Eheglück durch Schnapsidee
Dieter und Renate Zausch feierten Goldhochzeit in Kall – Bei der Silvesterfeier in der Kumpelranch hatte der beschwipste Reservist der jungen Dame, die er überhaupt nicht kannte, einen Heiratsantrag gemacht – Fünf Wochen später ein Ehepaar
Kall – Zögerlich ist der heute 72-jährige Dieter Zausch in seinem Leben nie gewesen. Das Paradebeispiel dafür lieferte der gelernte Elektrotechniker bereits vor 50 Jahren ab, als er seine Ehefrau Renate heiratete, mit der er jetzt das Fest der Goldenen Hochzeit feierte. Zwischen Kennenlernen und Hochzeit lagen damals gerade mal fünf Wochen, erinnert sich die ebenfalls 72 Jahre alte Goldjubilarin, die ihrem Dieter am Silvesterabend 1968 in der Mechernicher Diskothek „Kumpelranch“ erstmals begegnete und ihm schon 38 Tage später auf dem Standesamt in Kall das Ja-Wort gab.
Zum großen Fest gratulierten auch Bürgermeister Hermann-Josef Esser und Ortsvorsteher Stefan Kupp dem Jubelpaar, das eng mit der Gemeinde verbunden ist. Renate Zausch arbeitete 15 Jahre lang als Raumpflegerin bei der Gemeinde Kall, Dieter Zausch ist in Kall bekannt als Ehrenamtler, der sich zehn Jahre lang als freiwilliger Müllsammler um die Sauberkeit im Ort verdient gemacht hat. „Das ist schon eine tolle Sache“, bedankte sich Bürgermeister Esser beim Besuch der Goldhochzeiter.
Und auch Essers Vorgänger Herbert Radermacher überraschte die beiden Jubilare mit seinem Besuch. Radermacher und Zausch waren viele Jahre Kollegen bei der Verwaltung der Stadt Schleiden gewesen, Herbert Radermacher als Kämmerer, Dieter Zausch als Elektriker beim städtischen Bauhof.
Dieter Zausch wurde 1946 im sächsischen Zeitz geboren. Sein Vater arbeitete damals, als die Grenze noch offen war, im Westen als Lkw-Fahrer. Als die Familie ebenfalls in den Westen in die Nähe von Frankfurt übersiedelte, war der heute 72-Jährige im ersten Schuljahr. Nach Beendigung seiner Schulzeit erlernte Zausch den Beruf des Elektrikers und ging später für drei Jahre als Zeitsoldat zur Bundeswehr. Letzte Station war die Bundeswehr in Mechernich, wo er in der technischen Abteilung der Raketen-Werft 23 seinen Dienst verrichtete, ehe er Ende des Jahres 1968 Reservist wurde.
In der Kumpelranch wurde der Abschied vom Bund in der Silvesternacht ordentlich „begossen“. Auch Renate Zausch, die damals noch Müller hieß, feierte mit ihrer Schwester Josefine im Kumpel den Jahreswechsel und begegnete dem frisch gebackenen und beschwipsten Reservisten Dieter Zausch erstmals. „Ich heirate dich“, prophezeite der angeheiterte Ex-Soldat seiner ahnungslosen Herzdame, die er bis dahin überhaupt nicht kannte.
Immerhin schaffte er es, seine Spontan-Bekanntschaft für ein Treffen am nächsten Wochenende beim Kumpel zu überreden. Danach ging alles blitzschnell und Dieter Zausch machte Nägel mit Köpfen: „Wir haben dann innerhalb eines Monats zuerst Verlobung und dann Hochzeit gefeiert“, erinnert sich der Jubilar. Mit zwei Soldaten als Trauzeugen gaben sich die beiden am 7. Februar 1969 im Kaller Standesamt das Ja-Wort. Bei der späteren kirchlichen Trauung stand der Reservist Dieter Zausch seiner in Weiß gekleideten Braut in seiner schicken Bundeswehr-Uniform zur Seite.
Als die frisch vermählte Ehefrau nicht nach Frankfurt umsiedeln wollte, zögerte Ehemann Dieter nicht lange mit der Jobsuche und fand in der Metallhütte eine Arbeitsstelle als Betriebs-Elektriker. Als die Hütte 1971 geschlossen wurde, heuerte Zausch bei der damals noch eigenständigen Stadt Gemünd (später zur Stadt Schleiden zugehörig) als Elektriker beim Bauhof an, wo er bis zu seiner Pensionierung blieb.
Zauschs Leben war auch vom Fußball geprägt. Er spielte aktiv in Scheven und war viele Jahre als Bezirksliga-Schiedsrichter auf den Sportplätzen über den Kreis Euskirchen hinaus unterwegs. Noch heute schlägt das Herz des Jubilars für den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Neun Monate saß Dieter Zausch als Nachrücker für den ausgeschiedenen Ratsherrn Uwe Schmitz für die SPD-Fraktion im Kaller Gemeinderat.
Ehefrau Renate ist ein Kaller Mädchen, das in der Keldenicher Straße aufwuchs. Sie hat ein Leben lang als Raumpflegerin gearbeitet, wobei sie die letzten 15 Jahre in Diensten der Gemeinde Kall stand. Heute trifft sie sich gern mit Freundinnen und Bekannten zum Kaffeetrinken oder Kartenspielen.
Das Ehepaar gilt als äußerst hilfsbereit. Dafür revanchierte sich jetzt die Nachbarschaft, die das Haus des Jubelpaares am Bachweg in Kall am Abend vor der Goldhochzeit festlich geschmückt hatte. Zum Jubelfest gratulierten dem Ehepaar zwei Kinder, zwei Enkelkinder sowie viele Freunde und Bekannte.
pp/Agentur ProfiPress