Ein berauschender Konzertabend
Gerd Köster, Frank Hocker und Helmut Krumminga als kölsche Geschichtenerzähler – Drei Stimmen und zwei Gitarren – „Wie Elefante em Porzellanlade“ – Das Publikum war „total begeistert“
Kall – Am Ende des fast dreistündigen Konzertes gab es im vollbesetzten Saal Gier stehende Ovationen für den Liedermacher Gerd Köster und die Gitarren-Virtuosen Frank Hocker und Helmut Krumminga. Das Kölsche Trio hatte dem Publikum mit drei Stimmen und zwei Gitarren einen so berauschenden Konzertabend beschert, dass die Zugabe-Rufe nicht enden wollten.
Mit ihrem aktuellen Programm „A’s kla?“ trafen die drei Musiker aus der Domstadt den Nerv des Kaller Publikums. „Ich bin total begeistert“, bedankte sich ein Besucher beim Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier, der das Konzert im Rahmen seines neuen Kulturprogramms organsiert hatte: „Toll, dass ihr hier sowas macht.“
Sänger Gerd Köster brillierte als begnadeter Entertainer mit seiner Stimme, die mal heiser, mal brummig und mal flüsternd klang. Mit Frank Hocker und Helmut Krumminga wurde er begleitet von zwei begnadeten Gitarristen, die Lebenslust und Spielfreude vermittelten und mit vier fliegenden Händen ihre Instrumente bearbeiteten.
Die Lieder von Gerd Köster waren sowohl von Sarkasmus als auch von melancholischem Ernst uns einer Prise Blödelei geprägt. Songs wie „Lümmel“, „Stöbb en minger Schoh“, „Su vill Zick“ oder „Nöher dran“ – die ausschließlich in „ungebügeltem Kölsch“ vorgetragenen Lieder machten deutlich, dass Köster, Hocker und Krumminga im Leben ganz genau hinschauen und ihre Eindrücke musikalisch verarbeiten.
Lebensweisheiten vermittelte Gerd Köster auch bei der Moderation zwischen den Liedern. „Trump, Seehofer, Videobeweis – manchmol moss me sich och ens offraeje“ oder „Wenn der Islam net zu Deutschland zällt, war mache me dann met de janze konfessionslose. Jehüre die och net ze uns?“, waren Sprüche des Künstlers, die bewegten und zum Nachdenken animierten.
Und auch die Kölner bekommen im Programm „A’s kla?“ ihr Fett weg: „Me läve en de Großstadt und sind doch Buuresäu, wie Elefante en de Porzellanfabrik…“, ließ Gerd Köster verlauten. Das Kneipensterben thematisierte das Trio mit der Weisheit: „Et jeht alles zum Deuvel, wenn keiner jet kööf; et wied schön jedrunke, bis die Weetschaff wieder lööf.“ Dieser Refrain begeisterte vor allem den Kneipenverein-Vorsitzenden Uwe Schubinski: „Das gefällt mir am besten.“
Mit dem Song „Et Selfie-Elfi un d‘r Twitter-Pitter“ rechnete Köster mit dem Handy-Wahn ab. Er geißelte in grundiertem Ernst das endlose Posten von Mitteilungen und Fotos, das im Auto praktiziert für Elfi und Pitter tödlich endete: „Quietschende Reife und Kladderadatsch, nevven de Stroos in de Jroove geklatsch. Jetz deilen se‘t Jrav un keiner pack et, dat letzte Selfie wo leider verwackelt.“
In „Eng Wäng für de Schäng, et Chrisfess treck sich en de Läng“ besingt Höcker das Leiden von Schäng, als am zweiten Weihnachtstag „penetrante Tanten und hungsmöde Bröder“ bei ihm zuhause einfallen und wenig später auch noch „Cousine Nadine“ mit „Problempanz Franz“ antanzen und die weihnachtliche Idylle arg gestört wird, als „Franz op dem Laptop en d’r Eck, däm Schäng sing Porno-Sigg entdeck.“
Alte und sicherlich viele neue Fans des Trios waren begeistert von Kösters Zeilen und dem Gitarrenspiel seiner Kollegen. Gegen Ende des Konzertes rissen die beiden Virtuosen Frank Hocker und Helmut Krumminga das Publikum mit ihren atemberaubenden Soli auf ihren Rhythmusgitarren von den Stühlen. Es folgte Zugabe auf Zugabe und am Ende war sich das Publikum einig: Ob brummiger Blues oder moderne Krätzchen – keiner kann das so gut wie Köster. Und keiner wie er kann auch so schöne Rauchsignale aus der E-Zigarette ausstoßen.
Nach dem Konzert ließen sich Köster, Hocker und Krumminga in der Kneipe noch viel Zeit zum Autogrammeschreiben. Von der Atmosphäre im Saal Gier der denkmalgeschützten Gaststätte waren alle drei hellauf begeistert. Und auch Uwe Schubinski resümierte zufrieden: „Das war bestimmt nicht das letzte Konzert von Köster bei uns im Saal. Die Drei werden wiederkommen.“ Dem Publikum wird es recht sein.
pp/Agentur ProfiPress