Krimilesestunde im Schlachthaus
Festival „Nordeifel – Mordeifel“ und Stadt Mechernich luden die Kriminalschriftstellerin Sabine Trinkaus und 50 interessierte Zuhörer in die Metzgerei Hostel in der Mechernicher Turmhofstraße ein
Mechernich – Das erleben Literaturfreunde auch nicht alle Tage: Die Stadt Mechernich hatte in Zusammenarbeit mit der Nordeifel Tourismus GmbH eine Autorenlesung in einem Schlachthaus arrangiert. In der Metzgerei Hostel in der Mechernicher Turmhofstraße las die Krimiautorin Sabine Trinkaus aus Alfter bei Bonn im Rahmen des Krimi-Festivals „Nordeifel – Mordeifel“ aus ihrem Roman „Seelenfeindin“.
Die etwa 50 Zuhörer waren begeistert. Die meisten hatten noch nie einen Schlachtraum von innen gesehen. Daniel Hostel, der Sohn des Metzgerehepaares Hostel, führte durch die Räume und gab fachkundige Erläuterungen, ehe die Literatur zu Wort kam.
Hostel Junior ist Landwirt und hat Rinder, von denen pro Jahr um die 70 im elterlichen Schlachtraum zerlegt werden. Um die 25 Minuten dauere die Schlachtung, war zu hören, vom Bolzenschuss bis zur Zerteilung mit der großen Knochensäge, die von der Decke des Schlachtraumes hängt. Eine Schrage dient zur Zwischenlagerung des toten Rindes.
Wissen, wo der Braten herkommt
Massenschlachtung sehe definitiv anders aus, so Hostel: „Ich kenne jedes Rind, ob Kuh oder Stier, das bei uns geschlachtet wird schon als Kälbchen. Seine Ohrmarke behält das Tier bis zum Schluss.“ Damit die Kunden wissen, wo ihr Braten herkommt.
Mehr als eine Woche vor der Lesung war der Arbeitsbetrieb eingestellt worden, blitzeblank glänzten die dicken Stahlhaken und Absperrstangen im Neonlicht, als Autorin Sabine Trinkaus Platz nahm, um aus ihrem fünften Krimi „Seelenfeindin“ vorzulesen, der zugleich ihr erster Psycho-Thriller sei.
Der erfolgreichen Psychiaterin Nadja Schönberg gibt eine neue Patientin Rätsel auf, so beginnt die Story. Die Frau scheint unter Verfolgungswahn zu leiden, wirkt aber auf die „Seelenklempnerin“ psychisch gesund. Was ist wahr? Was ist Wahn? Diese Frage beschäftigt auch die Leser respektive Zuhörer bis zur Lösung des Falls.
Am Ende erweist sich Ungewohntes und vermeintlich „Schreckliches“ als harmlos: Beim Einlass zur Lesung im Schlachtraum verteilte Atemschutzbinden waren überflüssig, und auch die Blutflecken vom Eingang des Betriebshofes bis zum Leseort waren nicht echt, sondern aufgeklebte Scherzartikel aus dem Dekorationsfachhandel.
Passend zum Thema reichte Stefanie Esch-Hostel, die einen Partyservice betreibt, blutroten Sekt zur Begrüßung und verwöhnte die Gäste in der Pause mit Currywurst und einem vegetarischen mexikanischen Eintopf.
pp/Agentur ProfiPress