Keine Verletzten…
Lage am Montag nach der Hochwasserkatastrophe im Stadtgebiet Mechernich beruhigt sich – Strom- und Wasserversorgung größtenteils in Funktion, alle 44 Ortslagen sind erreichbar – Versorgung mit Sachgütern gesichert – 300 Mechernicher Feuerwehrleute helfen jetzt auch in den schwerer betroffenen Nachbarkommunen – Großes Lob von Bürgermeister und Krisenstab an die vielen freiwilligen Helfer – Bergschadensgebiet in den nächsten Wochen nicht betreten – Bürgermeister fordert lokale und regionale Bauten für Regenrückhalt und eine Solidarversicherung gegen Elementarschäden
Mechernich – Im Stadtgebiet Mechernich selbst kam offenbar niemand beim Hochwasser ums Leben, nicht einmal Verletzte waren zu beklagen, bei denen „Rettungsmittel“ hätten eingesetzt werden müssen: Das ist die gute Nachricht aus Mechernich, die Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Erster Beigeordneter Thomas Hambach und Fachbereichsleiterin Silvia Jambor am Montagmittag zur Lage am Bleiberg herausgeben konnten.
Die Schäden des verheerenden Hochwassers entlang Rot-, Blei- und Veybach sind immens. Der Krisenstab möchte keine Gewichtung abgeben, so Erster Beigeordneter Thomas Hambach: „Viele Ortslagen sind schwer betroffen! Brücken wurden zerstört – unter anderem in Satzvey am Bahnübergang und zwischen Bescheid und Wielspütz – und Straßen unterspült wie in Schaven. Dennoch sind alle Ortslagen wieder erreichbar.“
Hilfsgüter gibt es in der Dreifachturnhalle
Neben vielen, vielen Privathäusern, Wohn- und Geschäftsräumen sind auch 20 städtische Immobilien vom Hochwasser betroffen, darunter Schulen und Sporthallen wie Dreifachturnhalle und Oktogon im städtischen Schulzentrum und der Kindergarten am Dorfgemeinschaftshaus Firmenich. Auch Firmen wurden Opfer der von Starkregen ausgelösten Flut.
Die zeitweise innen unter Wasser stehende Dreifachturnhalle dient in trockenen Bereichen gleichwohl weiterhin als Hilfszentrum für Sachleistungen. Wer immer Sachspenden benötigt, kann sich dort ans Rote Kreuz wenden und erhält schnell und unbürokratisch, was er braucht. „Es werden zurzeit keine weiteren Sachspenden benötigt. Die Lager sind voll!“, so Thomas Hambach. Einige Supermärkte waren leergekauft, jetzt füllen sich die Regale wieder.
„Die Wasserversorgung steht wieder, auch der Strom bis auf wenige Trafostationen“, so der Beigeordnete. Pumpanlagen waren zeitweise ausgefallen, wurden aber zwischenzeitlich von den Mechernicher Stadtwerken wieder repariert und laufen. Von Stromausfall seien bestenfalls noch einzelne Straßenzüge betroffen, so Hambach.
Bohrungen im Bergschadensgebiet
Die Warnung, das Bergschadensgebiet nicht zu betreten, wird aufrechterhalten. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, der das Gelände hinter der sogenannten „Papageiensiedlung“ am Montagmorgen nochmals mit Vertretern des Bergamtes und der Feuerwehr in Augenschein nahm, appellierte an die Bevölkerung, das frühere Bergwerksgelände zwischen Mechernich und Kallmuth, Bergheim und Roggendorf/Strempt in den kommenden Wochen zu meiden.
Der Geländeeinbruch, der dort am Wochenende am Ortsrand der Hardt registriert worden war, wolle das Bergamt verfüllen lassen. Ob sich eine Weltkriegsbombe in dem ehemaligen Luftschacht befindet, habe der Kampfmittelräumdienst noch nicht bestätigt. Mit Bohrungen solle die Festigkeit des Untergrundes untersucht werden. Bei Versuchen, einen Kleinbagger einzusetzen, gab der Boden nach. Es handelt sich um einen alten Bergbauabschnitt, von dem kein verlässliches Kartenmaterial vorliegt.
„Die Hilfsbereitschaft unter den Bürgern ist riesig und sehr beeindruckend“ sagte Silvia Jambor. Erster Beigeordneter Thomas Hambach bedankte sich nachdrücklich auch bei den 300 städtischen Feuerwehrkräften und anderen Hilfs- und Rettungsdiensten, die seit Mittwochabend in Wechselschicht ununterbrochen im Einsatz sind. „Der Dienst der Ehrenamtlichen und Freiwilligen verdient höchste Anerkennung und Dank“, so auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.
Thomas Hambach: „Viele unserer Freiwilligen Feuerwehrfrauen und -männer befinden sich derzeit schon wieder im überörtlichen Einsatz und helfen in den noch weit schlimmer verwüsteten Notstandsgebieten Schleiden und Bad Münstereifel.“ Silvia Jambor: „Alle machen einen wahnsinnigen Job. Das ist schon beeindruckend.“
Schadensermittlung läuft
Die Stadtverwaltung Mechernich hat eine Schadensermittlung an den vielen in Mitleidenschaft gezogenen Privathäusern, Grundstücken, Straßen und Brücken eingeleitet. Es sollen Prioritäten festgelegt werden, was, wie und in welcher Reihenfolge angegangen werden muss, so Hambach und Jambor.
Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick zog eine ernüchternde Bilanz: „Die Hochwassergefahr wächst. Über die Ursachen und das Angehen dagegen muss sich die hohe Politik international verständigen – was nutzt es allein, wenn Deutschland klimaneutral wird? Der Himmel und die Wolken kennen keine Grenzen!“
Im regionalen Rahmen müsse man jetzt daran gehen, weitere Regenrückhalte zu schaffen, so Dr. Schick: „Die können eine solche Regenmenge, wie sie diesmal binnen weniger Stunden gefallen ist, möglicherweise auch nicht bändigen, aber sie helfen zumindest bei Hochwasserereignissen mit abgeschwächten Niederschlagsmengen.“ Vor Städten müssten große Regenrückhaltungen gebaut werden.
Der Bürgermeister von Mechernich fordert außerdem eine gesetzliche Zwangsverpflichtung für Versicherungen, Menschen an Bach- und Flussläufen gegen Elementarschäden zu versichern.
Dr. Schick: „Wenn alle verpflichtet würden, sich gegen Elementarschäden zu versichern, dann wäre das auch finanzierbar, denn es entstünde eine Solidargemeinschaft, in der die Bergbewohner bei Hochwasser mit für die Schäden der Talbewohner aufkommen.“ Das umgekehrte Prinzip herrsche etwa bei Sturmschäden, wo Immobilien in exponierten Lagen weit mehr gefährdet seien als solche im Tal.
„Das hätte den Trost in Situationen wie diesen, dass jeder wüsste, dass er wenigstens materiell gegen Zerstörungen abgesichert wäre“, so Dr. Hans-Peter Schick.
Wie der mit seinem Firmensitz an der Deponie zeitweise unter Wasser gesetzte Müllentsorger Schönmackers der Stadtverwaltung Mechernich mitteilt, werden die Gelben Tonnen, die in der vergangenen Woche nicht geleert wurden, nicht außerturnusmäßig abgeholt: „Aktuell liegt die Priorität der Fa. Schönmackers in der Leerung von Restabfall, Bioabfall und Sperrmüll.“ Gelbe Tonnen und Papiersammlungen müssten warten. Es könne weiterhin zu Abfuhrproblemen kommen.
pp/Agentur ProfiPress