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Ideen aus der Eifel für Berlin

Die 6. Eifelkonferenz war zentrale Veranstaltung im Zukunftsprozess der Daseinsvorsorge – Der Netzwerkgedanke steht im Fokus – Beteiligte Moro-Regionen und die DG unterzeichneten eine Absichtserklärung zum Wohl der Menschen im ländlichen Raum

Besiegelten mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung ihre Zusammenarbeit zum Wohl der Menschen im ländlichen Raum: (v.l.) Landrat Günter Rosenke (Kreis Euskirchen), Aachens Städteregionsrat Helmut Etschenberg, Landrat Günther Schartz (Landkreis Trier-Saarburg), Fritz Rötting (IHK Aachen), Werner Klöckner (Verbandsgemeinde Daun), Minister Harald Mollers (DG) und Dezernent Hans-Martin Steins (Kreis Düren). Foto: Johannes Mager/pp/Agentur ProfiPress

Simmerath-Rurberg – Wo kaufen wir in 20 Jahren unsere Brötchen? Geht das überhaupt noch zu Fuß? Wie weit ist es zur nächsten Arztpraxis? Und wie überleben die Feuerwehren den demografischen Wandel? Diese und viele ähnliche Fragestellungen rund um das Leben auf dem Land in relativ naher Zukunft bestimmten die 6. Eifelkonferenz, die auf Einladung der veranstaltenden Zukunftsinitiative Eifel am heutigen Mittwoch in der Tagungsstätte Antoniushof in Rurberg stattfand. „Daseinsvorsorge in der Eifel-Ardennen-Region“ lautet das zukunftsbestimmende Thema, das der Aachener IHK-Geschäftsführer Fritz Rötting als Moderator der halbtägigen Veranstaltung ankündigte.

Dabei nahm die diesjährige Eifelkonferenz, zu der sich rund 100 Teilnehmer einfanden, eine wichtige Position ein: Zum einen leitete sie die zweite Phase von „Moro“ ein, der Regionalstrategie zur Daseinsvorsorge des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:  nämlich Austausch untereinander. Gleich drei der bundesweit 21 Modellregionen – beworben hatten sich 150 ländliche Regionen – kommen aus der Eifel: die Verbandsgemeinde Daun, der Landkreis Trier-Saarburg und die Region Nordeifel mit den Kreisen Düren, Euskirchen und der Städteregion Aachen. Zum anderen dient sie als Vorbereitung auf den Bundesdemografiekongress im September 2013 in Berlin, wo auch die Eifeler Modellregionen aufgefordert sind, ihre Strategien zu präsentieren. „Damit rückt die Eifel-Ardennen-Region wiederholt in den Blickwinkel des übergeordneten Interesses und wird gleichzeitig unterstützt, sich frühzeitig den prognostizierten Entwicklungen zu stellen und modellhaft für alle ländlichen Regionen in der Bundesrepublik Deutschland Handlungsansätze zur Beschäftigung mit Alterungs- und Schrumpfungsprozessen zu erarbeiten“, sagte Aachens Städteregionsrat Helmut Etschenberg in seiner Funktion als Präsidiumsvorsitzender der Zukunftsinitiative Eifel.

Hintergrund sind die Prognosen, denen zufolge es 2030 fast ebenso viele Rentner wie Erwerbstätige geben wird. Mit deutlichen Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung in seiner Gemeinde wartete der Gastgeber der diesjährigen Eifelkonferenz,  Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns auf: „Die Einwohnerzahl sinkt von 17.000 auf 14.000 bei einer Zunahme der über Achtzigjährigen um 130 Prozent und einem drastischen Rückgang der Jüngeren.“ Damit stellt Simmerath keinesfalls eine Ausnahme dar: Ähnlich wird die Entwicklung in allen Eifel-Kommunen sein.

Die 21 ausgewählten Modellregionen erhalten in den Jahren 2012/2013 eine finanzielle Zuwendung, je nach Umfang der Planungen zwischen 70.000 und 180.000 Euro, um eine Regionalstrategie zur Sicherung der Daseinsvorsorge anzuwenden. Für die Regionen, die ihre Strategie besonders engagiert gestalten und aus den Ergebnissen umsetzungsreife Innovationen entwickeln, sind im Jahr 2014 weitere Mittel für Anschlussprojekte vorgesehen.

Impulsredner der Eifelkonferenz war Prof. Dr. Dirk Vallée, Leiter am Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr der Technischen Hochschule Aachen. Ein Fachmann, so Fritz Rötting, auf dessen Rat auch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vertraue. Eindringlich appellierte Vallée an die Konferenzteilnehmer, „bittere Wahrheiten“ anzusprechen, zu diskutieren und miteinander zu kooperieren: „Heute können wir noch agieren, morgen nur noch reagieren.“

Vor allem die künftige Zusammenarbeit der Modellregionen war ein Schwerpunkt der Eifelkonferenz, die ihren Abschluss dann auch in der Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung fand. Dabei nahmen die drei Eifeler Modellregionen auch die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens mit ins Boot, die bei der Eifelkonferenz von Harald Mollers, Minister für Familie, Gesundheit und Soziales, repräsentiert wurde. Er signalisierte ausdrücklich die Bereitschaft der DG zum gegenseitigen Austausch: „Der nächste Schritt sollte sein, die Konzepte gegenseitig nutzbar zu machen.“

Zuvor hatte Moderator Rötting die Moro-Beteiligten aufgefordert, über ihre Aktivitäten zu berichten. Dabei stellte sich heraus, dass von Region zu Region unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Während Landrat Günther Schartz unter anderem von ersten Überlegungen berichtete, Kindergärten im Landkreis Trier-Saarburg künftig generationenübergreifend als „Mehrgenerationenhäuser“ zu nutzen, informierte sein Kollege Günter Rosenke darüber, wie man im Kreis Euskirchen mit Unterstützung durch die Bonner Universität versucht, dem Problem der Leerstände beizukommen. Werner Klöcker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, stellte den in diesem Jahr gegründeten Verein „Bürger für Bürger“ vor, eine ehrenamtlich organisierte Selbsthilfe, die das Älterwerden in den eigenen vier Wänden unterstützt. „Weitere Altersheime sind nicht finanzierbar. Alte Menschen müssen solange wie möglich zuhause leben können – und vielleicht auch dort sterben“, so Klöcker. „Das sind viele gute Ideen für den Kongress in Berlin“, befand Vallée.

Das Problem der Bürgerbeteiligung sprach der Dürener Kreisdezernent Hans-Martin Steins an: „Die Probleme sind zwar bekannt, die Betroffenheit ist aber bei den Bürgern vor Ort oft noch nicht angekommen.“ Spürbar würde sie erst, wenn auch das letzte Geschäft schließe oder der Verein keinen Nachwuchs mehr bekomme.

Nicht nur die Zukunftsinitiative Eifel fördert den Netzwerkgedanken. Als Netzwerker sieht Monika Frohn von der IHK Aachen auch die in der Zukunftsinitiative zusammengeschlossenen Handwerks- und Wirtschaftskammern. Bei der IHK ist sie die Koordinatorin für den Kommunikationsprozess zwischen den Modellregionen.

Das treffende Schlussfazit der 6. Eifelkonferenz zog DG-Minister Mollers am Ende der ambitionierten Veranstaltung am Rande des Rursees. „Es lohnt sich immer zu schauen: Was macht der Nachbar?“, resümierte er. Da die Herausforderungen vielerorts ähnlich seien, könne man durch eine Zusammenarbeit nur profitieren. „Ein gutes Signal für die Zukunft“ sah Städteregionsrat Helmut Etschenberg im Verlauf der 6. Eifelkonferenz.

pp/Agentur ProfiPress