Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Allgemein

Schüler gründen Genossenschaft

Erste Schülergenossenschaft im Kreis Euskirchen – VR-Bank Nordeifel eG unterstützt Schleidener Realschule – Gründungsversammlung der „HAMMERauch eSG“ mit Wahl von Vorstand und Aufsichtsrat – Nachhilfe-Vermittlung, Schülerauktionen und Eventmanagement

Es ist geschafft: Mit Unterstützung der von ihrem Lehrer Tobias Michaut sowie Carsten Heinz, Christian Heinrichs, Sandra Hoff und David Dalinghoff von der VR-Bank Nordeifel (hinten, v. l.) wurde an der Schleidener Realschule eine Schülergenossenschaft gegründet. In den Vorstand der „HAMMERauch eSG“ wurden Maren Dederichs, Nadja Sterz und Sascha Buß (Sofa, v. l.) und in den Aufsichtsrat Gian-Luca Züll, Brian Karbig und Fabian Hilgers gewählt (v. l.). Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Schleiden – Von einem so jungen Vorstand wie dem, dem Maren Dederichs, Sascha Buß und Nadja Sterz angehören, können die meisten Vereine – oder eben auch Genossenschaften – nur träumen. Der Altersdurchschnitt im Vorstand der im doppelten Sinne jüngsten Genossenschaft im Kreis Euskirchen nämlich liegt unter 20 Jahren.

Mit Unterstützung der VR-Bank Nordeifel eG und ihres „SoWi“-Lehrers (Sozialwissenschaften) Tobias Michaut haben Schleidener Realschüler mit der „HAMMERauch eSG“ (eSG = eingetragene Schülergenossenschaft) die erste Schülergenossenschaft im Kreis gegründet. Zur Gründungsversammlung trafen sich 19 Schüler im Konferenzraum der Eifeler Genossenschaftsbank und beschlossen dabei auch einstimmig die in der Satzung festgelegten Aufgaben der neuen „Schülerfirma“, die sich um ein Nachhilfenetzwerk, Schulauktionen und ein schuleigenes Eventmanagement kümmern möchte.

„Ich begrüße Sie hier herzlich in der größten genossenschaftlichen Gemeinschaft in der Nordeifel“, lauteten die ersten Worte des Vorstandsvorsitzenden Bernd Altgen an die Schüler. Er freue sich, so Altgen, dass sich junge Menschen einbringen und für die Gemeinschaft, also in dem Fall die Schule, aktiv werden wollen. Und das nachhaltig, denn: „Das hier ist kein kurzer 100-Meter-Sprint, sondern etwas, das Sie nachhaltig auf die Schiene setzen und das vermutlich auch in zehn, 20 und 30 Jahren noch funktioniert“, so Altgen. Im Fall der VR-Bank Nordeifel, ergänzte der Vorstandsvorsitzende, funktioniere „es“, also die Genossenschaft, bereits seit 133 Jahren. Abschließend versprachen Altgen und sein Vorstandskollege Wolfgang Merten: „Wir begleiten Sie gerne – und zwar ebenfalls nachhaltig.“

Mit der eigentlichen Gründung der Schülergenossenschaft inklusive Wahl von Vorstand und Aufsichtsrat krönten die jungen Realschüler dann im Beisein auch von Schulleiterin Birgit Barrelmeyer das, worauf sie sich gemeinsam mit ihrem Lehrer Tobias Michaut seit Wochen vorbereitet hatten. Im Rahmen eines Projektes des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV) hatte die VR-Bank Nordeifel eG bei der Realschule angeklopft – und offene Türen eingerannt: „Dort war man von der Idee, eine Schülergenossenschaft zu gründen, begeistert“, berichtete Christian Heinrichs, der die begleitende Projektgruppe leitet. „Ausschlaggebend war aber, dass die VR-Bank Nordeifel zusagte, uns professionell zu begleiten“, ergänzte Schulleiterin Barrelmeyer.

Der begleitenden Projektgruppe der Eifeler Genossenschaftsbank gehören neben dem 22-jährigen Christian Heinrichs auch die drei Auszubildenden Carsten Heinz (23), Sandra Hoff (20) und David Dalinghoff (21) an. „Wir haben die Gründung gemeinsam mit den Schülern vorbereitet“, berichtet Heinrichs. Dazu war die Projektgruppe mehrfach in den Unterricht gekommen und hatte anhand der vom RWGV zur Verfügung gestellten Materialien nicht nur das Genossenschaftsmodell vorgestellt, sondern auch gemeinsam mit den Schülern einen Geschäftsplan sowie die Satzung erstellt. Beides wurde bei der von Christian Heinrichs souverän geleiteten Gründungsversammlung einstimmig verabschiedet.

Jetzt geht es also in die konkrete Umsetzung. Ein Genossenschaftsanteil, so sieht es die Satzung vor, kostet fünf Euro. Aufgestockt werden soll das genossenschaftliche Vermögen mit den Erträgen der drei Geschäftsbereiche. Bei den Schülerauktionen sollen Gegenstände ähnlich wie bei der Internet-Auktionsplattform „Ebay“ unter den Hammer gebracht werden. Für jeden Gegenstand, der so den Besitzer wechselt, fließt eine Provision von 10 Prozent an die Genossenschaft. Das Nachhilfenetzwerk richtet sich an Schüler, die Nachhilfebedarf haben, sowie ältere Schüler, Eltern und Lehrer, die Nachhilfe anbieten. Die Provision beträgt zehn Euro pro Vermittlung. Heinrichs: „Sollte sich aber herausstellen, dass die Chemie zwischen Nachhilfeschüler und –lehrer nicht stimmt, erfolgt die eine zweite Vermittlung kostenlos.“ Beim dritten Geschäftszweig, dem Eventmanagement, rechnet die Schülergenossenschaft mit eher unregelmäßigen Einnahmen. „Vorstellbar ist etwa die Organisation von Stufenfeten oder Wandertagen“, so Heinrichs.

Wenn alles gut läuft, und die Schüler-eG erwirtschaftet Überschüsse, wollen die Mitglieder diesen wiederum in die Genossenschaft investieren, etwa in einen eigenen PC oder Marketing-Maßnahmen. „Denkbar ist natürlich theoretisch auch die Auszahlung einer Dividende an alle Mitglieder“, erläutert Heinrichs. Es sei eben alles wie bei einer „großen“ Genossenschaft. Dazu gehört auch, dass der Vorstand nicht einfach „vor sich hin wurschteln“ darf, sondern transparent agieren und alle Tätigkeiten dokumentieren muss. Dass dies so ist, darauf unter anderem achtet als Kontrollgremium der Aufsichtsrat. Die im Rahmen der Gründungsversammlung gewählten Aufsichtsratsmitglieder sind Gian-Luca Züll, Brian Karbig und Fabian Hilgers.