Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

AllgemeinStadt Mechernich

„Tausendjährige Eiche“ im Sterben

Thorsten Wirtz schlägt in den Kölner Tageszeitungen Alarm, aber offenbar kommt in Mechernich-Burgfey bereits jede Hilfe zu spät: Neben dem natürlichen Erreichen des Lebensalters und der Trockenheit soll auch die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Schuld tragen

Mechernich-Burgfey – Die „Tausendjährige Eiche“ ist zwar schätzungsweise erst 700 Jahre alt, stand damit aber bereits 169 Jahre in Mechernich-Burgfey, als Columbus Amerika entdeckte. 2023 ist sie laut einem Bericht des Redakteurs Thorsten Wirtz in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Abstreben bedroht.

Schuld sollen neben Lebensalter und Trockenheit unsachgemäße „Baumpflegemaßnahmen“ durch den Kreis sein. Die Eiche sei mehrfach zu stark zurückgeschnitten worden. Diesen Vorwurf erhebt in dem Zeitungsbericht der in der Nachbarschaft des Naturdenkmals lebende Gynäkologe Dr. Friedrich Callenberg. Zitiert werden auch die Ortsbürgermeisterin Nathalie Konias von den Grünen und der Satzveyer Revierförster Heinz Benden.

Der Mechernicher Ortsbürgermeister vor einigen Jahren an der seinerzeit noch gesund wirkenden „Tausendjährigen Eiche“ in Burgfey. Archivfoto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress
Der Mechernicher Ortsbürgermeister vor einigen Jahren an der seinerzeit noch gesund wirkenden „Tausendjährigen Eiche“ in Burgfey. Archivfoto: Kirsten Röder/pp/Agentur ProfiPress

Obwohl der Volksmund dem an der Mauer der Burgfeyer „Burg“ stehenden Baumriesen schon vor vielen Jahrzehnten den Namen „Tausendjährige Eiche“ verliehen habe, werde der ehedem prächtige Baum dieses Alter nie erreichen, „denn der Baum stirbt“, so Thorsten Wirtz.

„Das Grün wird immer weniger“

„Ich habe so viele Fotos von dieser wunderbaren Eiche. Aus allen Jahreszeiten, in den unterschiedlichsten Licht-Stimmungen“, zitiert der Autor des Zeitungsartikels die „Naturliebhaberin und Ortsbürgermeisterin Nathalie Konias“. In den vergangenen Jahren habe man „dem Baum fast beim Sterben zusehen“ können: „Das Grün wurde immer weniger.“

Für Heinz Benden ist dieses Siechtum natürlich kein Einzelfall: „Wenn man mit offenen Augen durch den Wald geht, wird man viele tote Bäume finden. Auch unter den Laubbäumen wie Eiche und Buche gibt es immer mehr Exemplare, die mit der zunehmenden Trockenheit nicht klarkommen.“ Bei der fast 1000-jährigen Eiche komme allerdings hinzu, dass sie mit 700 Jahren ihre natürliche Lebenszeit erreicht habe.

Mit diesem Bild, auf dem auch Jaqueline Gräfin von Beissel zu Gymnich und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick zu sehen sind, warb die Touristik-Agentur Mechernich seinerzeit für den Radtourismus. Als Kulisse diente eine noch vollbelaubte „Tausendjährige Eiche“. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Mit diesem Bild, auf dem auch Jaqueline Gräfin von Beissel zu Gymnich und Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick zu sehen sind, warb die Touristik-Agentur Mechernich seinerzeit für den Radtourismus. Als Kulisse diente eine noch vollbelaubte „Tausendjährige Eiche“. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Alten Bäumen gelinge es erfahrungsgemäß schlechter, sich auf ändernde klimatische Bedingungen einzustellen, erklärt der Förster. „Junge Bäume sind anpassungsfähiger. Der Wald der Zukunft, den wir jetzt pflanzen, wird mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommen“, hofft der Forstmann. „Für die Eiche in Burgfey kommt diese Erkenntnis zu spät“, schreibt Thorsten Wirtz.

Dr. Friedrich Callenberg wird in dem Bericht als „Besitzer“ der sterbenden Rieseneiche bezeichnet, „die an einem beliebten Spazierweg zwischen dem Veybachtal, Mechernich und Kommern-Süd steht“. Er wollte nicht tatenlos zusehen und bewässert die Eiche mit Wasser aus Teichen seines Grundstücks.

„Leider ohne durchschlagenden Erfolg“, so die Rheinische Redaktionsgemeinschaft in ihrem Bericht, „denn mittlerweile gibt es nur noch ein paar junge Äste, an denen sich noch etwas grünes Laub befindet.“ Kaum mehr als 1000 Blätter, schätzt Förster Heinz Benden: Für so einen großen Baum viel zu wenig. Er habe die Hoffnung, dass sich die „Tausendjährige“ noch einmal erholen könnte, „fast aufgegeben“.

Dr. Callenberg hat neben dem natürlichen Alterungsprozess und der Trockenheit als weiteren Schuldigen die Untere Naturschutzbehörde des Kreises ausgemacht, die vor Jahren die Pflege des unter Schutz stehenden Naturdenkmals übernahm. „Zweimal ist die Eiche dabei in den zurückliegenden Jahren viel zu stark zurückgeschnitten worden“, sagt Callenberg in „Rundschau“ und „Stadt-Anzeiger“: „Das war eine Katastrophe.“

„Fuss“ und kahl ist der Ist-Zustand der Tausendjährigen Eiche bei Burgfey, links im Hintergrund „Burg“-Eigentümer Dr. Friedrich Callenberg und Revierförster Heinz Benden im Gespräch mit Passanten. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

„Stille Talwächterin“ tot noch wertvoll

In einer schriftlichen Stellungnahme gehe die Behörde auf diesen Vorwurf nicht konkret ein, schreibt Thorsten Wirtz und zitiert: „Durch wiederkehrende und zum Teil umfangreiche Schnittmaßnahmen wurde die dringend erforderliche Verkehrssicherheit in Bezug auf Standsicherheit und Bruchsicherheit mehrfach wiederhergestellt.“

Der Baum werde vom Kreis auch im abgestorbenen Zustand weiter als erhaltenswürdig eingestuft, so die beiden in Mechernich erscheinenden Kölner Tageszeitungen. Auch als Torso besitze er „eine hohe ökologische Bedeutung“. Daher soll auch die schlimmstenfalls abgestorbene Eiche als Naturdenkmal regelmäßig betreut und kontrolliert werden. Außerdem will man einen Sämling aus der Nachkommenschaft der „Tausendjährigen“ pflanzen.

Über den nahen Tod der „Tausendjährigen Eiche“ in Mechernich-Burgfey berichtet der Redakteur Thorsten Wirtz in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Repro: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress
Über den nahen Tod der „Tausendjährigen Eiche“ in Mechernich-Burgfey berichtet der Redakteur Thorsten Wirtz in der „Kölnischen Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Repro: Henri Grüger/pp/Agentur ProfiPress

Der Einzelbaum in Burgfey taucht um die Wende vom 19. zum 20… Jahrhundert in der Literatur auf als „„stille Talwächterin“ und „Tausendjährige Eiche“. Der Eifelverein nennt sie 1906 „eine der schönsten Eichen Deutschlands“. Sie wurde in Reiseführern beschrieben und neben den Katzensteinen als Ausflugsziel benannt, so Thorsten Wirtz.

Im Jahre 1912, so Dr. Friedrich Callenberg, sei das Alter mit einem Zuwachsbohrer auf etwa 600 Jahre ermittelt worden, heute also rund 700 Jahre. Gepflanzt wurde die Stileiche (Quercus robur), deren Stamm einen Umfang von 5,52 Metern hat, nach seinen Vermutungen von den Erbauern seiner „Burg“.

pp/Agentur ProfiPress