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Neue Hoffnung für Roma-Familie Rustem

Aufenthaltsrecht um vier Wochen verlängert – Überwältigende Welle an Hilfsbereitschaft

Haben neuen Mut gefasst: Vater Orhan Rustem und Beate Hausmann-Solh mit den vier Kindern der von Abschiebung bedrohten Roma-Familie aus Strempt. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Strempt – Hoffnung gibt es für die Roma-Familie Rustem aus Strempt. Wie berichtet, sollte das junge Ehepaar und seine vier kleinen Kinder in eine völlig ungewisse Zukunft nach Mazedonien abgeschoben werden, trotz der psychischen Erkrankung der Mutter, der Mehrfachbehinderung des sechsjährigen Sohnes Ali und der posttraumatischen Störungen bei ihm und seinen jüngeren Geschwistern. Bis zum gestrigen Montag, 10. Februar war das Aufenthaltsrecht für die Rustems ursprünglich befristet. „Am vergangenen Freitag hat das Ausländeramt des Kreises Euskirchen eine Verlängerung um vier Wochen erteilt“, berichtet Beate Hausmann-Solh, Leiterin der Strempter AWO-Kindertagesstätte „Glück auf“, die zwei Kinder der Familie Rustem besuchen.

Nun können die Familie und alle, die sich dafür eingesetzt haben, dass das Ehepaar und seine Kinder in Deutschland bleiben dürfen, zumindest vorübergehend aufatmen. Am Montag, 17. Februar wird ein Trauma-Spezialist in Aachen Mutter Ginelj psychologisch untersuchen. Sein Gutachten könnte ausschlaggebend dafür sein, ob die Familie dauerhaft in Deutschland bleiben darf oder nicht. Wie berichtet, war Vater Orhan Rustem aus Angst um sein Leben mit seiner Familie aus Mazedonien geflohen, nachdem er dort vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder derart verprügelt worden war, dass er mehrere Tage lang im Koma lag. Er hatte sich für die medizinische Behandlung seiner Frau Geld geliehen, konnte aber den Betrag nicht fristgerecht zurückzahlen. Ausgelöst durch den brutalen Überfall, leiden Frau und Kinder und posttraumatischen Störungen.

„Die Kosten für das Gutachten und auch für den größten Teil der Anwaltskosten können wir dank der eingegangenen Spenden decken“, so Beate Hausmann-Solh. „Überwältigend“, so die engagierte Kita-Leiterin, sei die Welle an Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung. So seien viele Sach- und Geldspenden bei ihr in der Kita eingegangen. „Außerdem haben wir mittlerweile mehr als 250 Unterschriften gesammelt.“ Diese sollen in den nächsten Tagen an Landrat Günter Rosenke übergeben werden.

Mit einem Schreiben sowohl an den Landrat als auch an die Härtefall-Kommission des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt Helga Kühn-Mengel, Vorsitzende des AWO-Regionalverbandes Rhein-Erft & Euskirchen, die Bemühungen, ein Bleiberecht für die seit September 2012 in Strempt lebende Roma-Familie zu erwirken. „Mit einer Abschiebung nach Mazedonien droht der Roma-Familie ein hoffnungsloses Schicksal“, schreibt die Bundestagsabgeordnete Kühn-Mengel an Rosenke. Falls sie abgeschoben würden, wären die Rustems „institutioneller Diskriminierung ausgesetzt“, warnt die Politikerin.

Gehör hat zwischenzeitlich der Ruf nach Arbeit für den vierfachen Familienvater gefunden: Eckard Böhlke, langjähriger Mechernicher Ratsherr und Unternehmer, hat sich bereit erklärt, Orhan Rustem in Vollbeschäftigung zu übernehmen. Ein Umstand, der sich positiv auf das Verfahren auswirken könnte. „Nun fehlt nur noch die erforderliche Arbeitserlaubnis“, hofft Beate Hausmann-Solh darauf, auch diese Hürde  nehmen zu können. Mutter Ginelj Rustem ist nach längerer stationärer psychiatrischer Behandlung seit einer Woche wieder zu Hause bei ihren Kindern.

pp/Agentur ProfiPress