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Ein ganzer Tag in 34 Minuten

Premiere von „100 Jahre Hermann Josef Haus Urft – Jugendliche von heute zeigen, wie sie hier leben“ im Kulturraum Kall – Sechs Jungen drehten unter Anleitung eines professionellen Filmemachers einen Dokumentarfilm

Kall/Urft – Für einen Dokumentarfilmer ist es ein Glücksfall, ein echter Schatz: Historische Aufnahmen, von deren Existenz niemand ahnte. So erging es auch Filmemacher Michael Chauvistré von Happy Endings Film und David Pesch, Lehrer an der Förderschule im Hermann-Josef-Haus in Urft.

Die sechs Schüler mit Lehrer David Pesch (l.), Direktorin Susanne Beckschwarte (2.v.l.), Schwester Maria Goretti (4.v.l.) und Filmemacher Michael Chauvistré (5.v.l.). Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Zur 100-Jahr-Feier der Einrichtung für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe wurden dem Haus Filmfördermittel zur Verfügung gestellt. Ein Dokumentarfilm über einen Tag im Hermann-Josef-Haus sollte entstehen. Sechs Jungen konnten am Projekt mitwirken. Ein Bestandteil des Films war ein Interview mit Schwester Maria Goretti, die das Haus im Mai 2013 als letzte Salvatorianer-Schwester verlassen hatte und jetzt in Steinfeld lebt.

„Das war der zweite Erzählstrang: Schwester Maria Goretti berichtet den Kindern, wie es früher war. Und dann erzählt sie uns, dass sie noch alte Super-8- und sogar Normal-8-Filme aus den 60er-Jahren im Schrank hat“, sagte Chauvistré, der sein Glück kaum fassen konnte. Als Stummfilmsequenzen wurden diese historisch wertvollen Szenen in den insgesamt 34 Minuten langen Film eingefügt. Die Lehrer Michael Hess und David Pesch komponierten eigens Musikstücke zur Untermalung.

Ene-Geschäftsführer Markus Böhm begrüßte die Zuschauer im Kulturraum Kall. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Der Haupterzählstrang behandelt aber den typischen Tagesablauf in Urft, vom Aufstehen über Angebote wie den Traktorführerschein, das Mittagessen, die Erlebnispädagogik bis hin zum Abschlussfest am Abend. Die sechs Schüler André, David, Justin, Luca, Nikolas und Sammy waren nicht nur vor der Kamera präsent, sondern übernahmen – unter Anleitung von Michael Chauvistré – auch die Arbeiten dahinter, waren Drehbuchautoren, Regisseure, Kameraleute und für den Schnitt zuständig.

Mut als Teil des Projekts

Ein Sonderlob erhielt Luca, der den Mut hatte, sich direkt nach dem Aufstehen, noch mit strubbeligen Haaren, kleinen Augen und total verpennt, an der Wand seines Zimmers Poster von Justin Bieber und Selena Gomez, filmen zu lassen. „So mutig wäre ich in deinem Alter nicht gewesen“, gab Direktorin Susanne Beckschwarte zu. Die Antwort des Jugendlichen war dann ganz professionell: „Man macht’s ja nicht für sich, sondern für die Leute.“

Rund 40 Interessierte waren zum Premierenvorstellung des Dokumentarfilms über das Hermann-Josef-Haus in den Kulturraum Kall gekommen. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Doch auch die anderen Jungen trauten sich was: Sammy etwa kraxelte die Kletterwand hoch. Und dann erlaubten die jungen Schüler auch noch einen Blick in ihr Seelenleben, gaben ihr Innerstes preis, sowie David, den die vom Menschen verursachte Zerstörung der Natur auf der Erde angst und bange werden ließ. „Diese Interviews haben wir zum Schluss gedreht“, gibt Chauvistré zu.

Vor rund 40 Leuten wurde der Film „100 Jahre Hermann Josef Haus Urft – Jugendliche von heute zeigen, wie sie hier leben“ nun im Kulturraum Kall der Energie Nordeifel gezeigt. „Wir freuen uns, Ihnen die Premiere hier bei uns zeigen zu können“, meinte Ene-Geschäftsführer Markus Böhm. „Der Film ist etwas Besonderes. Sechs Jugendliche haben Einblicke in ihre Privatsphäre erlaubt. Das ist ein wichtiges Dokument über das Leben im Hermann-Josef-Haus“, erklärte Direktorin  Beckschwarte.

Direktorin Susanne Beckschwarte überreichte den Beteiligten, hier Schwester Maria Goretti, Lebkuchenherzen als Dank. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Im Oktober 2016 hatte Chauvistré mit den Dreharbeiten angefangen. Insgesamt gab es 20 Drehtage, verteilt auf sieben Monate. Hinzu kamen zwei Schnittwochen. Die Arbeit hat sich gelohnt. „Man hätte ewig weitergucken können“, fand eine Zuschauerin. Ein schöneres Lob kann es für Filmemacher nicht geben.

Gefördert wurde der Film vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Als Partner wurden neben der Energie Nordeifel und Happy Endings Film auch die Jugendkirche New Key, das Projekt „Movies in Motion“ des Bundesverbands Jugend und Film sowie das Bildungsbündnis „Kultur macht stark“ gewonnen.

pp/Agentur ProfiPress