Jugendlichen (einen) Raum geben
Das Café „Schüler“ in der Alten Schule in Kall zählt täglich mehr als 30 Besucher – Jugendeinrichtung gehört zu den gefragtesten im Südkreis – Kinder und Jugendliche können Freizeitprogramm mitgestalten
Kall – „Schülercafé“ ist in bunt gesprühten Buchstaben auf der Graffiti-Wand in der Alten Schule in Kall zu lesen. Einige Jugendliche spielen dort Billard, ein paar andere sitzen auf dem Sofa und hören Musik, wieder ein anderer surft in Sozialen Netzwerken. Mit durchschnittlich 32 Besuchern pro Tag gehört die Kaller Jugendeinrichtung zu den nachgefragtesten im Südkreis.
Michael Schulenburg betreut die offene Einrichtung, die in Trägerschaft der Gemeinde Kall steht, seit rund drei Jahren als ausgebildeter Sozialarbeiter und Sozialpädagoge. Die Stimmung ist herzlich – und das beruht auf Gegenseitigkeit. „Die Kinder und Jugendlichen sind freundlich und zuvorkommend – und mir absolut sympathisch. Deshalb macht mir meine Arbeit so viel Spaß“, sagt Michael Schulenburg.
Sein Ziel ist es, ein möglichst großes Angebot für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 21 Jahren zu schaffen und ihnen gleichzeitig Raum für eigene Ideen und Wünsche zu geben. So können die Besucher des Schülercafés ihn um Unterstützung bei den Hausaufgaben bitten – oder einfach nur chillen. Sie dürfen je eine halbe Stunde einen Computer benutzen oder an einer Konsole spielen – aber sie können auch basteln, Gesellschaftsspiele spielen oder gemeinsam Musik hören. Feste Termine sind das Sportangebot in der Turnhalle des Berufskollegs jeden Montag und der Pokerabend für über 17-Jährige an Donnerstagen.
Im Café „Schüler“ gibt es auch eine kleine Küche, in der die jungen Besucher zum Beispiel Pizza, Baguette oder Eis zum Selbstkostenpreis kaufen können. Wasser, Tee und Kaffee gibt es umsonst. Regelmäßig werden in der Alten Schule außerdem Waffeln oder Crêpes gebacken. „Hier findet eine Regelmäßigkeit statt, die es in vielen Familien häufig nicht mehr gibt, wenn die Eltern beide arbeiten“, erklärt der Sozialarbeiter. Fünf Stunden pro Woche ist er in aufsuchender Arbeit unterwegs, um Jugendliche dazu zu bewegen, auch in die offene Einrichtung zu kommen, anstatt auf der Straße rumzuhängen.
Michael Schulenburg hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Schützlinge: „Wer etwas zu erzählen hat weiß, dass er mit mir reden kann. Aber wer nicht reden möchte, der muss auch nicht.“ Hilfestellung gibt er darüber hinaus auch dann, wenn Bewerbungen geschrieben werden müssen, um eine Praktikumsstelle oder einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Regelmäßig führt er außerdem in Zusammenarbeit mit dem Kreis Euskirchen und der Caritas die sogenannten „HaLT“-Projekte zur Alkoholprävention bei Kindern und Jugendlichen durch.
„Wir möchten den Jugendlichen in unserer Gemeinde etwas bieten. Einen Ort, an dem sie sich treffen und austauschen können“, erklärt Roswitha Klinkhammer, stellvertretende Teamleiterin Schulen, Kindergärten, Soziales und Jugend der Gemeinde Kall. Dafür steht auch der ständige Dialog mit den Gästen des Cafés „Schüler“, die zum Beispiel das Ferienprogramm mit eigenen Wünschen mitgestalten können. „Wir sind schon zum Bowling und zum Minigolf gefahren und waren auch zusammen auf der Sommerrodelbahn“, erinnert sich Michael Schulenburg.
Er hofft, dass bald die Außenanlage vergrößert wird, so dass zum einen Sitzmöglichkeiten an der frischen Luft entstehen und zum anderen Platz für sportliche Freizeitaktivitäten wie Fußball, Basketball oder Tischtennis entsteht. Die offene Einrichtung ist Montag bis Mittwoch von 15 bis 19 Uhr, Donnerstag von 15 bis 21 Uhr und Freitag von 14 bis 20 Uhr geöffnet.
pp/Agentur ProfiPress