhr abgeben
Dort treffen sich Rita Schmitz, Rita Wieder, Leni Odenbrett, Anne Gottschlich, Svitlana Bakumenko und Anneliese Klinkhammer seit Monaten jeden Dienstag und Mittwoch zum Sortieren und Einräumen der abgegebenen Spenden. Dabei werden sie mittlerweile von vielen Helfern regelmäßig oder gelegentlich unterstützt. Mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr können gut erhaltene Kleider und andere Dinge für die Flüchtlinge abgegeben werden.
Zurzeit werden nur Wintersachen gebraucht, vor allem für Kinder: Jacken, Hosen, Schals, Handschuhe und Mützen. Außerdem herrscht permanent Bedarf für Kessel und Pfannen. Die Ausgabe an die Flüchtlinge ist jeden Freitag von 9 bis 11 Uhr. Bis zu 40 Nummernkarten vergibt Anneliese Klinkhammer dann jeweils für Neueinkleidungen und Versorgung der Bedürftigen mit Bettwäsche und Haushaltwaren. Das bedeutet, an jedem Freitagmorgen wird versucht, rund 80 Leuten durch das Weitergeben gespendeter Sachen zu helfen.
Für Flüchtlinge, die in Elisabethhütte, Roggendorf und Strempt untergebracht sind, werden auch Männer – vorzugsweise Rentner mit eigenem Pkw – gesucht, die die ausgerüsteten Familien zurück zu ihrer Wohnung bringen. Anneliese Klinkhammer: „Bepackt mit Winterkleidern für die Kinder, Kesseln und Pfannen geht es sich schlecht zu Fuß oder mit dem Fahrrad . . .“
Das Mechernicher Kernteam um Anneliese Klinkhammer, Rita Schmitz, Rita Wieder, Leni Odenbrett, Anne Gottschlich und Svitlana Bakumenko wird inzwischen noch verstärkt von Hannelore Kienhold, Lydia Schreiber, Steffi Ott, Dorit Schmitz, Bärbel Söller, Gertrud Brock, Ulrich Rath, Rainer Gottschlich und Johannes Klinkhammer sowie gelegentlichen Helfern.
Rosemarie Vollmer und Elisabeth Vogelsberg kümmern sich mit den Eheleuten Klinkhammer um die in Vussem befindlichen Lagerräume der privaten Flüchtlingshilfe. Dabei werden sie, vor allem was den Aufbau von Regalen und den Transport und das Einräumen von Möbeln in die Lagerräume betrifft, unterstützt von Helmut Vogelsberg, Heinz-Willi Poensgen und Toni Hambloch.
Gute Kooperation mit Tafel, Schutzbund und Communio
Anneliese Klinkhammer sagte dem Mechernicher „Bürgerbrief“: „Wir bedanken uns bei allen, auch bei den gelegentlichen Helfern und vor allem bei allen Spendern. Das gilt auch für die Mitmenschen, die mit Kuchen, Plätzchen und Getränken dafür sorgen, dass Flüchtlinge und Helfer bei Laune bleiben.“ Johannes Klinkhammer: „Dank gebührt auch dem Eigentümer der Lagerräume, Familie Heinz Hamacher, der die Räume kostenlos für das Lagern der gespendeten Sachen zur Verfügung stellt“.
Zurzeit werden Spielzeugkisten und Geschenktüten für Weihnachten gepackt. Auch wenn viele Flüchtlinge keine Christen seien, findet Anneliese Klinkhammer, so lebten sie jetzt doch zumindest vorüber-gehend in unserem Kulturkreis und sollten unsere abendländischen Feste und Gebräuche kennenlernen.
Deshalb werde es bei den Treffen und in der Kleiderkammer auch nicht an adventlicher Dekoration fehlen. In die Weihnachtstüten wollen Anneliese Klinkhammer und ihre Helferinnen Duschzeug und Shampoo packen, sowie für die Kinder Weihnachtstassen und Plätzchen. Aus Kisten mit Spielzeug für unterschiedliche Altersklassen sollen sich die Familien oder die Kinder selbst je ein Spielzeug für Weihnachten aussuchen dürfen. Klinkhammer: „Wir haben unter unseren »Kunden« bisher 58 Mädchen und 56 Jungen.
Die private Hilfsinitiative von Johannes und Anneliese Klinkhammer hatte mit einem gemeinsamen Frühstück zum Kennenlernen in Vussem angefangen. Danach brachten immer mehr Menschen Sachspenden zu dem ohnehin als christlich und sozial engagiert bekannten Ehepaar. Andere boten ihre Hilfe an. Johannes Klinkhammer, der auch Mitglied im Mechernicher Stadtrat ist, war fast pausenlos auf Achse, um sich all die Möbel und Fahrräder und Sachspenden anzusehen, die angeboten wurden. Beim Transport in die Lagerräume helfen auch einige der in Vussem untergebrachten Flüchtlinge.
„Vieles ist zu brauchen, aber längst nicht alles. Was schon schwierig abzubauen ist, ist oft noch schwerer wieder aufzubauen“, berichtet Johannes Klinkhammer von seinen einschlägigen Erfahrungen: „Zur Abgabe von Möbeln ist zu sagen, dass die Lagerkapazitäten am Ende sind und Möbel erst dann wieder angenommen werden können, wenn Flüchtlinge mit Bleiberecht Wohnungen bekommen.“
Lobend erwähnt das Ehepaar die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Mechernich, mit den sich in der Flüchtlingsarbeit engagierenden Kirchen, sowie den anderen Hilfsorganisationen in Mechernich – mit Caritas, Tafel und Kinderschutzbund sowie mit der Communio in Christo, die unter anderem Klinkhammers Weihnachtsaktion großzügig unterstützt. Auch Thair Suleimann, der syrisch-deutsche Dolmetscher der Communio, hilft bei den Ausgaben in Klinkhammers Kleiderkammer.
Erster Beigeordneter Thomas Hambach sagte dem „Bürgerbrief“, diese Reportage beleuchte eine weitere von vielen privaten und institutionalisierten Hilfskreisen für Flüchtlinge im Stadtgebiet Mechernich. Es sei wichtig, immer wieder Einzelaktionen und die Arbeit der Kirchen und Verbände darzustellen und auf deren Arbeit hinzuweisen.
Vor allem die freie evangelische Kirchengemeinde, Katholische und Evangelische Kirche, die Frauenunion, Caritas, Tafel, das Kommunale Bildungs- und Integrationszentrum, Rotes Kreuz und eine ganze Reihe von Einzelpersonen und Paaren engagierten sich in Mechernich und Umgebung. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick sagte: „Sie alle setzen wichtige Zeichen der Mitmenschlichkeit und Solidarität. Danke!“
pp/Agentur ProfiPress