Mit dem Wanderbus zum Eifelsteig
Kreis Euskirchen starte am 14. April ein Pilotprojekt – Bus fährt viermal täglich von Kall nach Mirbach und zurück – Anbindung an weitere Nordeifeler Wanderwege
Kreis Euskirchen/Steinfeld – Wanderer, die über einen Rundweg gehen, kennen das Problem nicht: Sie steigen an einem Parkplatz aus ihrem Auto aus, drehen ihre Runde und steigen auf dem Parkplatz wieder in ihr Auto. Wer aber keinen Rundweg geht, für den sind An- und Abreise komplizierter – so wie am Eifelsteig. „Der sucht zwar seinesgleichen, aber man ist zwangsläufig mit zwei Autos unterwegs“, erzählte Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher bei einer Pressekonferenz im Kloster Steinfeld.
Aus diesem Grund führen der Kreis Euskirchen und die Nordeifel Tourismus GmbH (NeT) einen Wanderbus ein. Ab dem 14. April – und bis zunächst 5. November – fährt die neue Linie 770 (Wanderbus Eifelsteig) der RVK viermal pro Tag von Kall über Kloster Steinfeld, Zutendaalplatz Nettersheim, Eiffelplatz Marmagen, Bahnhof Blankenheim Wald und Blankenheim Busbahnhof nach Mirbach und zurück. Die jeweils vierte Fahrt (immer gegen 17 Uhr) startet und endet in Golbach. Angepasst ist der Wanderbus an die Ankunftszeiten der Deutschen Bahn an den Bahnhöfen in Kall und Blankenheim Wald sowie an das Angebot TaxiBusPlus.
Im Juli vergangenen Jahres hatte der Kreistag die Umsetzung des Projekts Wanderbus Eifelsteig beschlossen. „Jetzt kann er zwischen Kall und Mirbach Fahrt aufnehmen“, sagte Landrat Günter Rosenke. Teiletappen der Partnerwege Rur-Olef-Route, Burgen-Route, Eifeler Quellenpfad und Eifeler Kräuterpfad werden in beiden Richtung angefahren. Angebunden sind auch der Römerkanal-Wanderweg und der Ahrsteig.
Bis zu 40.000 Euro jährlich kostet den Kreis Euskirchen das Pilotprojekt. Minimiert wird diese Summe durch die Einnahmen aus den Ticketverkäufen. Kunden zahlen den üblichen VHS-Tarif, für Gästekarteninhaber ist die Nutzung kostenlos. Mit dem Pilotprojekt soll auch ein Bedarf für eine Verbindung zwischen Hellenthal und Blankenheim getestet werden. Fahrgäste des Wanderbusses werden in der ersten Saison gezählt, außerdem findet in der Nordeifel eine Befragung der Gäste zum Thema Mobilität und ÖPNV statt.
„Ich bin überzeugt, dass das der Region zugutekommt“, ist sich Herbert Radermacher sicher, denn das Projekt Wanderbus sei nötig, um Besucher in die Region zu ziehen.
Eugen Puderbach, Geschäftsführer der Regionalverkehr Köln (RVK) GmbH, sieht darin auch eine Art Standortsicherung für den Kreis Euskirchen. „Wir wollen dazu beitragen, dass jeder Bürger motorisiert werden kann. Wenn wir das hinbekommen, hat die RVK ihren Sinn erfüllt“, sagte er.
„Ich bin froh, dass der Kreis erkannt hat, dass das touristische Mobilitätskonzept ausgebaut werden muss“, sagte Iris Poth, Geschäftsführerin der NeT. Auch die Rad- und Wanderbahnhöfe seien im Kreis bereits etabliert. Die Einführung des Wanderbusses Eifelsteig sei eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Die Cafés an den Haltestationen, exemplarisch nannte Poth das Café im Kloster Steinfeld, würden belebt werden.
Damit sei also auch ein volkswirtschaftlicher Nutzen gegeben, findet Eugen Puderbach. „Man sollte nicht immer nur den betriebswirtschaftlichen Effekt in den Vordergrund stellen, der öffentliche Nahverkehr wird sich ohnehin niemals rechnen“, sagte der RVK-Geschäftsführer. Er ist zuversichtlich, dass der Wanderbus genutzt wird. Kalls Bürgermeister Herbert Radermacher zieht Parallelen zum Nationalpark-Shuttle: „Das stand am Anfang stark in der Kritik, wird aber mittlerweile angenommen.“
In diesem Monat ist der Wanderbus sogar offiziell im Einsatz. Denn die Region Nordeifel steht im Finale des Bundeswettbewerbs „Nachhaltige Tourismusdestinationen 2016/17“. Die Juroren, die im April die Nordeifel besuchen, werden ebenfalls mit dem Wanderbus gefahren. „Wir hoffen auf eine erfolgreiche Prämierung“, sagte Poth, ergänzt aber auch: „Wir sind heute schon Sieger, da wir unter den fünf nachhaltigsten Tourismusregionen Deutschland zählen.“
pp/Agentur ProfiPress