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Schäfer bewegt Menschen

Mechernicher Traditions-Reisebusunternehmen auf dem Prüfstand: „Busreisen sind besser als ihr Ruf“ – Ein Bericht aus dem Kreisjahrbuch 2025

Mechernich – „Da wollen die Leute nicht hin, viel zu weit weg!“: Diese abschlägige Antwort erhielt der junge Bleibuirer Tageszeitungsredakteur Manfred Lang 1987 von der Ressortleiterin des Reiseteils der „Kölnischen Rundschau“, als er von der britischsten aller britischen Städte berichten wollte, die er bis dahin je gesehen hatte.

„Schäfer Reisen“ in Mechernich bewegt seit nahezu 100 Jahren Menschen auf ihren Reisen quer durch ganz Europa, hier ein Bus des Traditionsunternehmens am italienischen Gardasee. Foto: „Schäfer-Reisen/pp/Agentur ProfiPress
„Schäfer Reisen“ in Mechernich bewegt seit nahezu 100 Jahren Menschen auf ihren Reisen quer durch ganz Europa, hier ein Bus des Traditionsunternehmens am italienischen Gardasee. Foto: „Schäfer-Reisen/pp/Agentur ProfiPress

Die Rede war damals von Victoria, der Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia auf Vancouver Island im Pazifik, die er während eines Besuchs bei ausgewanderten Verwandten besucht hatte und über die er völlig begeistert in der Zeitung berichten wollte. Lang bekam damals keine Abdruckgenehmigung: „Berichten Sie über die Ziele, die die ganz normalen Leute tatsächlich besuchen“, ließ ihn die Chefin des Reiseteils wissen. Und das waren seinerzeit Nordsee, Alpen, die Costa Brava und die Blumenreviera: „Das interessiert die Urlauber, nicht das Ende der Welt.“

35 Jahre später fliegen die „ganz normalen Leute“ an sämtliche Enden des Planeten: Dominikanische Republik, Seychellen, Florida, Sri Lanka, die Malediven, Thailand, Südafrika, Mauritius, Kuba und Vietnam gab die Lufthansa 2024 als beliebteste Fernreiseziele der Deutschen an. Schwarzwald und Scheveningen Ade.

Als die Telefonnummern in Mechernich noch dreistellig waren und die Autokennzeichen für die britische Besatzungszone galten: Menschen in Reisestimmung vor Bussen von „Schäfer-Reisen“. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Als die Telefonnummern in Mechernich noch dreistellig waren und die Autokennzeichen für die britische Besatzungszone galten: Menschen in Reisestimmung vor Bussen von „Schäfer-Reisen“. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Sicher, im Jahr 2022 verbrachten über 40 Prozent ihren Haupturlaub in Deutschland, das beliebteste Inlandsreiseziel war Bayern, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern. Aber Achtung: Da grassierte Corona – und viele blieben „auf Balkonien“. Mittlerweile wird wieder gereist wie die Weltmeister. Italien, die Türkei und Spanien, vor allem Mallorca stehen oben auf dem Wunschzettel. Doch wie haben sich die Reiseziele im Lauf der Jahrzehnte verlagert? Was ist speziell zu Busreisen zu sagen? Ein Auslaufmodell, könnte man im Zeitalter der Billigflieger meinen.

Von wegen, wie man am Beispiel des Mechernicher Omnibus-Traditionsunternehmens „Schäfer-Reisen“ erkennen kann. Manfred Lang zeichnete die Entwicklung des Bustourismus der bislang letzten 50 Jahre am Beispiel des Mechernicher Traditions-Reisebusunternehmens „Schäfer-Reisen“ nach. Und zwar im Jahrbuch des Kreises Euskirchen, das 2025 mit dem Schwerpunktthema „Tourismus“ erschienen ist.

Disponent Carsten Clemens (v.r.), Inhaber Christoph Lehner und Reiseverkehrskaufmann Matthias Feuser vor Bussen des Mechernicher Traditionsunternehmens. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Disponent Carsten Clemens (v.r.), Inhaber Christoph Lehner und Reiseverkehrskaufmann Matthias Feuser vor Bussen des Mechernicher Traditionsunternehmens. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Das Verkehrsmittel der Wahl wird heute nur noch selten für die einst beliebten Tagesausflugsziele von Vereinen und Kegelklubs nach Königswinter, Ahrweiler oder an die Mosel gebucht. Heute fragt man bei „Schäfer-Reisen“ (Slogan: „Wir bewegen Menschen“) nach Mehr-Tages-Reisen mit hochwertigen Hotels, besucht kleinere Städte, wo man noch nie war, Festivals und Konzerte, Märkte und Events. Orte, an denen man was erleben kann…

ZDF-Fernsehgarten, natürlich mit allen Tickets und Bequemlichkeiten, vielleicht kombiniert mit einer Nostalgiefahrt auf dem Rhein mit Schaufelradschiff, Musicals an langjährigen Originalschauplätzen, Blumenkorsos, die Lüneburger Heide in der Pferdekutsche, Lichterfahrt auf dem Schiff durch Dresden und kulinarische Genüsse im Elsass sind heute angesagt.

Lavendelblüte in der Provence, Opernfestspiele in Verona, die Kastelruther Spatzen in ihrer natürlichen Umgebung, Konzerte mit André Rieu, Howard Carpendale, Andreas Gabalier und Roland Kaiser, Tiroler Almabtrieb oder – sehr beliebt – „Überraschungsfahrten mit unbekanntem Ziel ins Blaue“ stehen auf der Agenda.

Umweltbilanz spricht für den Bus

„Von deutschsprachiger Reiseführung begleitete Mehr-Tagestouren mit Programm und Unterhaltung, auf denen man etwas sieht und erlebt, was noch nicht da war, das ist die Erwartungshaltung unserer Fahrgäste“, so Reiseverkehrskaufmann Matthias Feuser von „Schäfer-Reisen“ in Mechernich. „Am liebsten mit Haustür-zu-Haustür-Shuttleservice, bei dem die Leute daheim abgeholt und auch wieder hingebracht werden“, so sein Chef Christoph Lehner.

„Neben Städte- und Kulturreisen steht wie bei den längeren Busreisen auch bei vielen kurzen Busreisen ein Erholungsurlaub bzw. eine Erlebnis- / Entdeckungsreise im Fokus“, schreibt das Deutsche Institut für Tourismusforschung. Noch eins spielt den Fahrten in modernen hochstöckigen Aussichtsplattformen, die auf sechs oder acht Rädern durch Deutschland und Europa rollen, mittlerweile in die Karten: das gewachsene Umweltbewusstsein, so der frühere Mitinhaber Guido Bauer.

Jahrzehntelang das „Dream-Team“ an der Spitze von „Schäfer-Reisen“ in Mechernich: Rolf Schäfer (v.r.) und Guido Bauer mit einem alten Werbeschild und einem Schwarz-Weiß-Foto des Mechernicher Bahnhofs, den Schäfer in eine moderne „Gleispassage“ verwandelt hat. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Jahrzehntelang das „Dream-Team“ an der Spitze von „Schäfer-Reisen“ in Mechernich: Rolf Schäfer (v.r.) und Guido Bauer mit einem alten Werbeschild und einem Schwarz-Weiß-Foto des Mechernicher Bahnhofs, den Schäfer in eine moderne „Gleispassage“ verwandelt hat. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Das Umweltbundesamt rechnet in einem aktuellen Verkehrsmittelvergleich vor, dass ein Reise- oder Fernbus pro Person und Kilometer 32 Gramm CO2-Äquivalente ausstößt. Auch sicherheitstechnisch spreche die Verkehrsunfallbilanz des BDO für Busreisen, so Guido Bauer.

Die um die 30 Reisebusse umfassende „Schäfer“-Flotte ist damit sauberer, sehr sicher und in der Regel auch pünktlicher als die Bahn – und liegt in der Ökobilanz weit vor Flieger und Pkw. Matthias Feuser: „Die Auftragsbücher sind entsprechend voll. Auch jüngere Leute, die schon »alles gesehen« haben, stehen zunehmend auf Erlebnisrundreisen im Bus zu neuen Ufern.“ Der Muff des Billigreisens habe sich verzogen. Das Image könnte gleichwohl besser sein als es der Ruf von Busreisen tatsächlich immer noch ist.

Wie hat alles angefangen?

Das Deutsche Institut für Tourismusforschung hat bei einer Umfrage 2022 herausgefunden, dass viele Zeitgenossen Busreisen unbequem und anstrengend finden, mit zu langen Fahrzeiten und zu dichter Besetzung. Andere, nämlich 18 Prozent, kreuzten an, Busfahrten seien eine besonders angenehme Form des Reisens, gemütlich, bequem, entspannt und erholsam, außerdem sei der Bus preiswert und günstiger als andere Verkehrsmittel. Zusammenkommen mit anderen Menschen, Gemeinschaft, Geselligkeit und neue Leute kennenlernen waren weitere Argumente.

Im Jahr 2022 handelte es sich bei vier Prozent der längeren Urlaubsreisen der Deutschen ab einer Dauer von fünf Tagen um Busreisen, d. h. bei diesen Reisen wurde mit dem Bus als Hauptverkehrsmittel zur An- und Abreise gereist. Das bei längeren Urlaubsreisen am häufigsten genutzte Hauptverkehrsmittel ist der Pkw mit einem Anteil von 46 Prozent. Mit einem nahezu ebenso hohen Anteil (42 %) folgt das Flugzeug.

Die Bahn hat mit einem Anteil von fünf Prozent als Hauptverkehrsmittel eine ähnliche Bedeutung wie der Bus. Bei den Kurz-Urlaubsreisen mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen fällt der Marktanteil des Busses mit sechs Prozent etwas höher aus.

Frisuren, Mode und das Aussehen der damaligen Busse entsprachen dem Zeitgeschmack: Schulausflug mit „Schäfer-Reisen“. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Frisuren, Mode und das Aussehen der damaligen Busse entsprachen dem Zeitgeschmack: Schulausflug mit „Schäfer-Reisen“. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

„Als es noch keine Billigflieger gab, sind wir in den sechziger und siebziger Jahren praktisch Stoßstange an Stoßstange im Konvoi an die Costa Brava gefahren und haben die Leute im Pendelverkehr acht oder 14 Tage später wieder abgeholt“, erinnert sich Rolf Schäfer, der die Mechernicher Firma mit seinem Kompagnon Guido Bauer in dritter Generation betrieb und 2023 an seinen langjährigen Kooperationspartner Christoph Lehner übergab.

Damals hatte „Schäfer-Reisen“ noch „40 Autos am laufen“, mit 50 Sitzplätzen wesentlich kleiner als die heutigen Luxusliner – und damals noch größtenteils im Linienverkehr für Bahn, Post und RVK eingesetzt, so Rolf Schäfers langjähriger Mitinhaber Guido Bauer.

Ein nostalgischer Blick auf Fotos aus der fast 100-jährigen Unternehmensgeschichte des Mechernicher Traditions- Reisebusunternehmens, das dem Jahrbuch 2025 des Kreises Euskirchen jetzt als Vorlage für die Entwicklung des Omnibustourismus nach dem Zweiten Weltkrieg diente. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ein nostalgischer Blick auf Fotos aus der fast 100-jährigen Unternehmensgeschichte des Mechernicher Traditions- Reisebusunternehmens, das dem Jahrbuch 2025 des Kreises Euskirchen jetzt als Vorlage für die Entwicklung des Omnibustourismus nach dem Zweiten Weltkrieg diente. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die beiden früheren und der aktuelle Inhaber von „Schäfer-Reisen“, Christoph Lehner, sowie Reiseverkehrskaufmann Matthias Feuser, der 1994 im „Reisebüro Schäfer“ als Reisedisponent seine Ausbildung machte, warfen für das Kreisjahrbuch mit Schwerpunktthema „Tourismus“ einen Blick zurück in die Geschichte des Verreisens.

Rolf Schäfer: „Die Not der Nachkriegszeit war überwunden, das Wirtschaftswunder brachte Wohlstand. Die Westdeutschen begannen, die Welt zu entdecken. Erst in der näheren Umgebung, dann vor allem in Richtung Süden.“ Als „La Paloma“, die „Capri-Fischer” und „O sole mio“ die Charts eroberten, hefteten sich die Sehnsüchte an warme Blauwasserstrände, Wälder aus Segelmasten, Matrosen in der Blauen Grotte, Paella, Pizza und Baguette.

Mechernicher Touristen an der sonnigen Küste der italienischen Blumenriviera. Omnibusreisen sind keineswegs überholt, sondern liegen bei Zweit- und Dritturlauben voll im Trend. Foto: „Schäfer-Reisen“/pp/Agentur ProfiPress
Mechernicher Touristen an der sonnigen Küste der italienischen Blumenriviera. Omnibusreisen sind keineswegs überholt, sondern liegen bei Zweit- und Dritturlauben voll im Trend. Foto: „Schäfer-Reisen“/pp/Agentur ProfiPress

„Sonne statt Regen, Dolce Vita statt Maloche“, schrieb die Illustrierte „Stern“: Rimini statt Urfey: „Die Menschen wollten selbst sehen, wie es ist, wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.“ In den unmittelbaren Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war kaum an Reisen zu denken gewesen. Alles lag in Trümmern. Die Menschen waren mit Wiederaufbau und der eigenen Existenz beschäftigt, so Rolf Schäfer. „Für Urlaub fehlte Zeit, Geld und meistens auch die innere Bereitschaft“, schrieb der Journalist Gunnar Herbst 2018 zur Internationalen Touristenbörse (ITB).

Doch schon in den 50er Jahren ging es auf Achse. Zunächst zu Fuß, mit dem Fahrrad, der Bahn oder eben im Ausflugsbus, der außerhalb der Ferienzeiten nicht nur bei „Schäfer-Reisen“ in Mechernich meistens im Linienverkehr oder Schülertransport Dienst tat.

Im Rollibus zu integrativen Fahrten

„Gar kein Vergleich mit den modernen Reisebussen, die heute kippbare Sitze mit wesentlich mehr Beinfreiheit, Anschnallgurte, kleine Bordküche, Snacks, Getränke und sanitäre Einrichtungen bieten“, so Christoph Lehner. „Schäfer-Reisen“ verfügt sogar über einen Rolli-Bus mit bis zu 16 Rollstuhlplätzen für Fahrten mit Reisenden mit Handicap.

„Busreisen gehen immer“, erklärt Matthias Feuser, auch als Zweit- oder Dritturlaub, die heute nicht luxuriöse Ausnahme, sondern Regel geworden seien. Feuser hat im Jahr 2025 nicht nur einen über 130seitigen Katalog mit vorarrangierten Gruppenfahrten für „Schäfer-Reisen“ konzipiert, sondern stellt mit seinem Team nach dem Baukastensystem auch für Gruppen, Vereine und Schulen Individualziele mit Wunschzeiträumen, Traumquartieren und zugeschnittenem Erlebnisprogramm zusammen.

Ein Blick in das erste Reisebüro von „Schäfer Reisen“ an der Heerstraße 1976, am Schreibtisch rechts Guido Bauer, der spätere Mitinhaber. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Ein Blick in das erste Reisebüro von „Schäfer Reisen“ an der Heerstraße 1976, am Schreibtisch rechts Guido Bauer, der spätere Mitinhaber. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Einen wahren Boom erlebten Busreisen in Mechernich und Kreis Euskirchen nach seinen Erfahrungen in der Zeit zwischen 2005 und 2010. „Nach einem heftigen Corona-Einbruch sind die Zahlen wieder sprunghaft nach oben gegangen“, so Guido Bauer. Nicht alle in der Branche hätten die Corona-Pandemie überlebt. Matthias Feuser: „Noch ist das Busreiseangebot 50 Prozent niedriger als vorher!“ Auch Schäfer setze noch 30 Prozent weniger Fahrzeuge ein als vor der Pandemie.

„Wir haben allerdings auch in der Krise Stabilität gelebt und keinen unserer Mitarbeiter entlassen“, fügt Rolf Schäfer nicht ohne Stolz hinzu, der das 1932 als Busbetreiber für Westwallarbeiter von Großvater Heinrich gegründete und von Vater Karl Schäfer fortgeführte Familienunternehmen seit den siebziger Jahren leitete und mit Guido Bauer zu seiner jetzigen Größe aufbaute.

„Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei Busreisen ist nach wie vor am günstigsten“, konstatiert Christoph Lehner. „Die Reiseteilnehmer sind älter geworden und bleiben länger“, bilanziert Matthias Feuser. „Sie fragen nach höherwertigen Hotels und wünschen sich deutschsprachige Reiseleiter auch im Ausland, die sich tatsächlich um sie kümmern. Außerdem wollen es die Reisenden heute möglichst bequem haben, und von zu Hause an die Ziele und wieder zurück gelangen“, so Christoph Lehner.

Shuttleservice von der Haustür weg

Der neue Chef Christoph Lehner bei „Schäfer-Reisen“ konstatiert: „Maximal drei Einsteigestopps müssen genügen – das Gros wird mit Shuttlefahrzeugen daheim abgeholt und wieder zurückgebracht.“ Zum Wechsel in der Führung sagt der bereits 80jährige Vorgänger Rolf Schäfer, er und Guido Bauer und die 30köpfige Belegschaft hätten den mittelständischen Mehrgenerationenbetrieb „mit viel Herzblut immer wie ein Familienunternehmen geführt.

„Jeder Mitarbeiter wurde geschätzt und unterstützt. Sie konnten jederzeit mit ihren Sorgen zum Chef kommen. Selbst in schwierigen Zeiten (Corona) musste keiner um seinen Job fürchten.“ Rolf Schäfer sagt, er sei auch den Menschen in der Stadt Mechernich und im Kreis Euskirchen für die jahrzehntelange Unterstützung und Treue dankbar: „Da kein Nachfolger innerhalb der Familie in Sicht war, musste eine Zukunftslösung außerhalb gesucht werden.“

Mechernicher Reisebus in den Schweizer Bergen: Das Verkehrsmittel der Wahl wird heute nur noch selten für die einst beliebten Tagesausflugsziele von Vereinen und Kegelklubs nach Königswinter, Ahrweiler oder an die Mosel gebucht. Heute fragt man bei „Schäfer-Reisen“ (Slogan: „Wir bewegen Menschen“) nach Mehr-Tages-Reisen mit hochwertigen Hotels, besucht kleinere Städte, wo man noch nie war, Festivals und Konzerte, Märkte und Events. Orte, an denen man was erleben kann… Foto: „Schäfer-Reisen“/pp/Agentur ProfiPress
Mechernicher Reisebus in den Schweizer Bergen: Das Verkehrsmittel der Wahl wird heute nur noch selten für die einst beliebten Tagesausflugsziele von Vereinen und Kegelklubs nach Königswinter, Ahrweiler oder an die Mosel gebucht. Heute fragt man bei „Schäfer-Reisen“ (Slogan: „Wir bewegen Menschen“) nach Mehr-Tages-Reisen mit hochwertigen Hotels, besucht kleinere Städte, wo man noch nie war, Festivals und Konzerte, Märkte und Events. Orte, an denen man was erleben kann… Foto: „Schäfer-Reisen“/pp/Agentur ProfiPress

Die einzige tragbare Lösung habe darin bestanden, den Betrieb zu verkaufen: „Nur so konnte sichergestellt werden, dass jeder Mitarbeiter – von der Reinigungskraft über die Verwaltungskraft bis hin zu Mechanikern und Fahrpersonal – den Job behielt.“ Auch wenn die Firmenphilosophie eine andere sein würde, habe Christoph Lehner den Traditionsnamen „Schäfer-Reisen“, sämtliche Leute, alles rollende Material, die Eigenkonzession als ÖPNV-Betreiber und auch die Einrichtungen wie die SB-Tankstelle am Kiefernweg in Mechernich übernommen.

Das Thema „Busreisen“ will Christoph Lehner folglich nicht nur fortführen, sondern weiter ausbauen: „Da steckt Potenzial drin!“ Paris, London, Berlin, Straßburg und Brüssel seien die „Big Four“ an Städtereisen gewesen, als er 1994 seine Lehre im Reisebüro Schäfer begann, so Matthias Feuser. Heute wollten die Leute „dahin, was Ottonormalverbraucher üblicherweise nicht auf dem Radarschirm hat“, so Christoph Lehner.

Bereits sein Vater Manfred habe am Stammsitz in Gemünd in den 50er und 60er Jahren Busreisen durchgeführt, meist als Auftragsrundreisen zum Beispiel für die Konrad-Adenauer-Stiftung und eine ganze Reihe Gymnasien oder Nostalgiereisen für Heimatvertriebene nach Danzig, Masuren, Ostpreußen, aufs Baltikum, an die Ostsee, Russland bis Sankt Petersburg und zurück über Finnland.

Längst kein Billigprodukt mehr

„Der Anspruch der Kundschaft ist heute größer geworden“, so Christoph Lehner, der seine elterliche Firma, die 1929 von Ludwig Lehner zunächst als Getränkehandel aufgebaut wurde, ebenfalls in dritter Generation managt: „Sie wollen Qualität für ihr Geld, was erleben, hochwertig wohnen und top begleitet werden.“

Das eine oder andere Bonbon an Bord oder in der Raststätte wie ein Kaffee zusätzlich oder ein komplettes Frühstück „aufs Haus“ seien eine Selbstverständlichkeit. Die angebotenen Pakete dürften ruhig etwas kostspieliger sein, wenn es nur gut und erlebnisreich sei: „Busreisen sind kein Billigprodukt mehr, sondern hochwertige Urlaube…“

Reisegruppe in den fünfziger Jahren. Vereins- und Kegeltouren an Ahr, Mosel und Rhein standen hoch im Kurs. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Reisegruppe in den fünfziger Jahren. Vereins- und Kegeltouren an Ahr, Mosel und Rhein standen hoch im Kurs. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Und noch ein Phänomen beschreibt der frühere Mitinhaber Guido Bauer: „Die Leute haben schon alles gesehen. Sie kennen sich heute ebenso in Vancouver am Pazifik aus, wie in Thailand, auf den Malediven oder in Dubai. Aber nicht vor der eigenen Haustür.“ Deshalb prophezeit er eine Renaissance der Tagesfahrten und zu Nah- und sogenannten Mittelzielen. Rolf Schäfer: „Im Prinzip sind die Leute doch den Stress und die Wartezeiten an den Flughäfen satt. Sie wollen es bequem haben und sich verwöhnen lassen!“

Aktuell gaben 18 Prozent der Befragten ab 14 Jahre dem Deutschen Institut für Tourismusforschung an, sie seien innerhalb der nächsten drei Jahre an einer Busreise interessiert. Das entspricht einem Volumen von 13 Millionen Personen. 24 % bzw. 3,2 Mio. der Busreise-Interessent:innen können demnach als sogenanntes „hartes Potenzial“ bezeichnet werden, denn sie planen innerhalb der nächsten drei Jahre ziemlich sicher eine Busreise. „Für die verbleibenden 9,8 Mio. Busreise-Interessent:innen kommt eine Busreise in den nächsten drei Jahren generell in Frage“, so das Institut.

Urlaub als Statussymbol

In den Anfängen der „Urlauberei“ fuhren die Deutschen an die Nord- und Ostsee, den Schwarzwald und die bayerischen Berge. Oft nur eine Woche, übernachtet wurde in Zelten oder in Jugendherbergen. Gunnar Herbst: „Der Urlaub diente der Erholung, schließlich arbeitete man noch sechs Tage die Woche. Das änderte sich in den 60er Jahren. Das Wirtschaftswunder spülte Geld in die Haushaltskassen, die Gewerkschaften kämpften erfolgreich für mehr Urlaub und Freizeit; die Arbeitswoche wurde auf fünf Tage verkürzt.“

Nach entbehrungsreichen Jahren gönnte man sich was, Fernseher, Urlaub und ein Auto, um in Urlaub zu fahren. Auch Vereins- und Klubtouren kamen zu der Zeit groß in Mode, erst an die Hauptausflugsziele im Rheinland, erinnert sich Rolf Schäfer: „Dann wurde der Zirkel systematisch größer geschlagen.“ Schließlich war „Schäfer-Reisen“ fast auf dem gesamten europäischen Ausland unterwegs – und auf den britischen Inseln.

„Wenn der Vater mit dem Sohne“: Karl und Rolf Schäfer als Teil eines Gruppenbildes vor einem frühen Reisebus. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
„Wenn der Vater mit dem Sohne“: Karl und Rolf Schäfer als Teil eines Gruppenbildes vor einem frühen Reisebus. Repro: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Leute wollten etwas Besonderes erleben – und Freunden an Dia-Abenden davon berichten. Urlaub wurde zum Statussymbol. Verreisten 1960 noch rund 13 Millionen Westdeutsche, waren es ein Jahr später schon drei Millionen mehr. Zwei Drittel der Bundesbürger machten noch Urlaub im eigenen Land. In den Siebzigern etablierte sich die Pauschalreise. Der Flugverkehr wurde ausgebaut.

Gunnar Herbst: „Die Bundesbürger fuhren in andere Urlaubsländer, Spanien löste Italien als Traumziel ab: Mallorca, die Costa Brava, die Costa del Sol mit ihren Hotelburgen aus Beton. In den Achtzigern wurden weitere Zielgruppen entdeckt, nicht mehr nur die Familien, sondern auch Singles und Jugendliche.“ Als 1989 die Mauer fiel, schwappte eine neue Reisewelle über die ehemalige Grenze. Viele Ostdeutsche erkundeten den Westen, viele Westdeutsche den Osten.

Das Betriebsgebäude von Schäfer Reisen am Kiefernweg/Girard-Kreisel in Mechernich aus der Luft. Foto: Markus Vitt/pp/Agentur ProfiPress
Das Betriebsgebäude von Schäfer Reisen am Kiefernweg/Girard-Kreisel in Mechernich aus der Luft. Foto: Markus Vitt/pp/Agentur ProfiPress

„Heute ist Reisen für viele selbstverständlich. Der Massentourismus jedoch belastet die Umwelt, überschwemmt Sehenswürdigkeiten. Beliebte Ziele wie Mallorca oder Venedig arbeiten an Konzepten, um die Zahl der Besucher zu senken“, konstatierte der „Stern“. „Da sind unsere Busreisen eine zunehmend attraktivere Alternative mit wechselnden Zielen und lebensnahen Überraschungsprogrammen“, so Reiseverkehrskaufmann Matthias Feuser von „Schäfer-Reisen“.

Das zur Coronakrise heraufbeschworene Ende des Reisens auf großen Reifen mit großer Übersicht auf Straße und vorbeiziehende Landschaften sei nicht eingetreten, so Rolf Schäfer und Guido Bauer, sondern, im Gegenteil, die Eröffnung neuer Chancen und Möglichkeiten. Es gebe drei größere Themenfelder, für die sehr gute Verknüpfungsmöglichkeiten mit einer Busreise bestehen: „Städte, Event, Shopping“, „Historisches, Gärten und Parks“ sowie „Regionalität, Kulinarik“.

Matthias Feuser zitiert das Deutsche Institut für Tourismusforschung: „Alle drei Themenfelder bieten große Potenziale! An den Themen »Regionale Produkte«, »Städtereise«, »Gärten / Parks« sowie »(Klein-) städtisches Flair / Atmosphäre« hat mindestens jeder zweite 14- bis 74-jährige Deutsche Interesse.“ Neben diesen Themen gehörten auch „Schlösser und Herrenhäuser“, „Weihnachtsmärkte“ sowie „Wellness“ zu den TOP 15 der 59 untersuchten Urlaubsaktivitäten mit dem höchsten Interessentenpotenzial in der repräsentierten Bevölkerung

pp/Agentur ProfiPress