„Gewinn für Nideggen“
Räumlich an politische Forderungen angepasste Kletterpark-Pläne liegen aus: Bis 2. März können Befürworter und Gegner im Nideggener Rathaus Stellung nehmen – 70 Kletterer täglich an 216 Tagen von März bis Oktober – Zehn Kooperationsangebote anderer Tourismusanbieter der Region liegen bereits vor – Schulklassen trainieren vormittags – Auch wirtschaftlich ein dickes Plus für die Touristenstadt Nideggen
Nideggen-Schmidt – Seit Ende Januar und noch bis 2. März liegen die Pläne, Gutachten und bereits vorliegenden Stellungnahmen zum geplanten Kletterpark auf der touristisch bereits intensiv genutzten Rursee-Halbinsel „Eschauel“ öffentlich im Nideggener Rathaus für jedermann aus. Im Internet sind sie unter http://www.nideggen.de/rathaus/bauleitplanung/aenderung-7-fnp-nideggen.php aufrufbar.
Alle Bürger und auch institutionelle Einrichtungen haben während dieser Zeit die Gelegenheit, zu der mit dem Projekt einhergehenden Flächennutzungsplan-Änderung Stellung zu nehmen. Die letzte Entscheidung liegt dann beim Nideggener Stadtrat. Der kann nach seiner Ansicht wichtige Erkenntnisse aus dem Offenlegungsverfahren in den separaten Pachtvertrag mit der Betreiberin, der „Grüner Salamander GmbH“, einfließen lassen.
An kritischen und auch ablehnenden Stimmen hat es in den vergangenen Monaten nicht gefehlt. Gleichwohl sprechen sich bislang alle Gutachten für den Kletterpark aus. Auch das Nideggener Stadtparlament und sein Bauausschuss haben sich in mehreren Abstimmungen mehrheitlich für die Realisierung der auch für Kinder und Jugendliche attraktiven Freizeiteinrichtung entschieden.
In einem Ende November im Rat ausgehandelten Kompromissmodell wurde die Größe des Kletterparks von zwei auf 1,4 Hektar reduziert. Yasmin Kalmuth-Büyükdere, ausgebildete Waldpädagogin und zertifizierte Kletterpark-Leiterin sowie geschäftsführende Gesellschafterin der Grüner Salamander-GmbH, hat sich auf die neue Flächengestaltung eingestellt und entsprechend geänderte Pläne für Offenlage und Flächenutzungsplan-Änderung eingereicht.
Diese aktualisierte Planung ist Gegenstand des Verfahrens. Der Standort in der Nähe der mit Segelclubs, Badestrand, Beachclub und Bootsverleih bereits reichlich vorhandenen touristischen Infrastruktur war von unabhängigen Gutachtern auf ein halbes Dutzend Alternativstandorte im gesamten Stadtgebiet Nideggen untersucht worden. Das Ergebnis war eindeutig: Der jetzt zur Einsichtnahme und Verabschiedung stehende Plan ist konkurrenzlos gut. Auch aus der Schutzgebietsverordnung gab es keine Gegenargumente. Auflagen des Naturschutzes sollen berücksichtigt und ihre Realisierung von einem Biologen begleitet und umgesetzt werden.
„Die meisten Bürger sind neutral“
Der Kletterpark, der auch über einen besonders gestalteten Teil für sehbehinderte Menschen verfügt, soll von März bis Oktober 216 Tage im Jahr geöffnet sein und durchschnittlich 70 Gästen am Tag, also insgesamt 16.000 Touristen und Freizeitaktivisten aus der Region im Jahr dienen.
Weder aus dieser Größenordnung, noch aus der nicht mit erheblicher Geräuschkulisse verbundenen Sportart seien Belastungen zu erwarten, so Anja Haupt vom Initiativkreis „Pro Kletterwald“, der vor dem Ratskompromiss Ende November 1700 Unterschriften für die neueste Freizeitattraktion der Region gesammelt hatte.
Erwin Fritsch von der Fraktion „Menschen für Nideggen“, die wie Teile der CDU und der Unabhängigen und Grünen geschlossen hinter dem Kletterpark steht, ist der Meinung, dass die meisten der 10.000 Nideggener Bürger dem Vorhaben der Waldpädagogin Yasmin Kalmuth-Büyükdere völlig neutral oder mit einer positiven Grundstimmung gegenüberstehen. Widerstand formiere sich vor allem bei anderen Freizeitaktivisten am See.
Wirtschaftlich sei die neue Publikumsattraktion ganz sicher ein Gewinn für die Fremdenverkehrskommune Nideggen, so Fritsch: „In Euro und Cent schlügen nicht nur die direkten Pachteinahmen im Stadtsäckel zu Buche, sondern vor allem die Kaufkraft, die neue Besucher an Rur und Rursee bringen.”
„Probleme werden rasch überwunden“
Zehn andere Touristenmagnete in Nideggen und Heimbach hätten bereits Kooperationen in Marketing und Dienstleistung mit dem Kletterpark angeboten. Eine wichtige Zielgruppe seien Schulklassen aus der ganzen Region, so Waldpädagogin Yasmin Kalmuth-Büyükdere.
Die Schüler kletterten vor allem in der Woche vormittags, wenn sich der Zustrom zu anderen Attraktionen auf der Freizeitinsel Eschauel in engen Grenzen hielten. Betreut werden die Kletterer zunächst von zwei festangestellten Trainern und je nach Andrang von weiteren qualifizierten Hilfen.
Norbert Klöcker, der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen, betont in einer Stellungnahme, der Kletterwald sei „keine Herberge für grölende Kinder“, am Ort der neuen Freizeitattraktion sei „Konzentration gefordert, das ist kein Jahrmarkt“. Begeisterung für die Natur könne heutzutage nicht mehr mit ausschließlich ruhigen Wanderwegen erzielt werden, schreibt Klöcker.
Der Unabhängige: „Insbesondere junge Menschen, aber auch die Altersklasse zwischen 40 und 60 Jahren brauchen alternative Angebote für Aktivitäten. Mountainbiking bietet eine dieser Optionen, eine andere ist ein Kletterwald.“ Konflikte zwischen den Generationen seien zunächst vorprogrammiert, aber im „gemeinsamen Nebeneinander“ rasch überwindbar: „Das motiviert zu einem »gemeinsamen Miteinander«.“ Rücksichtnahme, Hilfestellung und Gemeinschaft seien erforderlich. Gerade deshalb nutzten auch Firmen einen Kletterwald für Teambildungsmaßnahmen.
Als einziges Problem am Eschauel werde häufig die Parkplatzsituation genannt, so Norbert Klöcker: „Wenn überhaupt, trifft das auf wenige Tage im Jahr zu, an denen das Schwimmbad überfüllt ist. De facto wird die Situation durch den Kletterwald überhaupt nicht verstärkt. Denn Schulklassen werden mit Bussen befördert, die nach dem Aussteigen den Parkplatz wieder verlassen. Firmen starten dagegen sinnvollerweise von einem ganz anderen Ausgangspunkt Richtung Kletterwald.“
„Stellen Sie sich vor, diese Gruppen starten in Schwammenauel mit Kanus, erreichen den Eschauel zum Mittagessen im Beach Club und machen sich dann zu Fuß auf in den Kletterwald auf“, so das Statement des Nideggener Ratsherrn und Fraktionsvorsitzenden: „Anschließend geht es zurück mit der Rursee-Schiffahrt zum Ausgangspunkt. Ein besserer Event muss lange gesucht werden!“
pp/Agentur ProfiPress