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Sekundarschule für Mechernich und Kall

Start im Schuljahr 2013/14 – Realschule und zwei Hauptschulen bilden sukzessive keine Eingangsklassen mehr – Ausschüsse und Räte der Nachbarkommunen tagten und entschieden parallel – Tageszeitungen berichten und kommentieren: „Aus schulpolitischer Sicht keine Wahl“ (Kölnische Rundschau), „Alternativlose Entscheidung“ (Kölner Stadt-Anzeiger) 

Durchlässigkeit zwischen den Schulformen ist das Ziel der neuen Sekundarschule, damit jedes Kind die optimale Förderung erhält und den seinen Talenten entsprechenden besten Schulabschluss erreichen kann. Die bisherigen Real- und Hauptschulen laufen aus, das Gymnasium bleibt nicht nur bestehen, es steht in Zukunft auch den dafür geeigneten Absolventen der Sekundarschule offen. Luftbild: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich – Die Sekundarschule, eine Mischform aus Real- und Hauptschule zur höchstmöglichen individuellen Förderung jedes Schulkindes bis zu allen gängigen Klasse-10-Abschlüssen und mit  Übergangsmöglichkeiten ans Gymnasium, wird in der Stadt Mechernich und in der Gemeinde Kall gemeinsam eingeführt.

Die zuständigen Fachausschüsse und Räte beider Nachbarkommunen entschieden sich am Dienstnachmittag mit großer Mehrheit für die Schaffung einer gemeinsamen Sekundarschule mit Standorten in Mechernich und Kall, wobei Mechernich mindestens dreizügig und Kall zweizügig geführt werden sollen. Die bisherige Realschule im Feytal (Mechernich) sowie die beiden Hauptschulen in Kall und Mechernich werden zugunsten der neuen Schulform auslaufen. Ab dem Schuljahr 2013/2014 bilden sie keine Eingangsklassen mehr. Ab dann gehen die Kinder, die von den Grundschulen nicht fürs Gymnasium empfohlen werden, auf die neue Sekundarschule. Und zwar die Kaller in Kall und die Mechernicher in Mechernich, aber durch die exzellente Bahnverbindung zwischen beiden Schulstandorten sind auch problemlos Fahrschülerregelungen denkbar.

Die in beiden Kommunen erscheinenden Tageszeitungen beschrieben und kommentierten die Entscheidung groß. In Mechernich gab es zwei Neinstimmen gegen die Einführung der Sekundarschule zu diesem Zeitpunkt, in Kall argumentierten Anhänger zweier unterschiedlicher Organisationsformen für eine Sekundarschule, wobei sich schließlich eine klare Mehrheit von 16 zu vier Stimmen bei drei Enthaltungen für das auch in Mechernich favorisierte kooperative Modell durchsetzte.

Rundschau-Journalist Tom Steinicke beschreibt die durchaus auch in Mechernich kontroverse Debatte, wo es drei Lager gab, das stärkste für das kooperative Modell, eines für die teilintegrative Sekundarschule und das kleinste schließlich für die Beibehaltung des alten dreigliedrigen Schulsystems. Resümee war aber schließlich, so formulierte es der Fraktionsvorsitzende Wulf-Dietrich Simon: „Aus schulpolitischer Sicht gibt es keine andere Wahl.“ „Auch Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick ließ im Vorfeld der Abstimmung keinen Zweifel aufkommen“, so Steinicke: „Wir dürfen die Entwicklung auf keinen Fall verschlafen. So leid es mir tut, aber das System Hauptschule ist in der heutigen Form wohl nicht mehr zu retten.” Er rechne in der Zukunft mit nur noch fünf oder sechs Schulstandorten in den elf Kommunen des Kreises Euskirchen. „Für mich ist wichtig, dass jedes Kind und jeder Jugendliche auf der Basis seiner Talente und Möglichkeiten optimal gefördert wird“, sagte Schick. Und weiter: „In einer Sekundarschule muss ein unheimlich breites Spektrum abgedeckt werden.“ So müssten die einen Schüler besonders gefördert und die anderen dabei nicht unterfordert werden. „Für uns ist dabei klar, dass das Leistungsniveau unserer Realschule an der Sekundarschule abgebildet sein muss“, so Schick. Deren guter Ruf sei schließlich über die Mechernicher Grenzen hinaus bekannt.

Der Redakteur Günter Hochgürtel schreibt im „Kölner Stadt-Anzeiger“: „In Mechernich hat man im vergangenen Jahr noch gezögert, als bekannt wurde, dass sich in NRW wohl die Sekundarschule neben Gesamtschule und Gymnasium etablieren wird. Dass man jetzt ziemlich zügig Nägel mit Köpfen gemacht hat, wird die Betroffenen nicht freuen. Aber Bürgermeister Schick hat recht, wenn er sagt, dass die Entscheidung alternativlos ist angesichts der rapide sinkenden Schülerzahlen.“ Hochgürtel weiter: „Klar hätte Mechernich wegen des großen Einzugsgebiets sowohl Haupt- als auch Realschule noch drei, vier Jahre allein betreiben können. Aber bis dahin hätten sich mögliche Partner wie etwa die Gemeinde Kall längst anderweitig orientiert.“ Sein Redakteurskollege Reiner Züll war Beobachter in den Kaller Sitzungen. Seine Schlagzeile lautet: „Die Zustimmung Kalls erfolgte nur mit Bauchschmerzen“. Im Schulausschuss habe es längere Diskussionen um die pädagogische Ausrichtung der künftigen mit Mechernich gemeinsamen Sekundarschule gegeben. Im Ergebnis jedenfalls sprach Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher von einer „historischen Entscheidung“.

Hatten alle Fraktionen schon vor der Sitzung grundsätzlich die Zustimmung zur gemeinsamen Schule gegeben, so entstanden in Kall die erwähnten Auseinandersetzungen um die pädagogische Ausrichtung, also kooperativ oder teilintegrativ. Im Schulausschuss machte die Vorsitzende Dr. Gerlinde Linne von Berg den Mitgliedern klar, dass Mechernich den Weg der Sekundarschule allein gehen werde, wenn Kall dem kooperativen Konzept nicht zustimmt. Gleiches bestätigte Bürgermeister Herbert Radermacher auch in der späteren Ratssitzung am Abend. Radermacher warnte auch davor, durch eine kontroverse Diskussion die betroffenen Eltern zu verunsichern.

Für die Rundschau beobachtete der Journalist David Dreimüller die Kaller Sitzungen. Er schreibt von „sauren Äpfel“, „zu schluckenden Kröten“ und einer „Partnerschaft, die eher Zweckehe als Liebesheirat ist“. Der erste Schritt zu einer gemeinsamen Sekundarschule mit der Stadt Mechernich sei in Kall keineswegs reibungslos abgelaufen. Dreimüller: „Zentrales Thema war das von der Mechernicher Verwaltung vorgeschlagene, kooperative Schulmodell, wonach die Klassen fünf und sechs gemeinsam unterrichtet werden und nach dem sechsten Schuljahr die Schüler in Real- und Hauptschulklassen aufgeteilt werden. Ein Großteil der Kaller Politiker favorisiert jedoch das (teil-)integrative Modell, wonach die Kinder nach der sechsten Klasse nach Fachlichkeiten getrennt unterrichtet werden.“

In Mechernich sprachen die Kommunalpolitiker und Fraktionsvorsitzender Peter von Wilcken und Wulf-Dietrich Simon am Ende von einem hocherfreulichen Kompromiss zugunsten der Kinder und der Kommunen. Sowohl die Sozial- als auch die Christdemokraten hätten ihre Maximalpositionen verlassen, also Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems beziehungsweise Einführung der Gesamtschule. Von Wilcken: „Damit können jetzt alle gut leben!“

pp/Agentur ProfiPress