„Ei en de Pann, Botte en de Schottel“
Traditionelles Erbsensuppensammeln und Schmausen in Bergbuir erinnert an die Versorgung auch finanziell unterprivilegierter Dorfgenossen
Mechernich-Bergbuir – Seit vielen Jahren gibt es auch im Wilden Westen der Stadt Mechernich Heische- oder Köttgänge durchs Dorf, bei denen um Allerheiligen/Allerseelen gesungen und Geld für Kerzen für die Verstorbenen gesammelt wird. An Karneval werden bestimmte nahrhafte Lebensmittel wie Eier, Mehl, Kartoffeln und Zucker eingesammelt, aus denen sich Erbsensuppe mit Waffeln für die Kinder des Dorfes kochen und backen lassen.
In Bergbuir war auch an Rosenmontag 2019 wieder traditionelles Erbsensuppensammeln angesagt. Andrea Kratz schilderte dem Mechernicher „Bürgerbrief“ den Brauch: „Die Kinder aus dem Ober- und Unterdorf treffen sich getrennt und ziehen dann auf bestimmten Routen an den Häusern vorbei, klingeln und singen das althergebrachte Köttlied.“
Darin heisst es: „Lierum, larum, oss Pitte wohr ne hellije Mann, dä se Bruet verdeene kann. Her joof, seij joof. Böss der Korff voll wohr. Häer ohs, seij ohs, böss wedde löddisch wohr.“ Dann werden die Hausbewohner aufgefordert, ein paar Bratwürste aus dem „Rööches“ (Rauchkammer) u holen, die kurzen aber hängen zu lassen und von den langen zu nehmen. Auch „e Ei en de Pann“ und gute Butter in die „Schottel“ (Schüssel) sind begehrt.
Drei Waffeln für jeden Senior
Mit diesem Gesang sammeln die Kinder Zutaten für Erbsensuppe und Waffeln. Diese Zutaten bringen sie dann zum ältesten Kind, das mitgeht, in diesem Jahr war das im Unterdorf Katja Linden. Bei ihr zu Hause wurde an Veilchendienstag gekocht und geschmaust.
Die Kinder denken aber nicht nur an sich, so Andrea Kratz: „Allen Bewohnern aus Bergbuir ab 65 Jahre werden jeweils drei Waffeln nach Hause gebracht. Dies ist ein ganz alter Brauch in Bergbuir, mit dem daran erinnert werden soll, dass die Leute früher öfter zusammen gekocht und gegessen haben, und dass auch die Dorfbewohner eingeladen waren, die nicht so viel Geld hatten.“
Die nächsten Heischegänge in Bergbuir finden nun Allerheiligen statt. Dann ziehen die Junggesellen von Haus zu Haus und singen und sammeln für die Kapellengemeinde. Während die Unverheirateten dann „kötten“ gehen, treffen sich die verheirateten Männer zum Gebet in der Kapelle.
pp/Agentur ProfiPress