„Fast alle sind wiedergekommen“
Mechernicher Tafel hat wieder geöffnet – Etliche neue Gesichter, weil das corona-bedingte Kurzarbeitergeld nicht reicht – Hygienemaßnahmen eingeführt – Hilfsorganisation erfuhr viel Unterstützung aus der Mechernicher Bevölkerung in den zurückliegenden Wochen
Mechernich – Es ist Freitag, kurz vor zehn Uhr, in Mechernich. Die ersten Kunden stehen schon Schlange vor der Tür, die sich gleich öffnen wird. Seit gut einer Woche verteilt die Mechernicher Tafel in der Alten Schule, Im Sande, wieder Lebensmittel an Bedürftige. Drinnen stehen auch heute wieder zahlreiche ehrenamtliche Helfer in den Startlöchern und auch frische wie haltbare Ware parat. Auf den ersten Blick wirkt fast alles wie an jedem Ausgabetag – und doch ist es nicht wie bisher.
„Wir haben einige Hygienemaßnahmen umgesetzt“, erklärt Wolfgang Weilerswist, der Leiter der Tafel Mechernich. Die Kunden dürfen deshalb nur einzeln und mit Mund- und Nasenmasken eintreten. Jeder wird separat bedient. Alle anderen müssen solange draußen warten. Früher habe man die Schlange in kleinen Gruppen schneller abarbeiten können, sagt er: „Jetzt müssen die Kunden ein bisschen Geduld mitbringen.“
Der Zutritt zum großen Raum, wo die Ware in den Regalen bereit liegt, ist aktuell mit einem Tisch in der Eingangstür verwehrt. Hinter der hohen Plexiglas-Scheibe, die zum Schutz der Mitarbeiter vor Viren auf dem Tisch steht, begrüßt Sabine Henze freundlich die Menschen, die hereinkommen, und gibt die Ware heraus. Sie kennt sie alle mit Namen – zumindest die, die vor der Corona-Zwangspause auch schon Kunden waren.
Etliche Neue hinzugekommen
Denn, wie Weilerswist berichtet, sind etliche Neue hinzugekommen, die erst neuerdings die Tafel besuchen, um ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu decken. „Rund zehn Prozent“, schätzt der Mechernicher Tafel-Chef sind es insgesamt mehr. Er führt die Steigerung eindeutig auf die Corona-Krise zurück: „Da reicht das Kurzarbeitergeld einfach nicht.“ Auch Studenten seien betroffen, weil Nebenverdienste weggefallen sind.
„Überraschend gut“ sei der Start nach der langen Schließung Ende März verlaufen, freut sich Weilerswist: „Fast alle sind wiedergekommen.“ Nur manche Kunden trauten sich noch nicht zur Ausgabe zu kommen, vielleicht weil sie noch zu große Sorge haben sich anzustecken, vermutet Weilerswist. Insgesamt versorge die Mechernicher Tafel mit ihrer Ausgabe weit über 1.000 Menschen im Stadtgebiet.
Auch mit den Betrieben, von denen die Tafel regelmäßig Nahrungsmittel als Spenden erhalte, habe sich alles bereits wieder gut eingespielt. Als sichtbares Zeichen sind auch an diesem Freitag die Regale der Tafel proppevoll.
Breite Unterstützung
Die Tafel habe in den vergangenen Wochen auf die Bevölkerung in der Region zählen können, berichtet Weilerswist, froh über die breite Unterstützung. Menschen hätten ihre Einkäufe zur Weitergabe an Bedürftige vor die Tür der Tafel gelegt. Geldspenden aber auch Sachspenden, seien zwischendurch eingetroffen – sogar ein hydraulischer Hubwagen und weitere praktische Hilfsmittel waren darunter.
Für alles ist Weilerswist dankbar. Wie er erklärt sind es nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Tafel selbst schwierige Zeiten gewesen, die man aber grundsätzlich gut gemeistert habe.
Allerdings gab es auch finanzielle Hürden zu stemmen. Allein für die Erstanschaffung benötigter Hygieneartikel habe die Hilfsorganisation 1.000 Euro stemmen müssen. Weilerswist betont: „Wir können ja auch nicht warten, bis es günstiger ist. Wir wollen ja den größtmöglichen Schutz und hohe Sicherheit für Mitarbeiter und Kunden gewährleisten.“
Die Ausgabe der Tafel ist geöffnet: dienstags und freitags, jeweils von 10.30 bis 13 Uhr.
pp/Agentur ProfiPress