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Heimat neu entdeckt

Sie befindet sich an der alten Stelle: Kallmuth gewinnt ein Bewusstsein für das, was wichtig bleibt – Zweiter von LVR-Volkskundlern begleiteter „Heimatabend“ in der Alten Schule mit 200 historischen Aufnahmen Karl Guthausens, die vom Publikum analysiert und kommentiert wurden – Musikverein und Kirchenchor spielten und sangen – Eifeler Köstlichkeiten und kurzweilige Geschichten auf Hochdeutsch und Platt – Ortsvorsteher Robert Ohlerth im Element

Mechernich-Kallmuth – Bereits zum zweiten Mal veranstaltete die Dorfgemeinschaft Kallmuth am Freitag einen „Heimatabend“ in Zusammenarbeit mit den Volkskundlern des Landschaftsverbandes Rheinland und einer ganzen Reihe örtlicher Akteure, allen voran Musikverein und Kirchenchor.

Ortsvorsteher Robert Ohlerth war beim „Heimatabend“ in der früheren Kallmuther Volksschule in seinem Element. Gut gelaunt führte der langjährige Vize-Bürgermeister der Stadt Mechernich durch ein kurzweiliges Programm. Auf diesem Bild gibt es Lücken in den Publikumsreihen, weil sich gerade Musikverein und Kirchenchor für ihre Auftritte fertigmachen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ortsvorsteher Robert Ohlerth war beim „Heimatabend“ in der früheren Kallmuther Volksschule in seinem Element. Gut gelaunt führte der langjährige Vize-Bürgermeister der Stadt Mechernich durch ein kurzweiliges Programm. Auf diesem Bild gibt es Lücken in den Publikumsreihen, weil sich gerade Musikverein und Kirchenchor für ihre Auftritte fertigmachen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Dazu gab es allerlei Eifeler Köstlichkeiten, von „Fitschbonne-Zupp“ über „Döppekooche“ und „Heringsschlaat“ bis zu „Knuddeln“ mit brauner Butter, Zimt, Zucker und Waldbeeren. Für Auge und Ohr, Herz und Gemüt sang der Kirchenchor unter der Leitung von Stefan Weingartz Volkslieder. Der Musikverein unter Thomas Stoffels spielte unter anderem traditionelle Lieder, die während der Kirmes gespielt werden.

Nach dem Krieg bekam die Kallmuther Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Georg neue Glocken. Hier werden sie auf Prunkwagen mit Traktorgespannen durchs Dorf gefahren, ehe man sie im Kirchturm aufhängt.  Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Nach dem Krieg bekam die Kallmuther Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Georg neue Glocken. Hier werden sie auf Prunkwagen mit Traktorgespannen durchs Dorf gefahren, ehe man sie im Kirchturm aufhängt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress

Der Diakon und Mundartrezitator Manni Lang unterhielt mit Weihnachtsgeschichten von Stefan Andres und Karl-Heinrich Waggerl. Dessen Erzählung „Der Tanz des Räubers Horrifikus“ hatte Lang in Eifeler Mundart übertragen.

Äerzebär, Brabbeln und Glockenweihe

Im Mittelpunkt des Abends standen rund 200 für das frühere Dorfleben bemerkenswerte Fotos, die der Kallmuther Volksschullehrer und später  anerkannte Heimatforscher und Autor Karl Guthausen in den 50er bis 70er Jahren aufgenommen hatte. Thema war der dörfliche Alltag, aber auch Besonderheiten wie Glockenweihe, Hochzeiten und Beerdigungen, Klappern, Äerzebär, Hochwasser, Karneval, Winter, das Allerseelen-Brabbeln und der St.-Georgsritt.

Diesen Brauch gibt es am Mechernicher Bleiberg außer in Kallmuth nur noch in Lorbach: Beim „Allerseelen-Brabbeln“ werden alte Sprüche und Gebete aufgesagt – und für Kerzen für die Toten gesammelt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Diesen Brauch gibt es am Mechernicher Bleiberg außer in Kallmuth nur noch in Lorbach: Beim „Allerseelen-Brabbeln“ werden alte Sprüche und Gebete aufgesagt – und für Kerzen für die Toten gesammelt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress

Vorgestellt und kommentiert wurden die Aufnahmen von Mitarbeitern des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, Abteilung Volkskunde und Kulturanthropologie. Corinna Schirmer, Dr. Dagmar Hänel und Georg Baisch versuchten bei der Präsentation auch Hinweise aus dem Auditorium aufzugreifen, wer auf den einzelnen Bildern abgebildet ist und wann die Aufnahmen ungefähr entstanden sein könnten.

Proppenvolles Haus konnten Förderverein Alte Schule, Dorfgemeinschaft, Musikverein und Kirchenchor beim zweiten Kallmuther „Heimatabend“ verzeichnen. Sie teilten sich auch den Erlös aus Getränke- und Essensverkauf und Spenden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Proppenvolles Haus konnten Förderverein Alte Schule, Dorfgemeinschaft, Musikverein und Kirchenchor beim zweiten Kallmuther „Heimatabend“ verzeichnen. Sie teilten sich auch den Erlös aus Getränke- und Essensverkauf und Spenden. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Kallmuther gaben zahlreiche Hinweise, die von dem LVR-Techniker Christian Lehr per Kamera und Tonband aufgezeichnet wurden und in den nächsten Wochen im Institut ausgewertet werden.

Die Erstkommunionkinder aus Kallmuth und Kalenberg werden durchs Dorf zur Kirche geführt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Die Erstkommunionkinder aus Kallmuth und Kalenberg werden durchs Dorf zur Kirche geführt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress

Ortsvorsteher Robert Ohlerth war sichtlich froh über die gute Resonanz und die schöne Atmosphäre des Heimatabends. Es gehe nicht um Heimattümelei, sondern um die vorsichtige Annäherung an eine durch politischen Missbrauch beschädigte Begrifflichkeit, sagten Dr. Hänel und Manni Lang. Die Identifikation mit dem Ort der Kindheit, mit vertrauten Menschen und Örtlichkeiten, mit der Sprache und dem Brauchtum seien dennoch auch heute noch wichtig.

Alltagskulturen im Rheinland

 

Vor zwei Jahren wurde dem „Archiv des Alltags im Rheinland“ am LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (LVR-ILR) die reichhaltige Fotosammlung von Karl Guthausen vermacht. Seit den 1950er-Jahren dokumentierte er Leben und Arbeiten in Kallmuth und Umgebung mit der Kamera und hinterließ einzigartige Zeitdokumente. Die Familie Guthausen war beim Kallmuther Heimatabend am Freitagabend vertreten.

Die LVR-Wissenschaftler Dr. Dagmar Hänel (von links), Christian Baisch und Corinna Schirmer zeigten 200 Fotos von Karl Guthausen und sammelten Informationen zu den abgebildeten Personen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die LVR-Wissenschaftler Dr. Dagmar Hänel (von links), Christian Baisch und Corinna Schirmer zeigten 200 Fotos von Karl Guthausen und sammelten Informationen zu den abgebildeten Personen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Ermutigt durch die große Resonanz des Film- und Fotoabends 2016, zu dem bereits einige Bilder sowie der ebenfalls in Kallmuth entstandene Film „Allerseelensingen“ des LVR gezeigt worden waren, wurde am 13. Januar nun eine weitere Auswahl an historischen Bildern der Sammlung Guthausen präsentiert.

Hochzeiten gehörten ehedem zu den gesellschaftlichen Höhepunkten im Dorf. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Hochzeiten gehörten ehedem zu den gesellschaftlichen Höhepunkten im Dorf. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress

Im Anschluss an die Fotopräsentation stellte der Landschaftsverband Rheinland sein Internet-Portal „Alltagskulturen im Rheinland“ vor, in das auch Fotos der Sammlung Guthausen einfließen. So werden sie einer breiten Öffentlichkeit über das Internet verfügbar gemacht und die historischen Bilder mit übergreifenden Texten und Strukturen zu alltagskulturellen Themen wie Arbeit, Nahrung, Bräuchen oder Landwirtschaft verknüpft.

Auch der Tod gehört zum Leben: Feste Bräuche und verlässliche Riten gaben den Menschen ehedem auch in Krisensituationen einen gewissen Halt und Orientierung. Der Glaube spielte eine weitaus größere Rolle als heute, was sich auch in Karl Guthausens einmaligen Fotodokumenten ausdrückt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Auch der Tod gehört zum Leben: Feste Bräuche und verlässliche Riten gaben den Menschen ehedem auch in Krisensituationen einen gewissen Halt und Orientierung. Der Glaube spielte eine weitaus größere Rolle als heute, was sich auch in Karl Guthausens einmaligen Fotodokumenten ausdrückt. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress

www.alltagskulturen.lvr.de

Der Musikverein Kallmuth unter der Leitung von Thomas Stoffels, hier ganz rechts an der Tuba, brachte unter anderem den traditionellen Kirmeswalzer zu Gehör beim „Heimatabend“ in der Alten Schule. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Musikverein Kallmuth unter der Leitung von Thomas Stoffels, hier ganz rechts an der Tuba, brachte unter anderem den traditionellen Kirmeswalzer zu Gehör beim „Heimatabend“ in der Alten Schule. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

pp/Agentur ProfiPress

Der Kirchenchor St. Cäcilia Kallmuth unter der Leitung von Stefan Weingartz (rechts) ist laut Ortsvorsteher Robert Ohlerth der älteste Verein im Dorf. Natürlich war das Ensemble auch beim zweiten „Heimatabend“ mit von der Partie, bei dem historische Aufnahmen von Karl Guthausen im Mittelpunkt standen.  Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Kirchenchor St. Cäcilia Kallmuth unter der Leitung von Stefan Weingartz (rechts) ist laut Ortsvorsteher Robert Ohlerth der älteste Verein im Dorf. Natürlich war das Ensemble auch beim zweiten „Heimatabend“ mit von der Partie, bei dem historische Aufnahmen von Karl Guthausen im Mittelpunkt standen. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Manni Lang ist nicht nur Mundartkolumnist, Redakteur und Autor von 15 Büchern, sondern als katholischer Diakon auch geistlicher Begleiter der Pfarrgemeinde Kallmuth bei den Wallfahrten am Schmerzensfreitag (dieses Jahr am 24. März) und am 1. Mai zu Ehren des Reiterheiligen Georg. Beim „Heimatabend“ erzählte Lang Geschichten zur Weihnacht in Hochdeutsch und auf Platt. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Manni Lang ist nicht nur Mundartkolumnist, Redakteur und Autor von 15 Büchern, sondern als katholischer Diakon auch geistlicher Begleiter der Pfarrgemeinde Kallmuth bei den Wallfahrten am Schmerzensfreitag (dieses Jahr am 24. März) und am 1. Mai zu Ehren des Reiterheiligen Georg. Beim „Heimatabend“ erzählte Lang Geschichten zur Weihnacht in Hochdeutsch und auf Platt. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Natürlich hielt der Rektor Karl Guthausen auch seine jeweiligen Jahrgänge an I-Dötzchen und deren Erziehungsberechtigte im Bild fest. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Natürlich hielt der Rektor Karl Guthausen auch seine jeweiligen Jahrgänge an I-Dötzchen und deren Erziehungsberechtigte im Bild fest. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Während der Präsentation von 200 historischen Fotos gaben die Kallmuther aus dem Publikum heraus wertvolle Hinweise zu den Abgebildeten und den Zeitpunkten der Aufnahmen. Die LVR-Volkskundler nahmen alles in Bild und Ton auf. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Während der Präsentation von 200 historischen Fotos gaben die Kallmuther aus dem Publikum heraus wertvolle Hinweise zu den Abgebildeten und den Zeitpunkten der Aufnahmen. Die LVR-Volkskundler nahmen alles in Bild und Ton auf. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Begriff „Heimat“ ist politisch missbraucht worden, aber das, was er meint, ist gegenwärtig: Davon kündeten auch die Lieder des Kirchenchores St. Cäcilia. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Der Begriff „Heimat“ ist politisch missbraucht worden, aber das, was er meint, ist gegenwärtig: Davon kündeten auch die Lieder des Kirchenchores St. Cäcilia. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Nach seiner „Erfindung“ vor 65 Jahren nahmen vor allem Landwirte mit ihren Arbeitspferden am St.-Georgs-Ritt teil. Die Verehrung des Reiterheiligen mit Fußprozessionen zum Georgspütz bei Urfey geht bis ins Mittelalter zurück.  Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Nach seiner „Erfindung“ vor 65 Jahren nahmen vor allem Landwirte mit ihren Arbeitspferden am St.-Georgs-Ritt teil. Die Verehrung des Reiterheiligen mit Fußprozessionen zum Georgspütz bei Urfey geht bis ins Mittelalter zurück. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Messdiener und Standartenreiter führen die Prozession auf die Festwiese am Georgspütz an.  Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Messdiener und Standartenreiter führen die Prozession auf die Festwiese am Georgspütz an. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Manni Lang: Kindheitserinnerungen von Stefan Andres gab Manfred Lang zum Besten. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Manni Lang:
Kindheitserinnerungen von Stefan Andres gab Manfred Lang zum Besten. Foto: Sabine Roggendorf/pp/Agentur ProfiPress
Robert Ohlerth, der „Sheriff“ von Kallmuth, wie die Ortsvorsteher im Stadtgebiet Mechernich manchmal scherzhaft genannt werden, ist der Motor vieler Aktionen im Dorf. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Robert Ohlerth, der „Sheriff“ von Kallmuth, wie die Ortsvorsteher im Stadtgebiet Mechernich manchmal scherzhaft genannt werden, ist der Motor vieler Aktionen im Dorf. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Mairitt anno dazumal: Ein würdiger Geistlicher führt die Kallmuther Reiterprozession in den 50er oder 60er Jahre hoch zu Kaltblutross an. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress
Mairitt anno dazumal: Ein würdiger Geistlicher führt die Kallmuther Reiterprozession in den 50er oder 60er Jahre hoch zu Kaltblutross an. Foto: Karl Guthausen/LVR/Repro Agentur ProfiPress