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„Es geht um Menschen und Menschlichkeit“

Zum Tode des früheren Eisenbahners, Familienvaters, Caritas-Vorsitzenden und Kreis-Polizeiseelsorgers Diakon Horst Lennartz (85)

Euskirchen/Mechernich – Er war Ex-Eisenbahner, Familienvater, Polizeiseelsorger im Kreis Euskirchen, kümmerte sich im „Weißen Ring“ um Verbrechensopfer und jahrzehntelang um Menschen in allen möglichen Notlagen als katholischer Diakon und nebenberuflicher Vorstand des Kreiscaritasverbandes. Jetzt ist Horst Lennartz, „ne echte Jong uss em Levve“, wie er sich selber nannte, im Alter von 85 Jahren gestorben.

Seine sterblichen Überreste werden am Freitag, 14. Februar, um 11 Uhr auf dem Euskirchen Friedhof beigesetzt, vorher sind die feierlichen Exequien ab 10 Uhr  in der Pfarrkirche St. Martin. Lennartz hinterlässt Ehefrau Marlene und seine Kinder Ute, Brigitte und Michael sowie die Enkel Anke, Rebecca, Joshua und Samuel.

Caritas-Kreisgeschäftsführer Martin Jost sagte der Agentur ProfiPress: „Die Caritas war Horst Lennartz immer ein besonderes Anliegen. Der Verband und viele Menschen in unseren Einrichtungen haben von seinem Wirken profitiert. Wir alle sind ihm unendlich dankbar.“

Erntedankfest auf dem Arenbergplatz in Kommern: Diakon Horst Lennartz (v.r.) und der evangelische Pfarrer Dr. Michel Stöhr segnen die Erntegaben von den Feldern und aus den Gärten. Foto: Johannes Ley/pp/Agentur ProfiPress
Erntedankfest auf dem Arenbergplatz in Kommern: Diakon Horst Lennartz (v.r.) und der evangelische Pfarrer Dr. Michel Stöhr segnen die Erntegaben von den Feldern und aus den Gärten. Foto: Johannes Ley/pp/Agentur ProfiPress

Der Kreiscaritasverband Euskirchen würdigt Lennartz in einem Nachruf als warmherzigen stets hilfsbereiten Menschen, dessen Wirken von Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit sowie Solidarität mit den schwächsten in unserer Gesellschaft geprägt war. Damit entsprach er dem Ideal der christlichen Diakone, deren urchristliches Amt um das Jahr 1000 aus der Kirchengeschichte verbannt, aber vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1963 – 65) wieder eingeführt wurde.

Auf ungläubiges Staunen der Familie stieß Lennartz bei einer seiner ersten Taufen im September 1977, als das Baby schrie und der Täufer im liturgischen Gewand die Eltern beschwichtigte: „Lassen Sie nur, das kenne ich von meinen Kindern…“ Mit hochgezogenen Brauen raunte einer: „Der neue Kaplan ist verheiratet!“

„Auge der Kirche, Diener der Armen“

Verheiratet stimmte, Kaplan nicht: Horst Lennartz war zwar geweihter Geistlicher, aber kein Priester, sondern einer der über 300 Ständigen Diakone in der Erzdiözese Köln. „Ständig“ heißen diese meist verheirateten Familienväter, die gleichzeitig Kleriker sind, weil für sie der Diakonat keine Durchlaufstation ist sie bei den Priestern, sondern gleichzeitig Anfang und Ende des Weihesakramentes, das ihnen gespendet wird.

„Auge der Kirche“ und „Diener der Armen“ nennt die Kirche ihre Diakone, Horst Lennartz sprach von sich und seinen Kollegen als „Mülleimer und Fußmatte für alle, die es schwer haben im Leben“. In der Liturgie und Seelsorge dürfen die Diakone taufen, trauen und beerdigen.

Sie begleiten Menschen an Eckpunkten ihres Lebens, verkünden das Evangelium und predigen. Lediglich Eucharistie, Beichte und Krankensalbung sind ihnen in Abgrenzung zum Priesteramt versagt. Es gibt weltweit 50.000 Ständige Diakone, im Raum der Deutschen Bischofskonferenz 3300.

Bei der Wachablösung im Kreis-Caritasverband 2018: Diakon Horst Lennartz (v.r.), sein Vorstandskollege Bernhard Becker und der Moderator, Diakon Manfred Lang. Foto: Mohammed Isso/Caritas/pp/Agentur ProfiPress
Bei der Wachablösung im Kreis-Caritasverband 2018: Diakon Horst Lennartz (v.r.), sein Vorstandskollege Bernhard Becker und der Moderator, Diakon Manfred Lang. Foto: Mohammed Isso/Caritas/pp/Agentur ProfiPress

Die erste Stelle traten der „emeritierte“ frühere Eisenbahner Horst Lennartz, Ehefrau Marlene und ihre drei kleinen Kinder in der 13.000-Seelen-Gemeinde Bocklemünd-Mengenich an, in der 4000 sogenannte sozial Schwache lebten. Lennartz baute ein Möbellager auf, versorgte Bedürftige mit Lebensmittelgutscheinen und „pfändete“ trinkfreudigen Ehemännern freitags am Tresen den Großteil des Wochenlohns aus ihren Portmonees.

„Thekenseelsorge“ nannte der junge Diakon dieses Verfahren: „Die meisten waren nachher einverstanden, wenn ich gesagt habe »Hier hast Du 100 Mark, die kannst du verkaufen – der Rest ist für die Familie!«“

Nach zwei Jahren in den Wohnsilos von Chorweiler kehrte die Familie in ihre Heimatstadt Euskirchen zurück. Sie kennen hier Gott und die Welt, Lennartz wurde Jugendseelsorger und Religionslehrer, der selbst hart gesottene Jugendliche dazu brachte, sich wieder ansatzweise mit ethisch-religiösen Fragen zu beschäftigen.

„Besonders hart, wenn Kinder sterben“

Als Polizeiseelsorger war er im ganzen Kreisgebiet Tag und Nacht auf dem Sprung. „Besonders hart ist es, wenn Kinder zu Tode gekommen sind. Wir überbringen dann gemeinsam die Todesnachricht. Während der Polizeibeamte dann geht, bleibe ich in der Familie“, berichtete Lennartz seinem späteren diakonalen Mechernicher Mitbruder Manfred Lang in einem Interview für den „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Von August 2007 bis April 2018 übernahm Horst Lennartz die verantwortungsvolle Aufgabe als ehrenamtlicher stellvertretender Vorstand des Kreiscaritasverbandes Euskirchen neben dem hauptamtlichen Geschäftsführer Franz-Josef Funken. In einem Festakt wurde er von dem in Schleiden geborenen und in Mechernich-Lorbach aufgewachsenen Sozialarbeiter und Sozialmanager Martin Jost abgelöst.

Mit dabei waren damals auch Ex-NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter, Kreisdechant Guido Zimmermann, Landrat Markus Ramers und Bürgermeister Dr. Uwe Friedl. An dem Tag verkündete Diakon Horst Lennartz vor großem Publikum im Euskirchener Casino noch einmal sein Vermächtnis: „Es geht um Christus, Menschen und Menschlichkeit.“

pp/Agentur ProfiPress