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Schutz vor Jahrhunderthochwasser

Seit dem Frühjahr wird im Südwesten von Antweiler ein Rückhaltebecken errichtet – Kanalerweiterung innerorts startet 2017 – Gesamtkosten von 1,3 Millionen Euro

Mechernich-Antweiler – Ein wenig erinnert das Bauwerk an ein Eishockeytor, besonders morgens, wenn der Frost das Gras innerhalb des riesigen Beckens weiß gefärbt hat. Doch ein Puck soll hier nicht reingeschossen werden. Vielmehr handelt es sich um einen dreidimensionalen Abfluss, der am Ortsrand von Antweiler aus dem Boden guckt.

Im Trennbauwerk wird der Krebsbach im Falle eines Hochwassers gedrosselt, sodass nur 300 Liter pro Sekunde Richtung Antweiler fließen und der Rest ins Rückhaltebecken umgeleitet wird. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Im Trennbauwerk wird der Krebsbach im Falle eines Hochwassers gedrosselt, sodass nur 300 Liter pro Sekunde Richtung Antweiler fließen und der Rest ins Rückhaltebecken umgeleitet wird. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Er ist nur ein kleiner Teil des 25.000 Kubikmeter fassenden Hochwasserrückhaltebeckens, das seit dem Frühjahr 2016 im Südwesten von Antweiler, zwischen den Verlängerungen der Pappelstraße und der Straße Kleiner Gähn, errichtet wird. Die Erdarbeiten sind abgeschlossen, der Damm wurde aufgeschüttet und die Böschungen mit Ton abgedichtet. Auch das Trennbauwerk und die Entlastungsmulde sind fertig. „Das Becken ist so gut wie funktionstüchtig“, fasst der städtische Fachbereichsleiter Helmut Schmitz zusammen.

Lediglich die Arbeiten am Zaun sind witterungsbedingt noch nicht abgeschlossen. Eine Verzögerung des Baus fand außerdem statt, weil beim Aushub des Beckens eine Villa Rustica gefunden wurde, die vom Bodendenkmalschutz archiviert werden musste. Geprüft werden muss noch, ob die Bäume, die am Ufer des Krebsbaches unmittelbar neben dem Zaun stehen, stabil genug sind oder gefällt werden müssen.

Die Pfähle stehen, doch abgeschlossen sind die Arbeiten am Zaun witterungsbedingt noch nicht. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Die Pfähle stehen, doch abgeschlossen sind die Arbeiten am Zaun witterungsbedingt noch nicht. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Mehr als eine Million Euro kostet die Stadt der Hochwasserschutz in Antweiler. Dabei war die Ortschaft vom Unwetterereignis Mitte des vergangenen Jahres verschont geblieben. Überhaupt liegt das letzte massive Hochwasser, das die Ortschaft heimgesucht hatte, schon 30 Jahre zurück. Dennoch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Überschwemmungen, bei denen, so berichtete es der Ingenieur Thomas Aufdermauer bei der Vorstellung des Vorhabens vor etwas mehr als einem Jahr, Kanaldeckel in den Bereichen Pappelstraße, Fabrikstraße, Graf-Schall-Straße und Auf dem Bongert „fliegen gehen“.

Antweiler ist gleich von zwei Seiten der Hochwassergefahr ausgesetzt: Vom Westen her, von Rißdorf kommend, schlängelt sich der Krebsbach zwischen Lessenich und Wachendorf in Richtung Antweiler. Von Norden kommt das Wasser vom Billiger Berg. Deshalb ist die Errichtung des Hochwasserrückhaltebeckens nicht die einzige Präventionsmaßnahme.

Die Stadt muss noch prüfen, ob die Bäume neben dem Trennbauwerk standfest sind oder gefällt werden müssen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Die Stadt muss noch prüfen, ob die Bäume neben dem Trennbauwerk standfest sind oder gefällt werden müssen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

In einem zweiten Bauabschnitt wird der Mischwasserkanal in der Stiftsstraße und der Kreuzweingartener Straße erneuert. Vor Weihnachten hat die Firma Schönmackers den bestehenden Kanal gereinigt und mit einer Kamera überprüft. Eine Teilerneuerung des Kanals wird es in der Baptiststraße und der Graf-Schall-Straße geben.

Inbetriebnahme im Frühjahr 2017

Das Hochwasserrückhaltebecken, also der erste Bauabschnitt, wird im Frühjahr in Betrieb genommen. Am südwestlichen Rand befindet sich ein Trennbauwerk, das den Wasserstrom des Krebsbaches bei einem Hochwasser drosselt. Bis zu 1400 Liter pro Sekunde – so gigantisch ist die Wassermenge bei einem Jahrhunderthochwasser in dem Bächlein – kann das Trennbauwerk verarbeiten. 1100 Liter davon werden in das Rückhaltebecken geleitet, die restlichen 300 Liter pro Sekunde fließen weiter im Krebsbach nach Antweiler.

Droht das Rückhaltebecken vollzulaufen, wird das Wasser über diese Mulde wieder an den Krebsbach zurückgegeben. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Droht das Rückhaltebecken vollzulaufen, wird das Wasser über diese Mulde wieder an den Krebsbach zurückgegeben. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Handelt es sich bei dem Unwetter um mehr als ein Jahrhunderthochwasser, kann es vorkommen, dass das Becken vollläuft, weil das Wasser nicht schnell genug abfließt. Damit das Rückhaltebecken nicht überläuft, wird das Wasser in dem Fall über eine Entlastungsmulde wieder zurück in den Krebsbach geleitet – eine Überschwemmung im Ort ist dann nicht ausgeschlossen. Allerdings trifft der Krebsbach nicht mit den vollen 1400 Litern pro Sekunde auf Antweiler, sondern mit rund 400 Litern.

Aber was ist überhaupt ein Hochwasser? Das erklärt Jörg Nußbaum, Teamleiter im Bereich Wasser bei den Stadtwerken: „Von einem Hochwasser spricht man, wenn ein Bach eine Überschwemmung verursacht.“ Überschwemmungen infolge eines Unwetters, ohne dass ein Bach die Ursache ist, nennt man Sturzflut. Von einer urbanen Sturzflut spricht man, wenn in einem Ort die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen kann.

Jörg Nußbaum (l.) und Helmut Schmitz stehen neben dem dreidimensionalen Abfluss inmitten des Hochwasserrückhaltebeckens bei Antweiler. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Jörg Nußbaum (l.) und Helmut Schmitz stehen neben dem dreidimensionalen Abfluss inmitten des Hochwasserrückhaltebeckens bei Antweiler. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Die gesamte Hochwasserschutzmaßnahme in Antweiler schlägt mit rund 1,3 Millionen Euro zu Buche. Weil die Stadt aber Fördermittel in Höhe von 800.000 Euro erhält, muss sie 500.000 Euro selbst aufbringen.

pp/Agentur ProfiPress