Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

Jetzt soll Neuanfang gemacht werden

Jetzt soll Neuanfang gemacht werden
Bürgermeister Schick initiierte runden Tisch zwischen Tontagebaubetreibern, Bürgern und Bergamt und mahnte mehr Kommunikation an – Gespräche endeten mit großem Einvernehmen – In Zukunft sollen Probleme auf dem kurzen Dienstweg gelöst werden
Mechernich – Seit Jahren gibt es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Bewohnern Lessenichs und den Betreibern des Tontagebaus vor ihrer Haustür. Die Bürger behaupten, dass ihre Probleme nicht ernst genommen und Absprachen nicht eingehalten würden. Die Betreiber der Tongruben widersprechen dem regelmäßig und verweisen auf die besonderen Probleme ihrer Zunft. Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick war das ewige Hickhack der beiden Parteien jetzt leid. Er lud Betreiber, Bürger aber auch den Vertreter des Bergamts in Arnsberg, Dipl.-Ing. Dieter Jung, zu einem Runden Tisch ins Rathaus ein.
Der Bürgermeister erinnerte zunächst daran, dass man bei einem gemeinsamen Besuch der Gruben im Jahre 2008 vernünftig auseinander gegangen sei und sich vorgenommen habe, miteinander zu reden, wann immer Probleme auftauchten. Man habe abgemacht, zunächst den unmittelbaren Kontakt zu den Betreibern zu suchen und dann erst die Politik und die Presse einzuschalten. In der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses hatte die Bürgerinitiative “Für Lesenich” jedoch die Betreiber der Tongruben mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert, die anschließend in den Medien hohe Wellen schlugen, die mit Bergamt und Betreibern aber offensichtlich im Vorfeld nicht diskutiert worden waren.
Grundsätzlich sei festzuhalten, so der Bürgermeister, dass die geplante Ausdehnung der Firma Lassmann Kommandite (Lasko) am so genannten “Bocksloch” in den Grenzen des Gebietsentwicklungsplans und auch des Flächennutzungsplanes verlaufe. Missstände, wie mangelnde Sicherungsmaßnahmen an den Gruben, seien jedoch nicht zu akzeptieren. Auch über ein in der Grube Stein entsorgtes Auto sowie dort vorgefundenen wilden Müll verlangte der Bürgermeister Rechenschaft von den Grubenbetreibern.
Holger Stahlhofen von der Firma Lassmann erklärte, dass man bezüglich des in der Grube entsorgten Kleinwagens die Staatsanwaltschaft Bonn eingeschaltet habe. Der Fahrzeughalter sei auch ermittelt worden, stamme jedoch aus Österreich. “Leider gibt es kein Gesetz, das den Mann zwingt, sein Auto über die Staatsgrenze zurückzuholen”, so Stahlhofen. Den Verursacher des wilden Mülles habe man ebenfalls ausfindig gemacht, da der Täter dummerweise eine Rechnungsanschrift mit entsorgt habe. Der Täter sei jedoch mittelos, und so bleibe die Firma Lassmann in beiden Fällen auf den Entsorgungskosten von gut 2500 Euro sitzen. Wie das Auto in der Grube von Grubenarbeitern behandelt worden sei (man hatte es mit dem Bagger zertrümmert), dies sei jedoch eine ganz andere Geschichte, die intern geklärt werden müsste.
“Erst heute Nacht ist erneut das Schloss an der Grube Bocksloch geknackt worden, und ein Lastwagen hat dort seinen Bauschutt abgeladen”, berichtete Stahlhofen weiter. Das Aufladen und Entsorgen koste der Firma stets viel Geld, erklärte er. Markus Meisen von der Bürgerinitiative erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Schlagbäume zu den Gruben manchmal noch am späten Abend hochstünden. Das sei wie eine Einladung. Dennoch macht er auch deutlich, dass man nicht grundsätzlich gegen den Tonabbau sei, die Dinge aber etwas erträglicher gestalten möchte. Besonders in Sachen Abbau und Rekultivierung sei manches aus dem Gleichgewicht geraten. Auch kümmere sich das Bergamt nicht genügend darum, dass in den Gruben die Vorschriften eingehalten würden.
Daraufhin wollte Schick von Dieter Jung wissen, wie eine Kontrolle überhaupt aussieht. Jung zeigte sich zunächst etwas konsterniert. Denn in den letzten zwei Jahren sei er, anders als abgemacht, nicht einmal von der Bürgerinitiative angesprochen worden. Stattdessen habe er in der Zeitung von den Vorwürfen lesen müssen. “Ich bin darüber enttäuscht”, sagte er, “damals haben wir andere Absprachen getroffen.” Jung berichtete, dass er einmal im Monat die Gruben kontrolliere. Vorgefundene Missstände wie zerstörte Zäune oder andere Gefährdungen würden stets direkt beseitigt. “Wenn die Bürger darüber hinaus weitere Gefahrenstellen finden, dann sollten sie mich einfach ansprechen. Über einen Zaun oder eine weitere Hecke kann man mit mir immer reden. Ein Telefonat reicht völlig aus”, so Jung.
Dass man seinerzeit Jungs Telefonnummer nicht erhalten habe, wie Meisen anmerkte, schien kein überzeugendes Argument, warum solche Gespräche zwei Jahre lang ausgeblieben waren. Jung schlug dennoch vor, dass die Bürger ihn jederzeit auch in der Behörde besuchen könnten. Darüber hinaus sei er auch gewillt, mit ihnen einen Rundgang zu unternehmen und Missstände vor Ort anzusehen.
Bürgermeister Schick merkte an, dass die Betreiber sicherlich nicht immer die nötige Sorgfalt haben walten lassen, dass auf der anderen Seite aber auch die Bürger den Kontakt zum Bergamt hätten suchen müssen. “Ich denke, auf beiden Seiten sollte ein Mea culpa gesprochen werden, und die Bürger sollten sodann das Angebot von Dieter Jung annehmen.” Schick mahnte an, in Zukunft die Kommunikation zur Grundlage des Handelns zu machen. “Erst wenn das nicht funktioniert, dann kann man Schritte in die Öffentlichkeit unternehmen.”
Holger Stahlhofen versprach, die Mitarbeiter in den Tongruben so zu sensibilisieren, dass man diese direkt ansprechen könne, wenn beispielsweise irgendwo wieder einmal ein Zaun platt am Boden liege. Darüber hinaus sei er bereit, sich regelmäßig mit den Bürgern zu treffen. In Sachen Rekultivierung stellte er jedoch klar, dass der Eindruck der Bürgerinitiative hier gänzlich falsch sei. In der Grube Stein betrage das Verhältnis von offener zu rekultivierter Fläche 2 Hektar zu 2,34 Hektar, in der Grube Bocklsloch seien 3 Hektar offen und 2,4 Hektar rekultiviert, und in der Grube Vanessa 1,5 offen und 2,12 rekultiviert, so dass über 50 Prozent der Grubenflächen bereits rekultiviert seien beziehungsweise im Abschlussbetriebsplan stünden. Die fertigen Flächen würden von der Unteren Landschaftsbehörde abgenommen und dann erst aus der Bergaufsicht entlassen. Vorwürfe der Bürgerinitiative, die rekultivierten Flächen seien teilweise mit Bauschutt durchsetzt, seien daher haltlos. Denn solche Flächen würden nicht nur nicht vom Kreis abgenommen, sie würden anschließend auch von keinem Landwirt übernommen. Die Flächen, die fotografiert worden seien, seien vielmehr noch gar nicht zu Ende rekultiviert worden.
Vertreter der Firma Sibelco, die die Grube Nord betreibt, wurden ebenfalls befragt, warum dort bislang kaum Rekultivierungsbemühungen zu erkennen seien. Der technische Leiter der Firma Sibelco, Burkhard Töllers, erklärte, dass auch dies so nicht richtig sei. Man habe die Grube 2006 übernommen und seitdem großen Aufwand beim Umlagern von Materialien betrieben sowie Sümpfe trockengelegt, um eine vernünftige Wasserhaltung zu bekommen. Die Rückverfüllung sei allerdings derzeit ein großes Problem. Denn es seien dafür kaum Massen zu bekommen. “Es gibt zum einen keine so hohe Bautätigkeit mehr, zum anderen schränken neue Grenzwerte sogar die Verwendung von natürlichem Material immer weiter ein”, so Töllers.
Alle Beteiligten nahmen am Ende den Ratschlag des Bürgermeisters an und versprachen, einen Neuanfang zu wagen und in Zukunft mehr miteinander statt übereinander zu reden.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

13.04.2010