Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Nachrichten

Von Plagge unn Trecke

Von Plagge unn Trecke
“Der hätt se äve schwer ömm de Plagge kreije”, sagt der Eifeler, wenn er einem sichtlich abgemagerten Zeitgenossen begegnet. Wobei unklar ist, was “Plagge” im Hochdeutschen sind, vielleicht “Planken” wie im Schiffsbau. Undichte Fässer und Bottiche bezeichnet der Linksrheinländer mit “wann” – im übertragenen Sinne gilt das auch für Gehirnkästen, die nicht über das gemeinhin übliche Dichtigkeitsmaß verfügen.
“Plagge” werden auch ausgestochene Grassoden genannt. Der Begriff wird auch als Inbegriff maßlosen Erstaunens verwendet. Beim Anblick eines unbeschreiblichen Durcheinanders im Kinderzimmer, so Eifelpoet Fritz Koenn, “schlooch Mama rack de Plagge enn”. Wer sich so aufregt wie diese Mutter, steht kurz vorm “Päffemönzschlaach”.
Wer “se” krankheitsbedingt “ömm de Plagge kreije hätt”, also als schwindsuchtverdächtig gilt, weil man ihm “et Vateunse dörch de Reppe bloose kann”, der “öss bahl esu fett wie en Jees an de Knie”, also derart mager wie eine Ziege an der Kniescheibe. Wer noch weiter auszehrt, läuft Gefahr, nicht einmal mehr zum Sterben genügend Energie zu besitzen, denn der Eifeler sagt bei derart maladen Zeitgenossen voller Galgenhumor: “Der öss ze krank für ze Sterve!”
Gegen Schwären und Furunkel hilft die “stenkisch schwazz Treckksallev” (Ziehsalbe). “Trecke” ist Verb (ziehen) und Substantiv (Traktor) in einem. Wer Soldat werden muss, “witt jetrocke”, wem Prügel eines Dritten angedroht werden, der hört das berühmte “Treck em e paar, treck em e paar, treck em e paar möm Reehme . . .”
Der “Quetschböggel” heißt analog der hochdeutschen Ziehharmonika im Rheinischen auch “Treckmoneka”. Wenn ein untaugliches Mittel angewendet wird, beispielsweise Hering gegen Kirmeskater, dann sagt der Experte “Datt treck et jetz och nett mie”. Ist das Ziehen hingegen erfolgversprechend wie beim Kalben einer Kuh, dann feuert der Eifel den Ziehenden an: “Treck, et jett e Moodedier”.
Manfred Lang

Manfred Lang

23.03.2010