„Noch net bezahlt“
Festausschuss Mechernicher Karneval 1960 stellt seinen Sessionsorden vor
Mechernich – Beim Ordensfest des Festausschusses Mechernicher Karneval (FMK) stellte Albert Meyer den Mitgliedern den neuen Sessionsorden vor. Wieder einmal zeichnet sich der Heimatforscher Anton Könen für das Ordensmotiv verantwortlich.
Auch in dieser Session liegt dem Ordensmotiv eine Anekdote aus Mechernich zu Grunde. Diese erzählt FMK-Pressewart Michael Sander wie folgt: „In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg lebte in einem Mechernicher Ort eine Hebamme, die einen großen Bezirk zu versorgen hatte. Die Besuche wurden noch zu Fuß erledigt, und ihr war bei den langen Wegen zu den einzelnen Orten kein Gang zu viel. So kaufte sie Säuglingswäsche in Satzvey und brachte diese zu Fuß zu den Wöchnerinnen nach Lessenich, Rißdorf und nach Weiler am Berg, weil es in den Dörfern an allem mangelte. Sie selbst hatte dreizehn Kinder, und man fragt sich heute, wie diese Frau ihre Arbeit überhaupt bewältigen konnte. Ihre älteste Tochter war ebenfalls Hebamme und konnte somit ihrer Mutter in dem großen Bezirk zur Hand gehen. Abends, wenn die kleinen Kinder im Bett lagen und die Tagarbeit geschafft war, tauschten sich die beiden Frauen oft über ihre Arbeit aus. Es wurden Geburtstermine abgesprochen und so manch‘ guter Rat wanderte von der Mutter zur Tochter. Eines Abends erzählte die Tochter, dass sie bald mal zur Frau M. müsste. ‚Da tut sich was‘, meinte sie. Worauf die Mutter die junge Hebamme ermahnte: ‚Pass auf, dass sie dich auch bezahlen – ich habe von der letzten Geburt, und die ist schon ein paar Jährchen her, noch das Geld zu kriegen.‘
Beide merkten nicht, dass die Jüngste hinter der Tür ihr Gespräch heimlich und neugierig mithörte. Ein paar Wochen später, die Kinder spielten wie üblich auf der Dorfstraße mit den anderen Kindern, bei denen auch die Kinder der Frau M. mit von der Partie waren. Wie überall, gab es natürlich auch Zankereien unter den Kindern. Ein Wort ergab das andere, bis die Jüngste der Hebamme ihr stärkstes Argument auspackte und rief: ‚Du hast hier überhaupt nichts zu sagen, du bist ja noch nicht mal bezahlt!‘“
Diese Anekdote wurde bereits in der Buchreihe „Mechernicher Verzällcher“ veröffentlicht. Albert Meyer betonte, dass der FMK stolz darauf ist dazu beitragen zu können, dass solche historischen Erzählungen nicht in Vergessenheit geraten.
pp/Agentur ProfiPress