„Willkommen!“
Integrationsprojekt des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen für Geflüchtete aus der Ukraine bietet Begegnungs-, Sprach- und Unterstützungsangebote – Strukturen in Kommunen stärken, neue Angebote schaffen, stabile Netzwerke bilden
Kreis Euskirchen – Schnelle und möglichst unbürokratische Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine möchte das Integrationsprojekt „Willkommen! Starke Netzwerke für Geflüchtete aus der Ukraine“ des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen leisten. Als ganzheitlicher Ansatz verfolgt das Projekt gleichzeitig das Ziel, die „Geschichten, die die Menschen im Rucksack tragen“ sichtbar zu machen, so Rotkreuz-Mitarbeiterin Angelika Heinrich. Dazu werden von Projektkoordinatorin Karoline July bestehende Begegnungs- und Austauschangebote in den Kommunen des Kreises Euskirchen unterstützt und neue initiiert.
Die Resonanz ist groß, schon jetzt könne man beobachten, dass viele der Hilfesuchenden bereits selbstständiger geworden seien und sich unter den Geflüchteten und ihren Unterstützern starke Netzwerke aufgebaut hätten. „Was wir machen, ist Hilfe zur Selbsthilfe“, fasst Angelika Heinrich zusammen.
Stabile Netzwerke schaffen
Entstanden ist das „Willkommen“-Projekt aus dem Bedarf heraus. „Ich erinnere mich gut an den Tag, an dem der Krieg in der Ukraine begann. Da liefen viele Anrufe von Menschen in unserer Rotkreuz-Zentrale auf, die sich Sorgen um ihre Angehörigen in der Ukraine machten. Schon am nächsten Tag ist unsere Telefon-Hotline an den Start gegangen und wenig später auch unser wöchentlicher Austausch im Café Henry, den im vergangenen Sommer regelmäßig bis zu 80 Geflüchtete und Unterstützer besuchten. Das war für uns der Beginn in diese Art der Begegnungsarbeit, die wir mit dem Integrationsprojekt »Willkommen« nun intensivieren möchten“, erklärt Boris Brandhoff, Rotkreuz-Teamleiter Migration/Integration.
Das Projekt speziell für Geflüchtete aus der Ukraine soll die Begegnungs-, Informations- und Beratungsarbeit fortführen und in weitere Kommunen des Kreises Euskirchen tragen. Ziel ist es, im gesamten Kreisgebiet die vorhandenen Strukturen zu stärken und durch die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt stabile Netzwerke zu schaffen.
So unterstützt Projektkoordinatorin Karoline July beispielsweise die bestehenden Begegnungs-Cafés etwa in Kall und Weilerswist, die für alle Geflüchtete offen sind. Parallel hat sie in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hellenthal bereits ein neues Begegnungs-Café im Hellenthaler Hof ins Leben gerufen, in dem auch mehrere geflüchtete Familien untergebracht sind. Zusätzlich hat sie den Kindern dort auch eine Spiele-Kiste zur Verfügung gestellt. In Kall konnte im Rahmen des Projektes ein Kurs Begegnungs-Zumba gestartet werden, der aufgrund der großen Nachfrage schon aus allen Nähten platzt.
Neben den Begegnungsangeboten setzt sich Karoline July auch dafür ein, weitere Erstorientierungskurse in den Kommunen zu schaffen – eine Vorstufe der Integrationskurse. So konnten inzwischen beispielswiese zwei Kurse in Weilerswist und Blankenheim an den Start gehen.
Alltägliche und bürokratische Anliegen
Erste Anlaufstelle für viele der Geflüchteten ist indessen die wöchentliche Sprechstunde bei Angelika Heinrich, die Teil des Beratungsangebotes im Projekt „Willkommen“ ist. Angelika Heinrich hat selbst Wurzeln in der Ukraine und kann die Beratung aus diesem Grund nicht nur barrierearm und terminfrei, sondern sogar in der Muttersprache der Geflüchteten anbieten. Jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr berät sie zusammen mit einem Kollegen im Rotkreuzhaus in Euskirchen, Kommerner Straße 39, zu den unterschiedlichsten alltäglichen und bürokratischen Anliegen.
„Wir helfen dabei, behördliche Briefe zu verstehen, Anträge und Formulare auszufüllen oder Termine zu vereinbaren. Da geht es zum Beispiel um die Beantragung eines Kita-Platzes, um die Schulzuweisung oder einfach um die Vereinbarung eines Arzttermins. Außerdem sind Integration und Wohnraumsuche im Moment große Themen bei uns“, erzählt Angelika Heinrich.
Sie bietet ihre wöchentliche Sprechstunde im Rahmen des Integrationsprojektes speziell für Geflüchtete aus der Ukraine an. Beratungsangebote für Geflüchtete aller Nationen biete das Rote Kreuz darüber hinaus in Mechernich, Kall, Weilerswist, Zülpich und Hellenthal an – bei Bedarf auch mit Übersetzer.
Finanziert wird das Projekt „Willkommen! Starke Netzwerke für Geflüchtete aus der Ukraine“ aus Spendenmitteln, die im Rahmen der Ukraine-Hilfe beim Rotkreuz-Generalsekretariat eingegangen sind. Boris Brandhoff: „So konnten wir kurzfristig reagieren – mit Förderprogrammen ist das oft nicht so schnell möglich.“ Im vergangenen September an den Start gegangen soll das Projekt noch bis Ende 2023 weiterlaufen. Brandhoff: „Unser Ziel ist es, die geschaffenen Strukturen auch danach dauerhaft fortzuführen.“
pp/Agentur ProfiPress