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AllgemeinVR-Bank Nordeifel

Kirche trifft Bank, Bank trifft Kirche

… und ist von den Socken, wie viel vom eigenen Wertesystem im Alltag der jeweils anderen Einrichtung vorkommt – Projekt zwischen „Seelsorge im Nationalpark Eifel und Vogelsang“ und der VR-Bank Nordeifel eG – Juniorteamer aus Vogelsang und Bankauszubildende kamen ins Gespräch – Banker bei der „Seelsorge im Nationalpark Eifel und Vogelsang“ zu Besuch

Schleiden/Vogelsang – Was können Kirchenleute von Bankern lernen? Gut mit Geld umzugehen. Was können Banker von Seelsorgern lernen? Sich um Menschenseelen zu sorgen und Werte zu vermitteln. Dass die Rollen nicht ganz so klar verteilt sind, wie man meinen sollte, erfuhren jetzt ein Dutzend so genannter „Juniorteamer“ des Aachener Bistumsprojektes „Seelsorge im Nationalpark Eifel und Vogelsang“ und Auszubildende der VR-Bank Nordeifel eG bei gegenseitigen Besuchen: Erst kamen die Juniorteamer zu den Bankauszubildenden in die Schleidener Filiale der Eifeler Genossenschaftsbank, später besuchten die angehenden Bankkaufleute die Teamer in Vogelsang.

Nach Schleiden waren die jungen Nationalparkseelsorger gekommen, um die Hausbank der Region kennenzulernen. Dass es sich um eine Genossenschaft handelt, die knapp 24.000 Menschen aus der Eifel selbst gehört, war für viele Teilnehmer des Treffens überraschend. Auch dass in vielen Dingen basisdemokratisch entschieden wird und ein eigener Kundenbeirat für junge Bankmitglieder existiert, war vielen neu.

Das solidarische Grundprinzip aus den Gründungstagen der Brotvereine und Raiffeisengenossenschaften im 19. Jahrhundert, sei auch heute keineswegs überholt, verriet Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen den jungen Leuten in einem Einleitungsreferat: „Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele“.

Anhand des Bildes einer Eheschließung in Vogelsang während der Herrschaft der Nationalsozialisten erklärt Georg Toporowsky den Auszubildenden den Sinn einer Ehe in Deutschland unter der Führung Adolf Hitlers. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Anhand des Bildes einer Eheschließung in Vogelsang während der Herrschaft der Nationalsozialisten erklärt Georg Toporowsky den Auszubildenden den Sinn einer Ehe in Deutschland unter der Führung Adolf Hitlers. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Unsere Leute sind mit einem veränderten Blick auf die Bank hier herausgegangenen“, sagte Seelsorge-Projektleiter Georg Toporowsky nach der zweieinhalbstündigen Zusammenkunft. Die hatten er und VR-Bank-Ausbildungsleiter Thomas Mahlberg mit einem 20minütigen Speeddating eröffnet, bei dem sich die Auszubildenden der VR-Bank und die Juniorteamer der Nationalpark-Seelsorge gegenseitig kennenlernen konnten.

Anschließend erzählten Bankleiter Bernd Altgen und Pastoralreferent Georg Toporowsky vom Zustandekommen der nicht alltäglichen Kooperation zwischen Kirche und Bank. Es war bei einem der Werte-schaffen-Werte-Foren, die die VR-Bank Nordeifel seit Jahren veranstaltet und bei denen schon prominente Zeitgenossen wie Margot Käßmann, Heiner Geissler, Roman Herzog und Uli Wickert laut über Werteorientierung im Wirtschaftsleben und Moral beim Geldverdienen nachgedacht haben.

Georg Toporowsky fragte Bernd Altgen beim Forum mit der früheren evangelischen Landesbischöfin Margot Käßmann gerade heraus, ob er sich eine Zusammenarbeit zwischen VR-Bank und Bistumsprojekt „Seelsorge im Nationalpark Eifel und Vogelsang“ vorstellen könne. Bei einem Gespräch in der Pastorat von Pfarrer Philipp Cuck, dem Leiter der GdG Hellenthal/Schleiden, in deren Grenzen die Nationalparkseelsorge angesiedelt ist, wurde man sich schnell handelseinig: Es soll nicht nur um eine wirtschaftliche Unterstützung der Bank für die Seelsorger gehen, man glaubt auch fest daran, dass beide Seiten voneinander lernen können.

Solidarität und Subsidiarität, Hilfe zur Selbsthilfe, Partizipation

In einer ersten Runde war die Bank dran, sich und ihr seit 1880 in der Nordeifelregion tief verwurzeltes Wertesystem vorzustellen. Und zu betonen, wie Bernd Altgen das tat: „Solidarität und Subsidiarität, Hilfe zur Selbsthilfe, Partizipation für alle, das schreibt sich leicht als Ziel aufs Papier. Aber wir müssen Tag für Tag sehen, wie wir das mit Leben und Wahrhaftigkeit erfüllen.“

Genau darum ging es in einer an Bernd Altgens Einführungsreferat anschließenden Diskussionsrunde, in der auch die neun VR-Bank-Auszubildenden zu Wort kamen und darlegen konnten, wie viel und tief sie sich mit Werten auseinandersetzen. Und zwar nicht nur im Umgang mit Geld und Konten, sondern auch mit Menschen.

Um die Methoden der Nationalsozialisten besser vermitteln zu können, versuchte Georg Toporowsky jeden Auszubildenden dazu zu bewegen, eine nur von den Kollegen aufrechtgehaltene Leiter zu überqueren. „Hier dürft ihr selbstverständlich sagen: »Ich mach das nicht.« Im Nationalsozialismus war jeder, der nicht über die Leiter kam, draußen“, erklärte er den Auszubildenden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Um die Methoden der Nationalsozialisten besser vermitteln zu können, versuchte Georg Toporowsky jeden Auszubildenden dazu zu bewegen, eine nur von den Kollegen aufrechtgehaltene Leiter zu überqueren. „Hier dürft ihr selbstverständlich sagen: »Ich mach das nicht.« Im Nationalsozialismus war jeder, der nicht über die Leiter kam, draußen“, erklärte er den Auszubildenden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Wir vertreten 134 Orte, 52.000 Menschen leben hier, wir sind ihre Bank und wir entwickeln mit ihnen eine solidarische Mehr-Generationen-Gesellschaft. Deshalb ist auch auf allem in der Eifelregion, wo Genossenschaft draufsteht, VR-Bank mit drin“, so VR-Bank-Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen – egal ab es sich um die Streuobstwiesengenossenschaft „Sonne“, das Sistiger Dorfladenprojekt „Frische eG“ oder die sich entwickelnde Familiengenossenschaft handelt, die konkrete Hilfe in der Erziehung oder bei der Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger vermittelt.

Georg Toporowsky und auch die Ausbilder der VR-Bank waren nachher selbst überrascht, wie aufmerksam die jungen Leute Altgens Grundsatzreferat gefolgt waren. „Die sind mit einem völlig anderen Bild von Bank rausgegangen“, so der Nationalpark-Seelsorger: „Die meisten waren sehr, sehr positiv überrascht.“ Man habe „viele Parallelen zur Kirche“ entdecken können, so der Pastoralreferent.

Im Gegenzug: Auszubildende der VR-Bank Nordeifel eG besuchen Vogelsang

Beim nächsten Treffen waren die Auszubildenden der VR-Bank Nordeifel eG zu Gast in Vogelsang. Dort erhielten sie bei einer Führung über das Gelände einen ersten Eindruck von der ehemaligen NS-Ordensburg. Georg Toporowsky vermittelte den jungen Menschen die Methoden und Schikanen der Nazis bei der Ausbildung der so genannten Junker.

Jeden von ihnen forderte er auf, eine von den Ausbildungskollegen gehaltene Leiter zu erklimmen und zu überqueren. Gezwungen wurde selbstverständlich keiner, und hier zeigte Toporowsky den Unterschied zu den Methoden des dritten Reichs auf: „Die Möglichkeit, sich zu weigern, gab es bei den Nazis nicht. Ein deutscher Junge hatte das zu können. Das war damals Menschenverachtung pur.“

Bei deren Besuch im Nationalpark Vogelsang erläuterte Georg Toporowsky den angehenden Bankkaufleuten die menschenverachtenden Methoden der Nationalsozialisten. Foto: Felix Kern/pp/Agentur ProfiPress
Bei deren Besuch im Nationalpark Vogelsang erläuterte Georg Toporowsky den angehenden Bankkaufleuten die menschenverachtenden Methoden der Nationalsozialisten. Foto: Felix Kern/pp/Agentur ProfiPress

Als der Ausbildungsleiter Thomas Mahlberg seine Schützlinge schließlich nach ihrem Fazit fragte, war dieses durchweg positiv. Vor allem die Einstellung zur Kirche, die sie bei Georg Toporowsky und den Junior-Teamern beobachten konnten, hinterließ nachhaltig Eindruck: „Durch die Kooperation ist mir klar geworden, dass Kirche viel mehr ist, als nur zum Sonntagsgottesdienst zu gehen. Ich habe sehr viel Positives mitnehmen können und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit“, sagte etwa die Auszubildende Melina Mauel im Anschluss an den Besuch.

Ihr Kollege Jan Diederichs sah auch hier Parallelen zwischen der Arbeit der Kirche und der VR-Bank Nordeifel eG: „Herr Toporowsky und sein Team haben sich insbesondere mit Werten auseinandergesetzt, was uns als Genossenschaftsbank auch sehr am Herzen liegt. Werte, die die Nationalpark-Seelsorge vermittelt, aber auch, was »Werte« während des NS-Regimes bedeuteten.“

Bei den Begegnungen der angehenden Bankkaufleute und der „Juniorteamer“ hat sich also klar gezeigt: Die Zusammenarbeit der beiden Partnern Bank und Kirche, die wohl nur auf den ersten Blick so unterschiedlich erscheinen und bei näherer Betrachtung erstaunliche Parallelen aufweisen, kann Früchte tragen. Die Fortsetzung der Kooperation ist bereits in Planung.

pp/Agentur ProfiPress