„Seltene Gäste“ in der Eifel
14 Stahl-Skulpturen von Eberhard Foest in der Monschauer Altstadt – In der heimlichen Kultur-Metropole der Eifel erinnert zurzeit auch eine Ausstellung an Christos „Verpackung“ von Burg und Stadt
Monschau/Eifel – Egal ob bildende Kunst, Musik oder Literatur – die Kultur hat in der Eifel Hochkonjunktur. Eine besondere Perle ist die heimliche Kulturmetropole Monschau. „Dort hat Kunst im öffentlichen Raum Tradition“, schreibt der Journalist Stefan Lieser in den in der Eifel erscheinenden Kölner Tageszeitungen „Kölnische Rundschau“ und „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Am 10. März öffnete die noch bis 10. Mai zu sehende Ausstellung „Das Christo-Projekt“ in der Galerie im Tuchschererhaus, Laufenstraße 6, die an die 1971 inszenierte Verhängung der altehrwürdigen Burg und der Haller-Ruine durch den weltbekannten Künstler Christo Javacheff erinnert.
HA Schults „Müllmenschen“ sorgten vor gar nicht allzu langer Zeit für kontroversen Gesprächsstoff und Aufmerksamkeit für die von der kulturell engagierten Bürgermeisterin Margareta Ritter und ihrer Verwaltung und dem Stadtrat geführten Nordeifelstadt, die auch als Musikfestivalstadt weit über die Grenzen der Eifel hinaus bekannt ist.
Stefan Lieser schreibt: „Man könnte die ganze historische Altstadt schon als Architekturmuseum begreifen, so zahlreich sind die Schätzchen aus bis zu 350 Jahren entlang der Rur und in den oberen Gassen.“ Am Wochenende wurde nun die Exponaten-Schau „Seltene Gäste“ mit 14 Skulpturen aus Corten-Stahl des in Leverkusen lebenden Künstlers Eberhard Foest eröffnet.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt: „Mal stehen sie im Weg, mal überraschen sie in einer kleinen Gasse, mal scheinen sie zu grüßen, mal sind sie abstrakt und bieten durch trichterförmige Durchblicke neue Perspektiven. Die teils mehrere Meter hohen Skulpturen sind ein kleines »Völkchen« für sich im Touristenstrom.“
72 Gemälde im Aukloster
„Leda mit dem Schwan“ steht vor dem Haus Troisdorf. Karin und Mandy, zwei junge Frauen, äußern sich dem Journalisten gegenüber kontrovers: „Naturstein hätte besser zu Monschau gepasst als Stahl“. Zufallsbegegnungen wie diese wiederholen sich seit dem Eröffnungstag der Ausstellung immer wieder. Begleitet wird die Schau von einem Überblick zu Foests Schaffen im Kreuzgang des Auklosters. Dort sind auch 72 Gemälde des Künstlers zu sehen. Laudator Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, Leiter der Kunstakademie Heimbach, und wie Bürgermeisterin Margareta Ritter auch für die „Lit.Eifel“ engagiert, betonte die Bedeutung der Begegnung mit Objekten der Kunst.
„Im Kontakt mit den Arbeiten von Foest kann man im Stadtgebiet Monschau nun das Sehen neu lernen“, erklärte Zehnder: „Es handelt sich nicht um eine banale Stadtmöblierung und auch nicht um eine Art Bespaßung.“ Nicht abstrakt, nicht surreal, nicht einfach gegenständlich seien die 14 Stahlskulpturen, eher oft eine Mischung aus all dem – und immer „lesbar“.
Seit den 1990er-Jahren hat der 1935 im schlesischen Liebau geborene Bildhauer und Maler Eberhard Foest vor allem eine typisierte Gestalt entwickelt, die vielfach variiert in ganz Deutschland zu finden ist: eine abstrahierte Figur, leicht vornübergebeugt, ohne Arme, wie bandagiert wirkend.
Stefan Lieser: „Ist der Stahl durchbrochen, eröffnen sich überraschende Durchblicke. Ist die Figur stilisiert oder mit anderen zur Gruppe arrangiert, wirkt sie anrührend. So auch das von vielen Passanten bestaunte Ensemble »Familie« vor dem Roten Haus oder die zweiteilige Gruppe »Ohne Titel« auf der Brücke über der Rur.“
„Die kleine Skulptur könnte ein Kind sein oder die Jugend, die sich vor der großen Figur oder dem Alter, dem Vater oder der Mutter verneigt“, fasst Pascal Beteille aus Monschau seinen ersten Eindruck zusammen. „Ich als Monschauerin erlebe meine Stadt ganz neu“, staunt Ruth Breuer. Eine mehrere Meter hohe Skulptur auf der Rurbrücke steht in direkter Blickachse zum Turm der evangelischen Kirche am jenseitigen Ufer.
Baustelle wie ein Krater durch die Altstadt
Zu verdanken hat die Stadt die ungewöhnlichen Begegnungsmöglichkeiten zwischen Mensch und Kunst der Erneuerung des Abwasserkanals in der Altstadt. Die Bauarbeiten für den neuen Rursammler wurden gerade erst auf rund 30 Metern in Höhe der Au-Kirche begonnen. „Die Baustelle wird sich wie ein Krater durch die Altstadt ziehen“, sagte Bürgermeisterin Margareta Ritter den Kölner Tageszeitungen.
„Was das über die Sommersaison für Gastronomie und Handel bedeutet? Man will es sich nicht ausmalen“, schreibt Stefan Lieser. Deshalb habe das Landesumweltministerium Fördergeld für die „Kunst im öffentlichen Raum“ bewilligt, als gut gemeinte Geste und kleine Hilfe für die lokale Wirtschaft.
Anfang Mai sollen die „Seltenen Gäste“ Monschau wieder verlassen. „Doch »Maaßens Päulche« (1856-1940), die als Fotomotiv so beliebte Bronzeplastik des »Fliegenden Händlers«, wird bleiben, wo sie immer war: vor dem Hotel Horchem unweit der Rur“, so die „Kölnische Rundschau“: „Zumindest solange, bis die Bagger auch dorthin kommen.“
Die Ausstellung mit Skulpturen von Eberhard Foest auf Straßen und Plätzen in der Monschauer Innenstadt ist noch bis zum 30. April zu sehen. Alle Arbeiten werden mit Texttafeln erläutert.
Ein Flyer zur Schau mit einem Verzeichnis aller Standorte ist im Au-Kloster erhältlich. Dort werden parallel 72 Bilder des Künstlers gezeigt. Öffnungszeiten im Aukloster, Austraße 7: samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung mit der Tourist-Info Monschau, Telefon 0 24 72/8 04 80.
pp/Agentur ProfiPress