Schuhklacken statt Schlüsselklimpern
Alexandra Offermann wird neue Schulleiterin der Grundschule Satzvey – Bei offizieller Abschiedsfeier von Vorgänger Stefan Plack ernannt – Seit Gründung der Schule dabei
Mechernich-Satzvey – Es gibt Menschen, bei denen hat man das Gefühl, sie gehören zu einer Einrichtung einfach dazu. „Der/die war immer schon da“, heißt es dann. Bei Alexandra Offermann wäre diese Aussage nicht gelogen. Seit der Gründung der Gemeinschaftsgrundschule Satzvey im Sommer 2000 ist die Lehrerin und spätere Konrektorin schon dabei. „Wir waren damals fünf Lehrer, die etwa 100 Schüler in zwei Jahrgangsstufen unterrichtet haben. Das war eine wahnsinnig tolle Zeit“, erinnert sich Alexandra Offermann. Man habe sich pädagogisch austoben können. Aus dieser Zeit stammt auch das Credo: Diskussionen finden nur auf sachlicher Ebene statt, nie auf einer privaten. Deshalb sei der Teamgeist in Satzvey auch ein ganz besonderer.
Diesen will sie auch in Zukunft beibehalten. Denn jetzt ist Alexandra Offermann in Satzvey nicht mehr nur „dabei“, jetzt leitet die Zülpicherin sogar die Grundschule. Bei der offiziellen Abschiedsfeier von Stefan Plack wurde sie von Schulrätin Bärbel König zur Rektorin ernannt. Ihr erster Arbeitstag als Schulleiterin am Freitag, 1. Februar, fällt auf ihren 46. Geburtstag – das dürfte ein ganz besonderes Geschenk sein. Neben der Ernennungsurkunde, die ihr Bärbel König überreichte, übergab ihr der scheidende Schulleiter Stefan Plack den Bund mit den Schlüsseln zur Schule. Dabei gestand er: „Ich weiß gar nicht, wofür die alle sind.“
Die Schüler müssen sich nun umgewöhnen. Fortan heißt es nicht mehr „Rektor im Anmarsch“, wenn der an der Gürtelschlaufe befestigte Schlüssel klimpert. Alexandra Offermann kündigt sich mit energischem Schuhklacken an. Als Lehrerin wird sie natürlich etwas kürzertreten. Bis auf Englisch durfte sie in Satzvey alle Fächer unterrichten, ihre Klasse übergibt sie an einen Kollegen.
Für Alexandra Offermann und das Team steht nicht nur durch den Abschied von Stefan Plack mitten im Schuljahr eine Zäsur an. „Wir haben viele neue Kollegen im Team. Wir wollen auch mit ihnen unsere Strukturen behalten und sie einarbeiten, damit sie ebenfalls diese Freude an der Pädagogik vermitteln und stets den Blick fürs Kind behalten“, erzählt Alexandra Offermann, die Mutter von zwei Söhnen, 14 und elf Jahre alt, ist. Lediglich in ihren insgesamt drei Jahren Elternzeit, in denen sie pausierte, sowie zu Beginn ihres Referendariats war die neue Schulleiterin nicht in Satzvey tätig, sondern in Lückerath und Kuchenheim.
Der Mythos Stefan Plack
In der dortigen Grundschule begegnete sie erstmals „dem Mythos“ Stefan Plack, der dort als Konrektor gewirkt hatte. „Er war in Kuchenheim ein großer Name“, sagte Offermann. In Satzvey war es nicht anders. Obwohl er erst 2011 Schulleiter in seinem damaligen Heimatort wurde, war er an der Schule bekannt: Schließlich war er in seiner Zeit im Mechernicher Stadtrat und als Schulausschussvorsitzender einer der großen Verfechter für den Grundschulstandort Satzvey. „Und plötzlich saß er neben mir. Ich habe ihn kennen- und schätzen gelernt“, sagte Alexandra Offermann.
Wertschätzung war auch bei der Abschiedsfeier angesagt. Anwesend waren nicht nur alle, die aktuell etwas mit der Grundschule Satzvey zu tun haben, also Kollegium, Elternpflegschaft oder OGS-Vorstand, sondern auch aktuelle und ehemalige Schulleiter-Weggefährten. Ganz besonders freute es Plack, dass sein alter Klassenlehrer vom Emil-Fischer-Gymnasium Euskirchen, Kurt Kuckertz, sowie sein erster „Chef“, Hans Wahn, damals Schulleiter der Clemens-August-Hauptschule Brühl, wo Placks Pädagogenkarriere begann, gekommen waren.
Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick bescheinigte Plack: „Klassenziel erreicht“. Stefan Plack sei ein berufener Pädagoge gewesen, der mit viel Herz und Verstand die Satzveyer Schule geleitet habe. Maria Cloot-Schmich, Leiterin der Grundschule Kommern, sprach für die Mechernicher Schulleiterrunde. Plack sei eine „außergewöhnliche Persönlichkeit“ mit einem „wachen und kämpferischen Geist“. Er habe „die Welt nach Satzvey getragen“. Elternpflegschaftsvorsitzender Ulrich Müller von Blumencron dankte ihm besonders dafür, dass er die Werte, die Placks Vorgänger Michael Kaiser für Satzvey festgelegt hatte, fortgeführt habe.
Die Elternpflegschaft schenkte Stefan Plack nicht nur ein Holz-Wildschwein, sondern auch allerhand Köstlichkeiten vom Wildschwein, denn die Tiere sind öfter in Placks Münstereifeler Garten zu Gast und verwüsten ihn dann. Auch die Schüler der dritten und vierten Klasse griffen die Wildschweinthematik in ihren lustigen und äußerst gelungenen Sketchen immer wieder auf. „Wildschweine haben keine Freunde“, meinten sie. In einem Witz hießen alle Kinder Stefan, „Steff“ oder Stefanie, das Satzvey-Lied wurde ebenfalls um Strophen für den scheidenden Schulleiter ergänzt. Nach einem witzigen Luftpumpenkonzert des Kollegiums musste Stefan Plack bei einer Neuinterpretation von Frank Sinatras „My Way“ mit den Tränen kämpfen. „Yes, it was your way“ lautete die letzte Zeile. Ein pädagogischer Weg, der nun zu Ende ist. Und ein neuer, der beschritten wird: mit klackernden Schuhen.
pp/Agentur ProfiPress