Neue Konzertreihe im Kloster Steinfeld
Erste Saison von „KlangRaum Steinfeld“ beginnt am Samstag, 29. April, 19 Uhr, mit dem „Frühlingserwachen“ in der ehemaligen Klosterbibliothek – Rheinbacher Geigenvirtuosin Judith Stapf tritt bei allen drei Ausgaben auf und ist mit ihren Eltern für das Programm verantwortlich
Kall-Steinfeld – Die Orgelkonzerte in der Basilika des Kloster Steinfelds sind weit über die Kaller Gemeindegrenzen hinaus bekannt und beliebt, schließlich wird hochklassige Musik geboten. „Kammermusikalisch fehlte aber etwas“, sagte Dr. Alfred Feuerborn, Vorstandsmitglied der Stiftung Kloster Steinfeld. Aus diesem Grund hat die Stiftung eine neue Konzertreihe ersonnen. „KlangRaum Steinfeld“ startet bereits am Samstag, 29. April, 19 Uhr, in der ehemaligen Klosterbibliothek und findet in diesem Jahr dreimal statt. An allen drei Terminen wird die 19-jährige Geigenvirtuosin Judith Stapf mitwirken. Die gebürtige, vielfach ausgezeichnete Rheinbacherin studiert derzeit an der Barenboim-Said-Akademie in Berlin.
Während die Stiftung Kloster Steinfeld als Veranstalter auftritt, lag die programmatische Planung in den Händen von Judith Stapf, ihrer Mutter Silke sowie Vater Wolfgang Klein-Richter. Über Silke Stapf kam auch der Kontakt zu Alfred Feuerborn zustande. „Frau Stapf ist Gesangslehrerin, ich singe selbst“, erzählt er. Überhaupt ist die Familie äußerst musikalisch: Silke Stapf ist Konzert-, Lied- und Opernsängerin und lehrt Gesang an der Folkwang-Hochschule Essen, Wolfgang Klein-Richter, ebenfalls Dozent in Essen, konzertiert auf der ganzen Welt im Bereich Klavier, Orgel, Kammermusik, Liedbegleitung und Alte Musik, außerdem ist er seit 1991 Organist in der romanischen Basilika Sankt Maria im Kapitol in Köln.
„Ich habe mit meinen Eltern das Kloster Steinfeld besichtigt“, sagte Judith Stapf. Musiziert hat sie dort aber noch nie, auch wenn sie immer wieder für Konzerte in die Region, also nach Köln und Bonn, kommt. „Es ist immer eine schöne Abwechslung, in der Heimat aufzutreten.“
Als roter Faden bei der inhaltlichen Planung dient im ersten „KlangRaum“-Jahr das Thema Jahreszeiten. Passend zum Datum heißt es am Samstag, 29. April, „Frühlingserwachen“. Schon früh sei klar gewesen, dass Beethovens Violinsonate Nr. 5 in F-Dur, op. 24, im Mittelpunkt stehe, teilt Judith Stapf mit und ergänzt um eine Information, die zeigt, dass auch damals schon gutes Marketing alles war. „Es wird erzählt, dass der damalige Verleger sie Frühlingssonate genannt hat.“ Die Assoziation sei aber berechtigt, erzählt Judith Stapf, die dann recherchiert hat, was zu dem Stück passt.
Ausgesucht hat sie ein Werk von Lili Boulanger. „Das wird selten gespielt, überhaupt war es ungewöhnlich, dass Frauen um das Jahr 1900 herum komponiert haben“, weiß Stapf. Spannend ist auch die Entstehungsgeschichte von Vaughan Williams‘ „The Lark Ascending“. Mit der Komposition hatte der Engländer 1914 angefangen, wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen und hat sie erst 1920 überarbeitet und fertiggestellt. Eine Sonate von Gabriel Fauré komplettiert das Auftaktkonzert, das Judith Stapf an der Violine gemeinsam mit Yuhao Guo am Klavier als Duorezital bestreiten wird. Guo kennt sie aus einer gemeinsamen Zeit am Pre-College Cologne, dem Ausbildungszentrum für musikalisch hochbegabte Kinder und Jugendliche in Köln.
Treffen mit dem „Schindlerjuden“ Jerzy Gross
Die Geschichte um Judith Stapf ist aber nicht vollständig erzählt, wenn man nicht auf den Film „Schindlers Liste“ und den „Schindlerjuden“ Jerzy Gross zu sprechen kommt. Fasziniert von der Musik des israelischen Geigers Itzhak Perlman, hörte sie als Zehnjährige erstmals die vom John Williams komponierte und von Perlman als Solo-Violinist gespielte Titelmelodie des oscarprämierten Spielberg-Holocaust-Dramas – sie hatte das Stück bei YouTube entdeckt. „Das Stück, eine Live-Aufnahme, war sehr schön. Das Publikum hat aber sehr stark reagiert, viele Leute weinten. Da wollte ich von meinem Vater wissen, wieso.“
So behutsam wie möglich erzählte Wolfgang Klein-Richter seiner Tochter vom Holocaust. „Ich wollte mich mit dem Thema aber noch mehr auseinandersetzen, um das Stück angemessen und richtig spielen zu können.“ Über die mit der Mutter befreundete Journalistin Angela Krumpen kam der Kontakt zu Jerzy Gross zustande. „Sie vermittelte ein Interview in einem Café. Er hat zunächst sehr verschlossen auf meine Fragen reagiert, ich war ja erst elf! Dann lenkte ich auf das Thema Musik, weil ich wusste, dass er auch Geige spielt – und plötzlich öffnete er sich.“ Krumpen verfasste aus dieser und folgenden Begegnungen das 2011 veröffentlichte Buch „Spiel mir das Lied vom Leben – Judith und der Junge von Schindlers Liste“.
Mit der Konzertreihe „KlangRaum Steinfeld“ geht es am Samstag, 15. Juli, 19 Uhr, mit der „Sommernachtsmusik“ weiter. Das Kammermusikensemble der Barenboim-Said-Akademie Berlin, dessen Mitglied Judith Stapf ist, wird Werke von Arnold Schönberg, Pjotr Iljitsch Tschaikowski und anderen darbieten.
Zum Abschluss der ersten Spielzeit stehen am Sonntag, 10. September, 18 Uhr, die „Jahreszeiten“ im Vordergrund. Judith Stapf an der Solovioline, begleitet von einem Kammerorchester und einem Kammerchor, begibt sich auf eine poetisch-musikalische Reise durch die „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi und Ernst Krenek. Die musikalische Leitung hat Wolfgang Klein-Richter inne. Unterstützt wurde er, gerade was die Arbeit am Chor angeht, von seiner Ehefrau. „Sie hat überhaupt erst Ernst Krenek ins Spiel gebracht“, erinnert sich Judith Stapf.
Alle Konzerte finden in der ehemaligen Klosterbibliothek statt. Karten zum Preis von 20 Euro (Schüler und Studenten bezahlen die Hälfte) gibt es an der Klosterpforte und im Klostercafé. Sie können auch telefonisch (02225/12340) oder per E-Mail klangraum-steinfeld@t-online.de geordert werden.
pp/Agentur ProfiPress