Höhepunkt für den singenden Prinz
Kunterbunter und stimmungsvoller Karnevalszug in Mechernich – Communio in Christo mit 101 Teilnehmer stärkste Gruppe – Blaumänn nahmen Blei-Thematik aufs Korn
Mechernich – Es war tierisch! Es war zauberhaft! Es ging ans Herz! Und der singende Prinz bewarb sich mindestens um ein Casting bei Deutschland sucht den Superstar! Der Mechernicher Karnevalszug war kunterbunt, stellenweise etwas windig, aber immerhin trocken.
Tausende Menschen, darunter auch eine Delegation aus Mechernichs französischer Partnerstadt Nyons, säumten den Straßenrand am neuen, etwas kürzeren Zugweg. Dass die Entscheidung von Zugleiter Kevin Hembach und dem Festausschuss Mechernicher Karneval (FMK), die Zugaufstellung vor das Emil-Kreuser-Stift zu verlegen, goldrichtig war, zeigte sich sofort. Die 32 Gruppen (inklusive Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst) hatten genug Platz, um zu rangieren und sich einzugliedern. Kevin Hembach zeigte sich dementsprechend zufrieden. Und auch die Bewohner des Kreuser-Stifts waren glücklich. Sie saßen in Stühlen auf dem Bürgersteig und beobachteten den Auftakt des närrischen Lindwurms buchstäblich aus der ersten Reihe.
Die wie jedes Jahr mit Abstand größte Gruppe ging als erstes: 101 Bewohner, Pfleger und sonstige Angehörige der Communio in Christo grüßten laut Motto „pink und exotisch“. Mit pinken Flamingos auf dem Kopf, gekleidet in warme pinke Ponchos boten sie einen besonderen Farbtupfer gleich zu Beginn des Karnevalszuges. Erstmals mit dabei war der stellvertretende Generalsuperior Jaison Thazhathil. Aber auch Geschäftsführer Norbert Arnold (allerdings in pinker Perücke statt Flamingo auf dem Kopf) und Heimleiterin Ulrike Müller ließen es sich nicht nehmen, gut gelaunt und ausgelassen Kamelle unters närrische Volk zu bringen.
Eine weitere Premiere feierte das Deutsche Rote Kreuz. Unter dem Motto „Das ist keine Jeckerei, wir sind mittendrin, nicht nur dabei“ ging eine kleine Fußgruppe von zehn Leuten im Karnevalszug mit – noch etwas schüchtern im Ausdruck, aber dafür fleißig beim Kamelle werfen. „Wir haben uns gedacht, dass wir sowieso immer dabei sind. Dann können wir auch direkt mitgehen“, sagte Sascha Suijkerland vom Mechernicher Roten Kreuz, der mit Kollegen für die Zugbegleitung zuständig war.
Bürgermeister mit Atemschutzmaske
Wirklich politisch ist der Mechernicher Zug nicht – mit Ausnahme der „Blaumänn“, die sich jedes Jahr ein drängendes Thema aussuchen. Wie auch schon Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick beim Gedicht während des Rathaussturms widmeten sie sich dem Blei im Mechernicher Boden. Dazu statteten sie eine Bürgermeister-Puppe mit Schutzanzug, Atemschutzmaske und Gießkanne aus. Der Spruch dazu: „Mit der Kanne in der Hand, kämpft er gegen Blei im Sand“. Der echte Bürgermeister schaute sich seinen Doppelgänger amüsiert von der Ehrentribüne an. Die Blaumänn konstatierten außerdem „Viel Wind um Blei, davon sind wir frei! Trotz allen Gerüchten, nichts zu befürchten!“
Einen weiteren Höhepunkt in seiner Regentschaft erlebte Prinz Peter IV. (Schweikert-Wehner). Hoch auf dem Prinzenwagen ließ er Kamelle auf die Mechernicher regnen, jubelte und winkte dem Narrenvolk zu – und griff mit seinem Adjutanten Dirk Gemünd immer wieder zum Mikrofon, um bei dem ein oder anderen Karnevalslied mitzusingen. Das machte auf jeden Fall Laune. Ansonsten sorgten gleich vier Musikvereine für Stimmung: das Tambourcorps Kommern, der Musikverein Bleibuir, die Bigband der Prinzengarde und der Musikverein Eicks.
Die Teilnehmerzahl schätzte Kevin Hembach auf etwa 600 bis 700. Mit Wagen dabei waren das Kommerner Dreigestirn, die KG Strempt, die IG Roggendorfer Karneval als rollendes Spielcasino, der KC Bleifööss kam frisch vom Après-Ski und brachte gleich eine Skihütte mit, die Tanzgarde des Festausschusses verzauberte als Harry Potter, und natürlich ließ es sich auch der Festausschuss nicht nehmen, von hoch oben zu grüßen.
Dabei legte der FMK Wert auf Müllvermeidung. Popcorntüten beispielsweise werden vor dem Zug aus den Pappkartons geholt und in große Kartoffelsäcke gepackt. „Damit haben wir schon möglichst wenig Müll mit an Bord“, erklärt Marcel Hembach vom FMK. Leere Chipskartons werden während des Zuges auf dem Wagen gefaltet und erst an Rosenmontag im „Heimathafen“ an der Alten Schule im Sande abgeladen – „damit der Bauhof möglichst wenig nach dem Zoch zu reinigen hat”, erläutert Zugleiter Kevin Hembach die Strategie. Allein der FMK hat 160 Kisten mit je 60 Tüten Chips geladen sowie 35 Säcke prall gefüllt mit Popcorn, 60 Kisten Erdnuss-Flips, 40 Kisten Gummibärchen, 2500 Pakete Servietten, 800 Tafeln Schokolade und 400 Schachteln Pralinen. Das „Kamelle-Volumen“ beträgt geschätzt etwa 3.500 Euro.
Als bunt geschmückte Fußgruppen bereicherten die Caritas (laut Motto „Mit dem Herzen dabei“), die Clowns des FMK und der Klüngelsbröder, die Piraten der Prinzengarde mit dem Motto „Spaß am Karneval“ sowie die FMK-Tanzgarde als „Pinguine aus Madagaskar“ das närrische Volk.
pp/Agentur ProfiPress