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Gastfreundschaft für Flugkünstler

Gastfreundschaft für Flugkünstler
NABU zeichnet Hausbesitzer, die Schwalben dulden, mit Urkunde und Plakette aus – “Schwalbenkönig” ist Karl-Heinz Nießen aus Rißdorf (Stadt Mechernich) mit 26 Brutpaaren – Aktion “Schwalbenfreundliches Haus” verzeichnet viele Anmeldungen
Mechernich – Zu einem Erfolgsmodell scheint sich die im vergangenen Jahr gestartete Aktion “Schwalbenfreundliches Haus” des Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) zu entwickeln. Bei der Aktion werden Hausbesitzer, die das Brutgeschehen der als Frühlings-und Sommerboten bezeichneten Vögel unterstützen, mit einer Urkunde und einer Plakette ausgezeichnet, die dann an der Behausung angebracht werden kann.
Während sich 2010 ganze sieben Bewerber beim NABU gemeldet hatten, waren es in diesem Jahr bereits 34 Immobilienbesitzer. Günter Lessenich aus Obergartzem, Pressesprecher des NABU-Kreisverbandes, besuchte jetzt im Stadtgebiet Mechernich vier Teilnehmer der Aktion.
“Die Schwalben gehören für uns zum Haus”, sagt Andreas Bruske. Sechs Nester zählen der selbständige Versicherungsagent und seine Frau Claudia an ihrem Haus in Kommern. Die Verschmutzungen, die die Schwalben angeblich an den Hauswänden anrichten, sind für Andreas Bruske kein Problem: Er hat unter die Nester Bretter montiert, die verhindern, dass herabfallender Kot die Fassade beschmutzt.
Zudem hat Bruske die Bretter auch mindestens 50 Zentimeter unterhalb der Nester befestigt, damit Nesträuber die Gelege nicht erreichen können. Die Schwalben brüten zweimal im Jahr, bei günstigen Bedingungen auch dreimal
Nach der Auszeichnung in Kommern geht es für den Naturschützer Lessenich weiter nach Holzheim. Die beiden Rentner Karl-Heinz und Hildegard Ohlerth (beide 61) haben Zuwachs bekommen: Als sie sich im Mai bei der NABU-Aktion anmeldeten, zählten sie zwei Nester, mittlerweile sind drei weitere dazu gekommen. Dass er von seinen Sommergästen in nicht allzu ferner Zukunft Abschied nehmen muss, weiß Ohlert auch. Denn er hat die Faustregel im Kopf, die da lautet: “Bei Maria Geburt (am 8. September, Anmerk. d. Red.) fliegen sie furt.” Er ergänzt den Spruch, dass die Schwalben “bei Maria Verkündigung (am 25. März, Anmerk. d. Red.) wieder zurückkehren”. Ohlerth lacht: “Das lernte man früher auf der Volksschule.” Der Mauersegler macht sich sogar noch früher auf die Rückreise: Bereits am letzten Juliwochenende haben die Mauersegler die Reise nach Zentralafrika angetreten. Über 7000 Kilometer legen die Tiere dabei zurück. Vor 35 Jahren haben die Ohlerths ihr Haus gebaut (“Von Anfang an waren die Schwalben da.”), in diesem Jahr aber haben sie erstmals ein neues Phänomen beobachtet: Haussperlinge “besetzten” ein Schwalbennest und stritten sich dann mit den Schwalben um das Nest. Die Schwalben obsiegten.
Dem nächsten Ausgezeichneten, Karl-Heinz Nießen (56) aus Rißdorf, ist dieses Verhalten dagegen nicht neu. Er hat das Gerangel um die Nester bereits öfters beobachtet und ein probates Gegenmittel gefunden. “Im Herbst, nachdem uns die Schwalben verlassen haben, stopfe ich die Nester mit Lappen zu. Im Frühjahr nehme ich die Lappen dann wieder raus, ” sagt Nießen. Mit 26 Paaren, die unter seinem Dach brüten, ist der Angestellte bei der Bundeswehr “der Schwalbenkönig von Mechernich”, wie es Lessenich bezeichnet. Ein Grund für die stattliche Anzahl an Nestern mag auch der entsprechende Putz an Nießens Fachwerkhaus sein. “Einen Rauputz sollten die Wände schon vorweisen”, sagt Lessenich. Verklinkerte Häuser zum Bespiel seien für Schwalben nicht gut.
Von den weltweit 80 Schwalbenarten, kommen fünf davon in Europa vor. In Deutschland sind vor allem Mehl- und Rauchschwalben anzutreffen. Gerade letztere Art brütet oft in Gehöften und Ställen. “Die Rauchschwalbe kommt richtig ins Haus”, sagt Lessenich.
Die letzte Station ist bei Hans-Dieter Schröder (65) aus Obergartzem. Er hat bei seiner NABU-Anmeldung zwei Nester angegeben. Zu seinem Leidwesen ist mittlerweile aber nur noch eines vorhanden. “Ein Nest wurde durch Spatzen zerstört, die sich dort ansiedeln wollten. Die Schwalben haben das Nest nicht mehr geflickt und nicht mehr bezogen, ” berichtet Schröder. Was also mit dem kaputten Nest tun? “Auf keinen Fall abmachen”, sagt Lessenich. Denn: Wer Schwalbennester von seinem Haus entfernt, macht sich laut Paragraf 41 des Bundesnaturschutzgesetzes strafbar.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

02.08.2011