„Wehret den Anfängen . . .“
Volkstrauertag stand auch in Mechernich im Zeichen der Trauer über längst verblichene Kriegs- und Terroropfer – Die Gedanken waren aber auch bei den ganz aktuell von Terroristen getöteten Frauen und Männern in Paris
Mechernich – Die Mordanschläge von Paris werden auch vielen Mechernichern vor Augen gestanden haben, als sie am Sonntagmittag nach der Heiligen Messe in Prozession zum Ehrenmal an der Alten Kirche zogen, um der Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft zu gedenken.
Auch rund um den Bleiberg bezahlten die Familien Blutzoll für den Größenwahnsinn der terroristischen NS-Mördervereinigung. Auch in Mechernich kamen nach 1933 Mechernicher jüdischen Glaubens und anderer Weltanschauung in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Einige hundert junge Männer wurden Soldaten und fielen an den Fronten, auch am Bleiberg kamen Zivilisten bei Bomben- und Tieffliegerangriffen ums Leben und wurden behinderte Menschen im Euthanasieprogramm der Nazis umgebracht.
„Hätten andere Länder dem verbrecherischen NS-Regime vor 80 Jahren Einhalt geboten“, predigte Eifeldekan Erik Pühringer im Gottesdienst am Volkstrauertag, „dann wäre es nie so weit gekommen.“ Der Priester schlug eine deutliche Parallele zum Terror des so genannten Islamischen Staates heute. „Es gilt immer, sich der Anfänge zu erwehren“, sagte der Geistliche.
Werner Zeyen hielt die Traueransprache
Als Trauerredner am Ehrenmal hatte Vereinskartells-Vorsitzender Marcel Hembach dieses Jahr Werner Zeyen von der Kolpingfamilie gewonnen. Zeyen erklärte am Ende seiner Ansprache den „Volkstrauertag“ zum „Friedenstag“. Zeyen: „Fragen wir doch die Männer und Frauen, deren Namen an diesem Denkmal eingraviert sind, und wir werden eine eindeutige Antwort bekommen.“
An den Feierlichkeiten beteiligten sich auch an diesem Volkstrauertag viele Mechernicher, darunter Fahnenabordnungen von Feuerwehr und Rotem Kreuz, Bergkapelle, Stadttambourkorps, den Karnevalsvereinen, von Kolpingfamilie und Männergesangverein. Die Bundeswehr war natürlich auch vor Ort. Oberstleutnant Christian Reichert legte gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick einen Kranz nieder.
Werner Zeyen erinnerte seine Zuhörer daran, dass der Volkstrauertag auf die Schrecken des Ersten Weltkriegs zurückgehe. Er wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ins Gespräch gebracht, die erste Gedenkstunde für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges fand 1922 im Reichstag statt. 1926 wurde entschieden, den Volkstrauertag regelmäßig am fünften Sonntag vor Ostern zu begehen. Er fand erstmals am 28. Februar 1926 statt.
Der Volksbund verband mit dem Volkstrauertag die Hoffnung, dass nun dauerhaft Frieden herrschen würde, so Werner Zeyen: „Diese Hoffnung trog!“ Schon 20 Jahre später ging – wieder von deutschem Boden – ein neuer und noch viel schrecklicherer Krieg aus. Der Festredner erinnerte dabei nicht nur an die 55 Millionen Tote durch direkte Kriegseinwirkungen, sondern auch an die 25 bis 30 Millionen Ziviltoten, die vor allem in Russland, China, Polen und Deutschland zu beweinen waren.