Trauer um Professor Hans Fuhs
Alttestamentler, Seelsorger, Schützenpräses und ein Prediger mit Herz und Präzision starb heute Nachmittag
Mechernich-Kommern – Prof. Dr. Dr. Hans Ferdinand Fuhs ist tot. Der beliebte Seelsorger, Schützenpräses, Alttestamentler und Professor em. für Orientalistik, aktiv ehedem in Paderborn, starb am Montagnachmittag. Die Nachricht vom Tod des über die Maßen beliebten Priesters verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Er wurde am 2. Juli 1969 von Josef Kardinal Höffner im Hohen Dom am Rhein zum Priester geweiht. Als Mitglied des Seelsorgeteams Veytal im Sendungsraum Zülpich war der in Bad Godesberg geborene Priester trotz seiner weit über 80 Lenze bis vor nicht allzu langer Zeit im seelsorgerischen Einsatz. Mehr Professor Fuhs als die amtierenden Hauptamtlichen hielten „den Laden“ katholische Kirche im Raum Kommern/Satzvey noch zusammen.
Volksnah und gebildet
Der volksnahe Intellektuelle suchte die Nähe der Menschen. Er war im Grunde einer von ihnen und teilte ihre Sorgen und kleinen Freuden, sei es im Karneval oder im Schützenwesen. Seine Predigten zeugten von hoher Präzision und tiefer Bibelkenntnis. Der Professor las viel, auch neueste Forschungsergebnisse rund um Gott und die biblische Welt, um „auf dem aktuellen Stand zu bleiben“ und nichts von „Vorgestern“ zu erzählen.
„Umherschwadronieren“ war nicht seine Sache. Ein bloßes Aneinanderreihen von Lesungen und Texten fand er „geradezu lieblos, den Menschen einfach etwas um die Ohren zu schmeißen.“
„Mit seinen Botschaften erreichte er die Leute und bewegte sie“, schrieb die ProfiPress-Redakteurin und PR-Expertin Kirsten Röder 2019 zu seinem Goldenen Weihejubiläum. Hans Ferdinand Fuhs studierte in Bonn, Freiburg im Breisgau, Cambridge, Jerusalem, Kairo und Addis Abeba die Fächer Katholische Theologie und Orientalistik.
Ihn interessierten vor allem die alten Texte, die in Hebräisch, Arabisch oder Keilschrift verfasst worden waren. Deshalb grub er auch nach Scherben im Nil-Delta, um mehr zu erfahren, über alte Zeiten.
Professor und „Nothelfer“
1982 wurde der Priester als Professor für Geschichte und Umwelt des Alten Testaments an die Universität Würzburg berufen. 1986 erfolgte seine Ernennung zum Professor für Exegese, also der Erklärung und Auslegung des Alten Testamentes an der Theologischen Fakultät Paderborn. Gleichzeitig war er als Pfarrverweser in Oberdürrbach bei Würzburg tätig, bevor er 1993 nach Kommern kam, als sogenannter „Nothelfer des Ortspfarrers“.
Mehr als die Hälfte seiner Schaffenszeit als Priester wirkte er im Seelsorgebereich Veytal, der Kommern, Satzvey, Antweiler, Lessenich und Firmenich-Obergartzem umfasst. Zunächst als unterstützende Hand für Pfarrer Jakob Bister, später für Pfarrer Burkhard Möller. Bis vor kurzem zog der Professor als Präses der Kommerner St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft durchs Dorf. Ebenso war er im Vorstand des Vereinskartells und seit „eh und je“ Mitglied der Feuerwehr. Bis zu seinem 60. Geburtstag ist er sogar noch mit ausgerückt.
Auch als Autor hat er sich einen Namen gemacht und nennenswerte Werke auf den Weg gebracht, so zum Beispiel „Die äthiopische Übersetzung des Propheten Micha“ oder den „Kommentar zum Buch der Sprichwörter“, eine von Christen bislang wenig beachtete Kostbarkeit unter den biblischen Büchern, der eine Synthese aus den Weisheitstraditionen des Alten Orients und Israels und den Traditionen des Jahwe-Glaubens gelang.
Sorgen und Nöte teilen
Die aktuelle Entwicklung der Kirche betrachtete der erfahrene Geistliche mit Sorgenfalten. „Sicher, dass jedes Dorf seinen eigenen Pfarrer hat, ist zwar nur eine kurze Spanne innerhalb der Kirchengeschichte“, sagte er Kirsten Röder. Viel länger habe es ein Zentrum gegeben, von dem die Gottesvertreter ausgesandt worden sind – also wie es heute vielfach wieder angestrebt werde. „Nur, dass zu dieser Zeit, die Leute vor Ort in ihrer Volksfrömmigkeit fest verwurzelt waren. Das trifft man heute nicht mehr so an.“
Nah bei den Menschen zu sein, mit ihnen ihre Sorgen und Nöte, ja auch Freude teilen zu können, sei heutzutage umso wichtiger als Gottes Botschafter. Wie wolle ein Priester sonst die spezifische Situation vor Ort kennenlernen? Von einem zentralen Ort losgeschickt, Messe halten und wieder weg sein, das sei doch auch unbefriedigend für den Seelsorger. Sich bei dörflichen Festen und Veranstaltungen unter die Menschen zu mischen, mitten im Leben unter den Menschen zu sein, dafür fehle den meisten Priestern heute bedauerlicher Weise die Zeit.
pp/Agentur ProfiPress