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Volkskunde zum Anfassen

Bei den Tagen nach der Ernte herrschte im Mechernicher Freilichtmuseum einmal mehr eine schöne Atmosphäre – Mit über 10.000 Besuchern mehr Gäste denn je

Seit es die „Tage nach der Ernte“ gibt, ist der Luxemburger Nico Hamen mit seinen Ardenner-Kaltblut-Gespannen gerngesehener Dauergast im Rheinischen Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes in Mechernich. Foto: Hans Theo Gerhards/LVR/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – „Das ist was für Kopf, Herz und alle Sinne“ zitierte die Aachener Zeitung vor Jahren nach den traditionellen „Tagen nach der Ernte“ im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern ein Besucherpaar aus Ahrweiler. Auch am vergangenen, dem vorletzten Septemberwochenende 2013 war der Kahlenbusch bei Kommern (Stadt Mechernich) wieder Treffpunkt für Menschen aus dem ganzen Rheinland und Benelux, die das Landleben der Altvorderen lieben.

Über 10 000 Besucher kamen, sahen und genossen, wie ehedem in den rheinischen Landschaften Eifel, Westerwald, Bergisches Land, Kölner-Bonner Bucht und Niederrhein mit der Zeit nach der Ernte eine Zeit des Schwelgens anbrach, aber auch des Dreschens und Einmachens für den Winter.

Das genannte Ehepaar hatte seinerzeit im Bergischen Land gerade bei Rosemarie Johnen frische Pflaumen sowie Äpfel und Birnen als Dörrobst gekostet und bei Anita Wolfgarten und Anna Lang frisch gebackene Hefepfannkuchen mit Apfelstücken gegessen. Anschließend stillten die beiden bei Johanna Hilger und Josefine Sievernich ihren Wissendurst und ließen sich ausgiebig erklären, wie früher „Kappes” und „Schavour” für den Winter haltbar gemacht wurden.

Die bekannten Akteure des Mechernicher LVR-Freilichtmuseums waren auch diesmal wieder im Einsatz: An Dreschmaschine und „Stetzfauch“, am Kappesfass mit Stampfer, auf der Tenne mit Flegel und vor dem bergischen Mannesmann-Haus mit Garnkamm in der Hand. Land- und hauswirtschaftliche Arbeitstechniken wurden ebenso vorgeführt wie altes Handwerk. Insgesamt gab es 35 verschiedene Vorführungen und Mitmachaktionen in historischen Bauernhöfen und Werkstätten. 55 Kaltblutpferde und zehn Zugochsen waren im Einsatz. Gut besucht war auch der Landmarkt mit 35 Marktständen.

Seit Jahren sind die 1985 erstmals begangenen „Tage nach der Ernte” mit Arbeitsdemonstrationen und Vorführungen verbunden, bei denen jede Menge schwere Arbeitspferde, aber auch alte Traktoren und Landmaschinen sowie Kuh- und Ochsengespanne zum Arbeitseinsatz kommen.

Es ist jedes Mal „Volkskunde zum Anfassen”, wie sich Museumsdirektor Dr. Josef Mangold einmal ausdrückte. Denn es gibt kaum noch Opas und Omas, geschweige denn Mütter und Väter, die die gezeigten Geräte und Arbeitsweisen noch kennen und den Kindern und Jugendlichen erklären könnten. Das übernimmt das speziell geschulte Museumspersonal selbst.

Das Museum weiß auch komplexe geschichtliche Fragen anschaulich aufzuarbeiten. So war zu erfahren, warum es speziell in der Eifel so viele und so kleine Höfe gab. Der Grund war die Realteilung in der Landwirtschaft, wobei jedes Kind einen gleich großen Anteil am Land bekam.

Als die Kindersterblichkeit zurückging, führte das zu einer Aufsplittung Eifeler Ländereien in zahlreiche Kleinst-Bauernhöfe, die jeder für sich nicht mehr die existenziellen Bedürfnisse ihrer Bewirtschafter decken konnten. Das erklärt auch, warum gerade rund um den Mechernicher Bleiberg, an dem auch das Mechernicher Freilichtmuseum liegt, früher viele Bauern gleichzeitig auch Bergleute waren: Weil die Landwirtschaft allein die Familie nicht ernähren konnte.

pp/Agentur ProfiPress