Bald ist Nikolausabend da…
Heribert Winter aus Antweiler freut sich auf Nikolausbesuche – Nikolaus soll nicht tadeln, sondern mit Kindern ins Gespräch kommen – Spende für den guten Zweck
Mechernich-Antweiler – Weit breitet er die Arme aus, damit die Kinder unter seinen roten Mantel kommen können, wo sie sich beschützt und geborgen fühlen – so wie der Heilige Nikolaus von Myra vor rund 1700 Jahren Kinder und Notleidende in Schutz nahm. Mit seiner goldbestickten Mitra (der Bischofsmütze), dem weißen Rauschbart und dem geschwungenen Bischofsstab scheint er einem weihnachtlichen Bilderbuch entsprungen. Dabei steht er in einem Garten in Antweiler und freut sich auf seine Besuche zum Nikolausfest bei den Kindern.
Heribert Winter ist 77 Jahre alt. Er erinnert sich noch gut, wie der Nikolaus ihn in seiner Kindheit besuchte – begleitet von Hans Muff, einem dunklen Gesellen mit Rute. „Das habe ich nicht in guter Erinnerung behalten. Deshalb ist es mir wichtig, dass der Nikolaus die Kinder nicht tadelt, sondern mit ihnen ins Gespräch kommt – ihnen erzählt, was der Heilige Nikolaus getan hat, und warum er heute so beliebt ist.“
Schutzpatron der Kinder
So ist überliefert, dass der spätere Bischof Nikolaus von Myra als junger Mann von nur etwa 16 Jahren seine Eltern verlor. Den Reichtum, den er von ihnen erbte, teilte er mit notleidenden Menschen. „Der Nikolaus hat beispielsweise auch Kinder ohne Obdach eingeladen, bei ihm zu wohnen“, erzählt Heribert Winter. Heute ist der Nikolaus deshalb auch Schutzpatron der Kinder.
Vor rund 50 Jahren legte Heribert Winter, gebürtig aus Euskirchen-Kuchenheim, zum ersten Mal das Nikolausgewand an. Das war im Rahmen der katholischen Jugend, die ihre Heimat in der dortigen Pfarrkirche St. Nikolaus hatte. Noch heute schmückt ein Bild des Kirchenfensters, welches den Heiligen Nikolaus darstellt, sein goldenes Buch, in dem die guten und weniger guten Taten der Kinder aufgelistet sind.
In seiner Wahlheimat Antweiler dauerte es schließlich nicht lange, bis man ihn bat, auch dort den Chormantel, die Mitra und den Bischofsstab zu tragen und zu den Kindern zu gehen. „Das war vor etwa 35 Jahren. Unser Pastor in Antweiler war sehr spontan, der fragte mich zwei Tage vor Nikolaus, ob ich in der Kirche – vor den Augen der Kinder – das Nikolauskostüm anziehen könnte, während er die Bedeutung der einzelnen Attribute erklärte. Ich war zwar erst skeptisch, aber als ich alles angelegt hatte, war ich für die Kinder tatsächlich nicht mehr Herr Winter sondern der Nikolaus.“
Nicht dazu da, die Kinder zu erziehen
In den vergangenen Jahrzehnten habe sich bei den Nikolausbesuchen einiges verändert. Zum einen sei die Nachfrage immer mehr gestiegen. Zum anderen hätten sich die Listen für das goldene Buch geändert, sodass heute viele positive Eigenschaften der Kinder gegenüber den „Problemen“ überwiegen würden. Winter: „Der Nikolaus ist nicht dazu da, um die Kinder zu erziehen. Er soll ihnen Freude machen.“ Allerdings gebe es wohl eine weitverbreitete „Kinderkrankheit“, erzählt er mit einem Augenzwinkern: „Ganz viele Kinder, die ich besuche, können scheinbar nicht hören…“
Inzwischen hat der 77-Jährige jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit viel zu tun. In diesem Jahr stehen fast 15 Familien auf seiner Liste, außerdem besucht er vier Kindergärten sowie die Flüchtlingshilfe und die Begegnungsstätte „Café Insel“ der Caritas in Euskirchen. Bekannt dürfte er vielen auch aus seinen Jahren als Nikolaus im LVR-Freilichtmuseum in Kommern sein.
Mit gutem Beispiel voran
Pandemiebedingt fanden die Nikolausbesuche im vergangenen Jahr draußen statt – und auch in diesem Jahr könnte das wieder der Fall sein. „Das waren aber auch sehr schöne Begegnungen, zum Beispiel am Lagerfeuer im Garten“, so Heribert Winter. Wer jetzt schon an das Nikolausfest im kommenden Jahr nachdenkt, kann per E-Mail an Nikolaus.Antweiler@email.de Kontakt aufnehmen.
Während der 77-Jährige mit den Kindern über die guten Taten des Heiligen Nikolaus spricht, geht er selbst mit gutem Beispiel voran: „Der Nikolaus ist unbezahlbar“, antwortet er denjenigen, die ihn für seinen Besuch entlohnen möchten. Stattdessen sammelt er jedes Jahr Spenden für den guten Zweck. Dieses Jahr möchte er in Bad Münstereifel zu Weihnachten Familien in den Bereichen unterstützen, die nicht von der Fluthilfe abgedeckt sind.
pp/Agentur ProfiPress