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“Überm Herrgott wohnt keiner”

“Überm Herrgott wohnt keiner”
Die Schule, aus der eine Kirche mit Nebengebäuden wurde, befindet sich in Mechernich-Bergheim – Da wird zurzeit Eigeninitiative groß geschrieben
Von Manfred Lang
Mechernich-Bergheim – Ein Dorf steht zu seinem Kirchlein – aber erst, seit es im Jahre 2005 verkauft werden sollte. Heute sind 150 von 375 Bergheimern Mitglied im Förderverein “St. Barbara Kapelle” – hinzu kommen noch eine ganze Reihe Ortsfremder, denen Renovierung und Erhalt der eigentümlichsten Kapelle am Bleiberg ein paar Euro Beitrag im Monat wert sind.
Denn das kleine Gotteshaus war nicht immer eine Kirche, sondern diente der Dorfjugend bis 1965 als Schule. Logischerweise verfügt das Gebäude nicht nur über das eigentliche Kirchenschiff, sondern auch über allerlei Nebenräume. Sie dienten und dienen als Dorfgemeinschafts- und Jugendraum, es gibt eine Sakristei, einen Gymnastikraum und über allem die ehemalige Lehrerwohnung, die bald wieder vermietet werden soll.
Zurzeit renoviert der von Helmut Vogelsberg, Peter Schilles und Matthias Moorkamp geführte Förderverein das komplette Gebäude. Auch die Wohnung wird auf Vordermann gebracht und verkleinert. Der Teil der Wohnung, der über dem Gottesdienstraum lag, wird ersatzlos entfernt.
Den Anstoß dazu, erzählt Helmut Vogelsberg, gab jener Notar, bei dem die Übergabe der Bergheimer St.-Barbara-Kapelle von der Pfarre St. Georg an den 2006 neu gegründeten Kapellenverein abgewickelt wurde. Denn der gab in der Verhandlung sein Erstaunen darüber bekannt, dass es in der Bergheimer Kapelle über dem Altar eine Lehrerwohnung gab und sagte: “Aber überm Herrgott wohnt doch keiner!”
Das, so erzählt Helmut Vogelsberg, der Vorsitzende des Fördervereins, habe er sich zu Herzen genommen: “Entweder wir machen einen offenen Gewölberaum bis unters Dach oder wir ziehen eine kleinere Empore für Orgel und Chor ein.” Zehn bis 15 Leute packen bei den Arbeiten mit an, sechs, sieben gehören zum so genannten “harten Kern”, die immer da sind, egal ob innen oder außen an der früheren Schule und jetzigen Kirche gewerkelt wird.
Das Interesse an der Kapelle war nicht immer so groß. Vogelsberg: “Die Leute sind erst wach geworden, als die Kapelle 2005 verkauft werden sollte.” Obwohl sich vorher kaum jemand engagiert habe, seien dann schnell zehn Leute da gewesen, die eine Interessengemeinschaft für den Erhalt der Kapelle im Dorf gebildet hätten. Daraus wurde nach und nach der heute 180 Mitglieder zählende Förderverein.
200 000 Euro wird die Renovierung des gesamten Gebäudekomplexes und des Umfeldes mit früherem Schulhof und Kriegerdenkmal gekostet haben, wenn erst einmal alles getan ist. Das Geld kam und kommt zum großen Teil über Spenden herein. Schon am Rande der Gründungsversammlung am 4. Dezember 2006 ging einer mit dem Hut rund und sammelte über 500 Euro ein. Im Jahr darauf nahmen die Junggesellen des Dorfes das traditionelle “Allerseelen-Brabbeln” wieder auf – und nahmen ebenfalls 500 Euro für die St.-Barbara-Kapelle ein.
Da St. Barbara die Schutzpatronin der Bergleute ist und Bergheim als einzige Siedlung in der Nachbarschaft des früheren Mechernicher Bleibergwerks über ein Gotteshaus verfügt, das der Heiligen Barbara geweiht ist, fehlt es an Unterstützung nicht.
Explizit gibt es auch Leute, die das Unternehmen mit größeren Geld- und Sachspenden fördern. Doch den Großteil steuern “die ganz normalen Leute mit ihren Spenden bei”, für die der als gemeinnützig anerkannte Förderverein auch steuermindernde Spendenquittungen fürs Finanzamt ausstellen kann.
Übrigens soll die renovierte St.-Barbara-Kapelle für Beter, Wanderer und Besucher ganztags geöffnet sein. Auf dem Vorplatz, dem früheren Schulhof, wollen Helmut Vogelsberg und seine Mitstreiter einen schönen Rastplatz unter einem Baum schaffen, wo man gerne verweilen kann.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

13.08.2008