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Brennpunkt entschärft

Brennpunkt entschärft
Zweigstelle des städtischen Mechernicher Awo-Familienzentrums in der so genannten “Papageiensiedlung” zeitigt bereits signifikante Erfolge – Zahl auffälliger Kinder und Jugendlicher stagniert – Mechernicher Schul- und Sozialausschuss sah sich vor Ort um
Mechernich – Das Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Mechernich unterhält seit November 2010 eine Außenstelle in der “Papageiensiedlung”. Damit wurde in der Stadt Mechernich sozialpolitisch der Weg von der “Komm-Struktur” zu einem aufsuchenden Angebot beschritten. Die Mitglieder des städtischen Sozialausschusses sahen sich jetzt nach Ablauf von sieben Monaten an Ort und Stelle um – und zogen Bilanz.
Der Redakteur Günter Hochgürtel begleitete die Kommunalpolitiker gemeinsam mit Elisabeth Schwister von der Arbeiterwohlfahrt. Er schreibt im “Kölner Stadt-Anzeiger”: “Die ehemalige Drei-Zimmer-Wohnung macht einen gemütlichen Eindruck. Alles ist sauber und frisch gestrichen. Die Mitglieder des Ausschusses waren sehr angetan von der Atmosphäre der Beratungsstelle, die gleichzeitig auch Treffpunkt für die Bewohner der beiden Hochhäuser sein kann.”
Die Siedlung gilt als sozialer Brennpunkt, in der ein großer Bewohneranteil Migrationshintergrund hat. “Wir wollen hier eng mit Eltern zusammenarbeiten”, konstatierte Elisabeth Schwister im November 2010 bei der Eröffnung der AWO-Einrichtung. Weil die Leute nicht zum Familienzentrum an der ehemaligen St.-Barbara-Schule kommen, müsse man eben zu den Leuten gehen und mit ihnen reden, hieß es damals.
Wichtigste Aufgaben sind die Hausaufgabenbetreuung und Sprachförderung. “Ich möchte der Mechernicher Verwaltung und dem Kreis dafür danken, dass wir diese Stelle hier etablieren konnten, ich hoffe, dass dadurch viele Probleme bereits im Vorfeld vermieden werden können”, sagte seinerzeit Mechernichs stellvertretender Bürgermeister Peter Wassong.
2008 war die “Papageiensiedlung” beim Kreis aufgefallen, weil sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen aus diesem Bereich häufte, die auffällig geworden waren und in die Obhut des Jugendamtes übernommen werden mussten.
“Mittlerweile haben sich die Fallzahlen erfreulicherweise stabilisiert”, konstatiert Günter Hochgürtel unter Berufung auf Erdmann Bierdel, den Chef des Kreisjugendamtes. Und das habe möglicherweise natürlich mit der Zweigstelle des Familienzentrums vor Ort zu tun.
Elisabeth Schwister, die Leiterin des Familienzentrums, erläuterte den Ausschussmitgliedern jetzt bei einem Rundgang durch die Einrichtung, welche Angebote man den Bewohnern beider Hochhäuser macht. Schwister betonte, dass es zwar nicht einfach sei, an die Mütter und Kinder heranzukommen, aber durch persönliche Ansprache und Aushänge haben man schon einige Kontakte herstellen können.
“Die Frauen sind oft schon froh, wenn sie sich mal bei uns im Café treffen und aussprechen können”, erläuterte die Arbeiterwohlfahrt-Funktionärin den Mechernicher Kommunalpolitikern. Einige Aktionen und Beratungsangebote seien bereits ganz vielversprechend angelaufen.
Die Eigentümerin der Siedlung, die Immobiliengesellschaft “Deutsche Anington”, stellte die Räumlichkeiten, eine ehemalige Wohnung, mietfrei für die Sozialarbeit zur Verfügung. Die Stadt Mechernich zahlt die Nebenkosten von monatlich 300 Euro. Holger Schmitz: “Wir sind der Meinung, dass dieser für die Verhältnisse der Jugendhilfe geringer Betrag gut angelegtes Geld ist.”
Die “Wir helfen”-Aktion der in Mechernich erscheinenden Tageszeitung “Kölner Stadt-Anzeiger” unterstützte die gemeinsame Initiative von Jugendamt und Stadt mit einem namhaften Betrag, ebenso die Bürgerstiftung “Mechernich-Stiftung” und die Stiftung der Arbeiterwohlfahrt selbst.
Hochgürtel: “Während das Familienzentrum sich bei seiner Arbeit vor allem auf die noch nicht schulpflichtigen Kinder konzentriert und damit eine längerfristige Verbesserung der Sozialprognose erzielen will, kümmert sich offenbar niemand um die älteren Kinder und Jugendlichen.” Und die fallen im Straßenbild Mechernichs durchaus unangenehm auf – Kinder mit und ohne Migrationshintergrund in insgesamt einem Dutzend so genannter “Gangs”.
Elisabeth Schwister machte deutlich, dass das Familienzentrum für die Älteren kaum etwas tun könne. Das wäre die Aufgabe eines “Streetworkers”, den es aber in der Stadt Mechernich (noch) nicht gibt. Über die Beschäftigung eines solchen “Streetworkers” hat aber bereits auf Initiative von Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick und Ordnungsteamleiter Hans-Peter Kern ein “Runder Tisch Jugend” beraten.
“Das Geld dafür müssen wir eben in die Hand nehmen”, forderte der Ratsherr Hermann-Josef Krest beim Ortstermin. Man war sich jedenfalls einig, dass die Filiale des Familienzentrums ein wichtiger Schritt sei, um die Probleme offensiv anzugehen.
Ursächlich mit dem Zuzug sozial nicht besonders stabiler Menschen mit Migrationshintergrund in Zusammenhang stehen die im Landesvergleich sehr niedrigen Mieten in der Siedlung. Thomas Hambach, der neue Erste Beigeordnete, sagte dem “Kölner Stadt-Anzeiger”, die Stadt habe bereits diesbezügliche Gespräche mit der Immobiliengesellschaft “Deutsche Anington” geführt. Handlungskompetenz habe die Kommune aber keine.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

18.08.2011