Ein Haus voller Musik
Familie Siegemund aus Weiler am Berge macht Musik – Beruf, Geschenk und Seelenmassage
Mechernich-Weiler am Berge – „Bei uns ist immer Gedudel, das ist unser Leben.“ Annika Fee lebt in einem Haus voller Musik – aber was man dort zu hören kriegt, ist von seichtem „Gedudel“ weit entfernt. Die Sängerin ist mit dem Pianisten Frank Siegemund verheiratet, Berufsmusiker bei der Big Band der Bundeswehr. Ihre beiden Kinder Fabio (19) und Maike (18) stecken gerade mitten im „Musikstudium in Uniform“. Wenn sie also nicht gerade beruflich Musik machen, musizieren die Familienmitglieder zu Hause in Weiler am Berge oder stehen in ihrer Freizeit gemeinsam als „2 of As plus Sax“ auf der Bühne.
Frank Siegemund (44) gehört seit 22 Jahren zum Ensemble der Big Band der Bundeswehr. Das ganze Jahr über ist die Big Band in ganz Deutschland und weltweit unterwegs. Große Fußstapfen für Sohn Fabio und Tochter Maike, die aktuell ihr Musikstudium beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Kooperation mit der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf absolvieren.
Musik zu machen, „das ist etwas worauf ich nicht verzichten kann – so wie Essen“, erklärt Maike Siegemund, die seit ungefähr zwölf Jahren Klavier und Saxophon spielt. Aber: „Das ist kein Zuckerschlecken, das macht man nicht mal eben so.“ Denn die Musik ist ein aufwändiges und zeitintensives Hobby.
„Am Anfang macht man große Fortschritte, aber die werden immer kleiner, je mehr man das Instrument beherrscht und gleichzeitig wird die Schule immer schwieriger – dann muss einer da sein, der motiviert“, sagt die junge Musikerin. So sehen es auch ihre Eltern: „Wenn es anstrengend wird, ist es wichtig, dass die Eltern nicht so schnell aufgeben sondern ihr Kind bestärken und positive Eindrücke vermitteln, bis es wieder Freude an der Musik hat“, so Annika Fee (42).
In der Realschule der Stadt Mechernich hatten Fabio und Maike ihre ersten Auftritte im Duett. Mit ihren flotten Jazz-Stücken hatten sie das Publikum schnell auf ihrer Seite und ernteten zum ersten Mal das „Brot des Musikers“ – den Applaus. „Es ist einfach schön zu sehen, dass die Leute sich freuen“, erklärt Fabio Siegemund.
Die Freude an der Musik ist den beiden geblieben, selbst wenn sie als Zeitsoldaten in der Grundausbildung ihre Liegestütze zur Schlagermusik machen sollen, erzählt Maike Siegemund mit einem Augenzwinkern. Die Geschwister planen auch schon ein eigenes Projekt mit DJ und Saxophon, während die Eltern auch mal ohne sie als „2 of As“ unterwegs sind.
Obwohl die Musik so viel in das Familienleben einbringt, macht sie manche Dinge auch komplizierter. Für seine Kinder ist Frank Siegemund eben nicht nur der Vater, sondern auch der Klavierlehrer. Auf der Bühne gibt er den Ton an – da ist von den anderen Respekt gefragt, damit beim Auftritt alles funktioniert. „Unsere Kinder mussten früh lernen, mit Kritik umzugehen“, sagt auch die Mutter und Sängerin Anna Fee.
Heute sind sie alle ein eingespieltes Team, das in unterschiedlicher Besetzung spielen kann – je nachdem wer gerade Zeit hat. Aus dem großen Fundus ihrer Musikstücke stellen sie dazu eine Auswahl zusammen. Gespielt wird fast alles, von Klassik über Jazz bis zum Rock, von Bach bis Bruno Mars. Vor jedem Auftritt gibt es noch eine Generalprobe – aber schon da spielen sie eigentlich alles auswendig. Auch für neue Stücke sind sie nicht auf Noten angewiesen. „Die kann man runterhören“, erklärt Maike Siegemund. „Wenn ich den Text auswendig kann höre ich auf die Harmonien und spiele es auf dem Klavier.“
Auch wenn sie zusammen mit der Musik (auf)gewachsen sind, so hat sie doch für jedes Familienmitglied eine andere Bedeutung. „Ich kann in jeder Stimmung das passende Lied spielen – das ist Seelenmassage für mich, da kann ich mich einfach wegbeamen“, sagt Frank Siegemund. „Mit meinem Instrument kann ich mich ausdrücken – Musik spielen ist wie Geschichten erzählen“, erklärt Fabio Siegemund. Sängerin Annika Fee fasst zusammen: „Die Musik ist wie ein Geschenk, das man hat und das man teilen kann. Für uns ist sie ein Band, das uns immer wieder zusammenführt.“
pp/Agentur ProfiPress